Mittwoch, 27. April 2011

Der Berg des Schamanen

Neben dem Schamanenbaum den der Schamane benötigt um in die Anderswelt zu reisen, klettern viele Schamanen auch auf ihren persönlichen Schamanenberg, der für den Schamanen ein Omphalos darstellt einen „Nabel der Welt“. Es gibt wohl keine Religion die nicht den Begriff des „heiligen Berges kennt. Bei den Germanen war es der Berg Himingbjörg, die Inder und Tibeter kennen den Berg Meru und die alten Taoisten Chinas vermuteten das Lao Tse einst zum Jadeberg reiste, als er seine Heimat für immer verließ.

Die Tibeter kennen eine „mystische Geographie“ die mit der Beschreibung des Berges Meru beginnt. Diese „geheime Geographie“ ist gleichbedeutend mit Geomantie und sie setzt den Berg Meru mit der Erdachse gleich – also ein Omphalos. Zweifelsohne symbolisiert dieser Berg eine mystische Wirklichkeit und für jene die an diese „andere Wirklichkeit“ glauben ist ein solcher Berg auch in der uns umgebenden Wirklichkeit Realität- eben mystische Realität. Solche Berge verbinden seit je her die diesseitige Welt mit der Anderswelt sie sind also als Brücken gedacht, als geistige Stützen um Erfahrungen in der Anderswelt zu machen.

Wenn der Schamane auf solch einen kosmischen Berg klettert hat er immer seine Trommel und seinen Stab dabei. Der Schamanenstab ist sein Reisebegleiter ein Reiseführer sozusagen und mit der Trommel ruft er seine Hilfsgeister.

In der Einsamkeit der Wälder in ihrer höchsten Erhebung befindet sich der Schamanenberg und der Schamane zieht sich dorthin oft zurück um zu schamanisieren.

hukwa

Montag, 25. April 2011

Mit dem Rücken zur Wand – der Weg des Zen

Vielleicht ist das menschliche Leben eine Art Komposition, wenn dem so ist sollten wir es annehmen, mit all seinen Harmonien und Disharmonien. Erst durch das An-Nehmen können wir unsere eigene Totalität erfahren. Mit dieser Totalität vor Augen wird Meditation zu einer Reise in unsere ureigenste Existenz.

Es gibt viele Richtungen in der Meditation, alle Meditationswege zielen in ihrer höheren Stufe auf Erkenntnis hin. Es gibt das intellektuelle erkennen, die Logik, wie wir sie in der Schule erlernen. Es gibt aber auch das intuitive erkennen, eine Art Spürsinn, den wir durch Meditation in uns entwickeln können. Der Verstand wird immer ordnend und klärend in die Dinge eindringen, der letzte Sinn allerdings ist immer nur passiv erfahrbar. Er führt uns aus dem Vielfältigen zur Einheit, zur inneren wahren Gestalt hin. Das dies oft auch auf paradoxen Wege geschehen kann zeigt uns der Weg des Zen.

Die Widersprüchlichkeit des Zen ist auf die Tatsache zurückzuführen, das er sich mit etwas beschäftigt, was letztendlich unbeschreiblich und daher unerklärbar Ist. Dieses "etwas" liegt jenseits allen Denkens und kann nur durch unmittelbare Erfahrung verstanden werden. Im Zen arbeitet der Suchende mit einer Art von Metapher (Koan), die auf eine Wirklichkeitserfahrung deuten will, die jenseits von Worten und Gedanken liegt. Zen ist eine Meditationsschule, die wie das Wort aus Indien stammt, nach China kam dort den Taoismus aufnahm und von dort nach Japan gelangte, wo sich Zen bis heute aufs lebendigste entfaltet. Dort bildeten sich im Mittelalter die beiden Richtungen Soto und Rinzai aus. Man kann sie daran unterscheiden dass die Soto – Leute beim meditieren zur Wand hinsitzen, während die Rinzai – Jünger den Rücken der Wand zukehren und in Reihen ihrem Meister gegenübersitzen.

Zen beginnt beim Körper und der richtigen Körperhaltung, die immer wieder kontrolliert wird. Als Hilfsmittel dienen das zählen der Atemzüge, bei Rinzai auch das Koan, aber auch Schläge. Zen ist ein sehr hartes Training das um des Zieles willen – die Buddha-Erfahrung- auch Satori genannt – äußersten Einsatz verlangt. Durch das spezielle Sitztraining (zazen) bekommt der übende oft Beinschmerzen, im Zen sagt man hierzu lakonisch: Der Schmerz im Bein ist der Geschmack des Zen. In der Vollkommenheit der Lehre begegnet uns Zen immer in Form eines Meisters. Authentischer Zen ist immer ein Meister – Schüler Verhältnis.

In seinem Buch "Asien lächelt anders", beschreibt der Kulturphilosoph Jean Gebser, sein Treffen mit einem Roshi, einem "Großen Alten Meister" am Beispiel von Daisetz Suzuki, dem wohl bekanntesten Meister der Moderne:

"Suzuki... dem ich Jahre zuvor in der Schweiz begegnet war, hatte mich für einen Nachmittag in das Zen – Kloster des dortigen Tokeiji – Tempels eingeladen, in dessen Waldungen er ein schönes großes Haus bewohnte... Der "Doktor" kam behände eine kleine Treppe herunter, etwas nach vorn gebeugt, klaren Blickes, ungemein lebendig und wach. Er war nur wenige Stunden vor mir aus Tokio zurückgekehrt, wo er am Vortag trotz seiner einundneunzig Jahren einen Kongress geleitet hatte... Wir sprachen und schwiegen über Zen. Es war ein mehr metaphysisches Gespräch, dessen Inhalt hier... nicht interessiert. Ich erzähle von diesem Besuch aus einem anderen Grund. Da saß ich neben einem Asiaten, der eine Güte ausstrahlte, eine Heiterkeit des Herzens, der Seele und des Geistes, die in jedem Satz, in jeder Geste enthalten war. Dazu gesellte sich geistige Klarheit, blitzschnelles erfassen, ein geradezu abgründiges Verständnis für schwierige Probleme, eine Präzision der Definitionen, gepaart mit einer Weisheit, die über allem stand – alles Eigenschaften und Qualitäten, die man auch in Asien nur selten in einem Menschen vereinigt findet. Letztlich war er alledem bereits enthoben, blieb aber dennoch weltoffen und vermochte sich dem Mitmenschen... zuzuwenden."

Suzuki selbst schrieb einmal über Kontemplation folgend: "Irgendjemand hat bemerkt: Alles

Äußere sagt dem Individuum, das es nichts ist, während alles Innere es davon überzeugt, das es alles ist. Dies ist ein bemerkenswerter Ausspruch, denn jeder von uns hat dieses Gefühl, wenn er still sitzt und tief in die innerste Kammer seines Wesens blickt. In ihr regt sich etwas und flüstert ihm mit einer winzigen Stimme zu, dass er nicht vergebens geboren wurde. Irgendwo habe ich auch gelesen: Du wirst allein geprüft, allein gehst du in die Wüste, allein wirst du von der Welt gesiebt. Aber wenn ein Mensch in aller Aufrichtigkeit in sein Inneres blickt, wird er erkennen, dass er nicht einsam, hilflos und verlassen ist; in seinem Innern hat er das Gefühl einer herrlichen prachtvollen Einsamkeit, das Gefühl dass er ganz allein steht und doch von der übrigen Existenz nicht abgetrennt ist."

Suzuki war ein sehr kritischer Denker, vor allem wenn er die Wissenschaften und ihr einseitiges Denken, kritisierte::

"Diese Art, der Wissenschaft gegenüberzutreten, nenne ich die Methode des Zen, vor- oder über- oder sogar antiwissenschaftliche Methode.

Diese Art, die Wirklichkeit zu erkennen oder zu sehen, kann man auch triebhaft oder schöpferisch nennen. Während die wissenschaftliche Methode darin besteht, den Gegenstand zu töten, den Leichnam zu sezieren, die Teile wieder zusammenzusetzen und so zu versuchen, den ursprünglichen, lebendigen Leib wiederherzustellen, was in Wirklichkeit unmöglich ist, nimmt das Zen das Leben so, wie es gelebt wird, anstatt es in Stücke zu zerhacken und zu versuchen, es mit Hilfe des Verstandes wieder zum Leben zu erwecken oder in Gedanken die zerbrochenen Stücke wieder zusammenzuleimen.

Die Methode des Zen erhält das Leben als solches; es wird von keinem chirurgischen Messer berührt..."

Es gibt keine endgültige Antwort darauf was Zen eigentlich ist. Wer etwas tiefer in die Philosophie des Zen eingedrungen ist, wird bestätigen, das Zen obwohl eine recht alte Lehre, immer "modern", immer im Hier und Jetzt zu Hause ist. Der Hauptgrund ist wohl die Essenz des Zen, die nicht unbedingt auf einer niedergeschriebenen Lehre besteht, sondern einfach auf der ewigen Übung. Wesentlich ist allein das persönliche Erleben einer Antwort auf die Grundfragen menschlicher Existenz. Doch der Inhalt dieser Antwort ist dann so paradox, das diese von anderen oft überhaupt nicht nachvollzogen werden kann, er muss die Erfahrung selbst machen, will er verstehen. Zen sagt: Wer sich an den Verstand klammert, wird die Weisheit nie erkennen. Was bedeutet das sich der Übende im Suchen schnell verlieren kann. Man kann nicht finden was man nie verloren hat. Diese Welt ist das Nirwana; und wir selbst sind Buddha! Diese Botschaft kann man nicht über den Intellekt verstehen; nur im persönlichen Erlebnis, dem blitzartigen Akt der Erkenntnis wird sie zugänglich. Zen macht den Weg frei für das Einströmen, einer höheren dem Denken nicht mehr zugänglichen Wahrheit. Aber Zen ist auch nur ein Weg. Ein Weg der nicht für jeden geeignet ist. Wenn ich auf diesem Weg nicht vorankomme, dann sollte ich einen anderen Weg einschlagen. Schließlich gibt es viele Wege in der Meditation.

hukwa

Samstag, 23. April 2011

Löwenzahnwiese

Wandern im Hier und Jetzt - Ein Osterspaziergang entlang des Trippstadter Geomantiepfades

Wie ein funkelndes gelbes Sternenmeer blüht nun der Löwenzahn im Verbund mit dem weißen Wiesenschaumkraut auf den Wiesen rund um Trippstadt. Die Kirschbaumblüte ist fast schon vorüber dafür leuchten nun die Birnbäume in einem Wolkenhaften weiß. Auch die Apfelblüte beginnt nun. Im alten Erlenbruch im Kaltenborner Tal vermischt sich das goldene Leuchten der Sumpfdotterblumen mit dem zarten Grün der Moor- und Sumpfgräser. Das schwarz-grau der Erlenbäume die hier wachsen schenkt der Landschaft eine mystische Qualität. Einige Meter entfernt vom Erlenbruch plätschert ruhig und sanft der alte Brunnen unterhalb des Wilensteinerhofes. Jetzt, am frühen Morgen ist überall das jubilierende Konzert unserer heimischen Sänger zu vernehmen und über der nah gelegenen Burg Wilenstein kreisen majestätisch zwei Habichte.

Mit dem heraufziehen des Frühlings hat sich die Landschaft gewandelt und der aufmerksame und bewusste Wanderer, kann jetzt noch intensiver in der Landschaft lesen, kann sie deutlich hören, ihre Sprache ergründen und versuchen ihre Seele zu spüren. Wer jetzt zu einer Wanderung aufbricht wird von Allmutter Natur nicht enttäuscht werden, die Landschaft wird ihn beschenken. Vor allem die Landschaftsästhetischen Qualitäten entlang des Geomantiepfades mit seinen gestalterischen Merkmalen, wie den alten Eichbäumen, den wuchtigen Buntsandsteinfelsen entlang der rauschenden Moosalb die sich unterhalb der Wilensteiner Burg durch das romantische Karlstal schlängelt.

Oberhalb des Tals im Hochwald beim alten Pionierweg liegen versteckt in den grünen Winkel dieses mächtigen Waldes romantische Plätze wo man Einsamkeit und Zweisamkeit mit der Natur genießen kann. An solchen Plätzen wird das Landschaftserlebnis zur persönlichen Erfahrung. Man spürt förmlich die Kraft die an diesen Orten wirkt. Die Landschaft die den Wanderer hier erwartet fordert ihn zur Bewusstseinswanderung förmlich auf. Während einer solchen Wanderung kann es sehr schnell passieren das man mit der Landschaft verschmilzt und Eins mit ihr wird. Dieses Eins werden mit der Landschaft ist Ziel des spirituellen und Meditativen Wanderns. Innere und äußere Landschaft werden Eins und unsere Wanderung erhält die Aura der Zeitlosigkeit. Wir Wandern im Hier und Jetzt.

hukwa

Dienstag, 12. April 2011

Alte Waldberufe - Der Pottaschbrenner

In alter Zeit war es fast allein der Wald der die elementaren Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen vermochte. Eine große Anzahl von Waldberufen gab es in früherer Zeit: Holzhauer, Köhler, Schindelmacher, Holzknechte, Besenbinder, Harz- und Pottaschbrenner, um nur einige zu nennen.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Pottasche ein unentbehrlicher Rohstoff für die verschiedensten Gewerbe. Flurnamen wie Eschebel- Loch, Pottaschäcker und Pottaschweiher zeugen noch heute von diesem alten Handwerk. Der Pottaschbrenner oder Pottaschsieder war unter anderem ein Zulieferer der Glashütten und Seifensiedereien.

Roland Paul berichtet in „von alten Berufen im Pfälzerwald“…und noch zu Beginn des 19.Jahrhunderts spielte die Pottasche als Handelsgut im Raum Kaiserslautern eine beachtliche Rolle“.

Pottasche ist ein grauweißes alkalisches Salz, das aus der Holzasche ausgelaugt wird. Dabei werden die Kalisalze und etwas Kieselsäure gelöst. Durch Abdampfen und Glühen gewinnt man eine Salzmasse, die sogenannte Pottasche. Besonders begehrt war die Buchenpottasche. Die Asche wurde in großen Kesseln, sogenannten „Pötten“, gewonnen. Daher der Name Pottasche. Neben der Glas und Seifenherstellung, benötigte man Pottasche zur Herstellung von Farben aber auch die Bleicher, Garnkocher, Salpetersieder, Schmelzer und Gerber brauchten sie. Das Tuchgewerbe benötigte sie zum Waschen der Wolle. Schon im Mittelalter besaß die Stadt Kaiserslautern ein sehr bedeutendes Tuchgewerbe, das sich schließlich im 18. und 19. Jahrhundert zu einer Industrie entwickelte. Es ist daher also nicht verwunderlich, dass das Pottaschenbrennergewerbe in Kaiserslautern und den umliegenden Walddörfern recht gut florierte.

Erich Bauer und Volker Christmann berichten uns in der Broschüre „der Stadtwald Kaiserslautern“: “…noch im Jahr 1849 zählte man in der Rheinprovinz 229 Pottaschesiedereien. Auch in den Kaiserslauterern Ratsprotokollen lesen wir des öfteren von diesem Gewerbe. So bittet 1657 der Hagenauer Bürger Lorenz Rosenzweig, ein Pottasche und Harzbrenner, ihn in Lautern wohnen zu lassen, um hier sein Gewerbe ausüben zu dürfen. Im Jahr 1707 beklagen sich die Lauterer Bürger darüber, dass der Oberförster den Pottaschbrennern erlaubt habe, „ganze Walddistrikte abzuhauen“.

1774 hatte der Bürger Compter die Pottaschbrennerei im Stadtwald gepachtet. Für jeden Zentner hergestellte Pottasche musste er 1Gulden 20Kreuzer bezahlen. Bei der Abrechnung ergaben sich Differenzen. Der Brenner gab 40 Zentner, der Forstmeister aber über 80 Zentner an. 1780 wurden mehrere Einwohner angezeigt, weil sie im Stadt- Stifts- und Reichswald ohne Erlaubnis Asche gebrannt hatten. Sie wurden zu Turm und Geldstrafen verurteilt. Kurfürst Johann Wilhelm klagte 1711, dass durch „das Aschen- Brennen in denen Wäldern durch die Pottaschensieder nicht geringer Schaden geschiehet, in dem dadurch…viele gesunde, meistens aber unten am Stamm faul beschädigte Buchen, Mastbäume durch dieses lose Gesindel angesteckt und verbrannt, ja öfters ganze Revieren durch das Feuer verderbet werden…“. Er erließ ein Gesetz zur besseren Kontrolle der Pottaschbrennerein.

Viele Haushalte in denen „Buchenes“ im Ofen gebrannt wurde, stellten ihre eigene Pottasche her. Zu Zeiten unserer Urgroßmütter war der sogenannte „Laugenständer“ ebenso unentbehrlich wie das Schuheisen, der Milchtopf oder das mit glühender Kohle gefüllte Bügeleisen. Dieses hölzerne Gefäß diente dazu die am Herd abfallende Asche als Waschmittel zu sammeln. Für die einfachste Art, diese Waschlauge zuzubereiten, übergoss man die gesamte Asche mit lauwarmen Wasser und rührte es immer wieder fleißig um. Nach einigen Stunden siebte man die überstehende Flüssigkeit durch ein Tuch und schon hatte man ein Wasch und Scheuermittel.

Ein interessantes Zeitzeugnis zur Pottaschbrennerei hinterließ uns der Pfälzer Heimatforscher Lukas Grünenwald aus dem pfälzischen Dembach. In seinen Jugenderinnerungen berichtet er:

„Diese Pottaschhütten waren, kleine viereckige Steinhäuser mit einer Stube und Küche und Holzlage darüber. In der Küchenecke stand ein großer, runder Eisenkessel im gemauerten Herd zum Pottaschsieden und ein Kamin stieg von da über das Satteldach empor. In den drei Wänden dem Eingange gegenüber, waren kleine Fenster. Die nötige Holzasche wurde in allen Dörfern weithin gekauft und in Säcken auf Handkarren und Wagen auf den damals noch schlechten Strassen oft mühsam heimgebracht. In der Hütte wurde sie zuerst zuerst kalt beigesetzt d.h. in grauen Weidenkörben, die innen mit Leinwand ausgeschlagen waren und über Laugebütten standen, mit Bachwasser übergossen und durchsickert, bis sie ganz ausgelaugt war. Die Mutterlauge wurde dann im Herde so lange gesotten, bis nur noch die weiße, kostbare Pottasche übriglieb, die dann um teuren Preis an Glashütten verkauft wurde.“

Literaturhinweise:

Helmut Seebach- Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz (Quelle:Wikipedia).

Erich Bauer und Volker Christmann – Der Stadtwald Kaiserslautern.

Roland Paul: Von alten Berufen im Pfälzerwald- in Der Pfälzerwald- Porträt einer Landschaft.

hukwa

Freitag, 8. April 2011

Vom richtigen Umgang mit alten ehrwürdigen Bäumen

Das man nicht gleich zur Motorsäge greifen muss wenn es um Altbäume die gesichert werden müssen geht zeigt ein Beispiel der Gemeinde Trippstadt. Hier stand kurz zur Diskussion ob ein alter Birnbaum aus Sicherheitsgründen gefällt werden müsse. Bürgermeister, Beigeordnete und Grundstücksbesitzerin entschieden sich für den Erhalt des alten Baumes, denn schließlich stellt dieser Baum am Landauer Weg in Trippstadt ein Stück Kulturgut dar. Da die Gemeinde Trippstadt für einen nachhaltigen und naturnahen Tourismus sich einsetzt, hat man beschlossen diesen Altbaum zu pflegen anstatt zu fällen. In der Trippstadter Gemeinde stehen insgesamt drei solcher alter Wegbäume, alles Birnbäume.

Es sprechen viele Gründe für die Erhaltung solch ökologischen Kulturgutes. Die ökologische Nutzung dieser alten Bäume kommt ja nicht von ungefähr sondern ist wissenschaftlich erwiesen. Gerade in unserem Zeitalter der Klimaerwärmung und eines sich immer weiter ausbreitenden Ozonloches haben solche Bäume eine sehr wichtige Schutzaufgabe. Ein solcher Baum reduziert die Strahlungsintensität der Sonne und schützt den Menschen vor Hautschäden. Bäume dämpfen den Verkehrslärm, sie regulieren den Sauerstoffhaushalt und sorgen im Sommer für angenehme Luftfeuchtigkeit und Kühle. Vor allem die älteren Bäume wie eben der alte Birnbaum am Landauer Weg sind eigene Ökosysteme. Sind Lebensräume für Vögel, Kleinsäuger und Insekten; sie sind Heimstatt, Nistgelegenheit, Nahrung und Winterquartier, Zufluchtsorte für bedrohte Tierarten. Sie sind wichtige Lebensnetze, Brücken in der ökologischen Vernetzung. Letztendlich sind sie Bewahrer und Schutzraum für die Vielfalt der Natur. Denn wenn solch alte Bäume fallen, fallen gleichzeitig Hunderte Arten eines Lebensnetzes. Im Fall dieses alten Birnbaumes haben sich die Trippstadter Kommunalpolitiker und die Grundstücksbesitzerin für einen ökologischen Weg entschieden, worüber sich sehr viele Bürger gefreut haben.

hukwa

Gedanken eines Wildpflanzengärtners

Im Osten geht die Sonne auf. Ich schaue über die Pflanzenbeete, um zu erkennen was sich über Nacht in meinem Garten alles verändert hat. Jeden Morgen schenkt mir der Garten, die Freude und Energie, die ich für mein Tagwerk benötige, so dass ich mich manchmal frage:Besitzt der Garten mich oder besitze ich den Garten? Beides ist wohl der Fall und es ist gut so. Mein Blick streift über die vielen Töpfe, bepflanzt mit hunderten von Wildpflanzen. Aus dem warmen Hügelbeet in dem die ersten Datura und Bilsenkrautsamen keimen, steigt feuchter Nebel hoch. In der Hand halte ich ein altes abgebrochenes Hirschgeweihstück, das ich seit über dreißig Jahren als Pflanzstock nutze. Ich habe viele Gärten in meinem Leben bearbeitet, sie sorgten für meinen Lebensunterhalt. Ich setze mich für einen Moment in den selbst gebauten Weidenwildholzstuhl dieser hat Wurzeln gezogen und grünt nun. Mein Auge streift die Bäume die ich vor Jahren pflanzte, kehrt zum Wasserbecken und bleibt am Kalmus haften, ein alter Freund der mich seit langer Zeit begleitet. Der Grünspecht ruft. Ich entferne die Schnecken von den Pflanzen und beginne mit dem bepflanzen, beobachtet von unseren Katzen. Als sie im Haus verschwinden kommt das Rotkehlchen angeflogen, jeden Gartenmorgen kommt es mich besuchen. Ich wühle in der schwarzen Erde, fühle den Austausch zwischen mir und der alten Mutter Gaia. Die Beschäftigung mit der Erde lässt mich die Verbindung zu meinen Vorfahren spüren. Es ist die alte Graswurzelphilosophie die nun in mir wirkt. Die Stille des Gartens ist ähnlich der Stille tiefer Wälder, sie bringt mir das Eine näher.
Die Treue und Liebe zum Garten ist die Treue und Beständigkeit zum Planeten. Das System des Gartens ist Harmonie, während das System ausserhalb der Gärten immer mehr ausser Kontrolle gerät. Ein Garten könnte der ideale Lernort für die Roßtäuscher der Politik sein.
hukwa

Donnerstag, 7. April 2011

Stadtkastanienbaum

Inmitten dieser Betonlandschaft
so still
so träumend
steht ein Kastanienbaum
verloren dennoch sich sehnend
nach Kuckuckslied und Drosselschlag
gefangen im Bauch des grauen Leviathan
steht einsam der Kastanienbaum
angegriffen vergiftet besudelt
schwarz von Smog und Staub
steht einsam träumend verloren
nach Artgenossen sich sehnend
in grauen Beton gerahmt
der einsame Kastanienbaum
Tausend Blicke streifen täglich sein Geäst
doch niemand bemerkt im Grau der Stadt
den einsamen Kastanienbaum
dennoch in unerschütterlicher Ruhe
in seinem Wesen Baumesecht
grünt jedes Frühjahr in dieser Betonlandschaft
der einsame Kastanienbaum
dann regt sich wieder Leben in ihm
Stadttauben gurren in seinem Astwerk
Amseln bauen bei ihm ihr Nest
denn Kindern fällt es als erstes auf
sie sehen es am Morgen von ihrem Fenster aus
grün sieht er jetzt aus
vielleicht denkt mancher nun
seht der alte Kastanienbaum
er hat es wieder geschafft zu
ergrünen in der grauen Stadt.
hukwa

Dienstag, 5. April 2011

Der gedichtete Ernstfall

Hier stehen die Häuser
darinnen stehen noch die Möbel
an der Garderobe hängen noch die Kleider
auf dem Tisch steht noch das Geschirr
hier steht das Bücherregal
darinnen stehen noch die Bücher
dort ist das Kinderzimmer
auf dem Boden liegen noch die Spielsachen
da ist die Küche
in den Schränken stehen noch die Konserven
hier ist der Geräteschuppen
mit Gartenwerkzeug und Rasenmäher
vierzig Kilometer von hier steht noch das Atomkraftwerk
es strahlt noch immer.
hukwa