Sonntag, 12. April 2015

Tarot – Selbsterfahrungen mit einer Bildersprache

Tarot- Symbolik des Unbewussten
Vor einiger Zeit habe ich mein altes Tarot – Deck aus meinem "Zauberschrank" mal wieder hervorgeholt um mich mal wieder mit der symbolischen Bildersprache dieser uralten Karten zu beschäftigen. Der Symbolismus des Tarot ist immer modern und für jene die sich damit beschäftigen eben immer aktuell. Die Herkunft dieser symbolschweren Karten liegt im Dunkeln der Geschichte begraben. Niemand kann sagen ,wo diese Karten das erste Mal auftauchten. Bei den Symbolen handelt es sich um Bilder die menschliche Bezüge und kosmisches Geschehen in verschlüsselter Form darstellen. Zweifelsohne sind die Arkane des Tarot im menschlich Unbewussten und im kollektiven Bewusstsein der Menschheit zu Hause.

Tarot als Zugang zum Unbewussten
Symbole können als psychische Vermittler die Konzentration auf die Urbilder der Psyche lenken, eben auf das kollektive Unbewusste, als auch auf das persönlich Unbewusste und so die Kräfte dieser Bereiche wieder ins Bewusstsein leiten. Sie sind jene Sprache mit der sich die innere Welt verständlich macht und sich wieder in unser Denken zurückrufen will. Für mich ist der Tarot ein kosmisches Spiel. Symbole dienen als Stufen, die zu unserem verborgenen Zentrum führen, zum Selbst. Um sie nutzbar zu machen, müssen sie gesammelt und geordnet werden. Dies kann über die Symbolik des Tarot getan werden. Unter anderem sind diese Karten auch eine Anleitung, eine Hilfestellung, die Symbolik unseres Unbewussten zu ordnen.

Tarot- zeitlose Symbolik
Der Tarot ist eine mythische Bilderschrift die es zu entziffern gilt. Es gibt keine wissenschaftliche Methode die Symbolik des Unbewussten zu Deuten, jeder muss seinen eigenen Zugang finden; ganz im Sinne von Heinrich Zimmer, der in seinem Aufsatz, "der Dilettant im Umgang mit Symbolen," schreibt: "Die Methode- oder eher Gewohnheit- das Unbekannte auf bereits Bekanntes zurückzuführen, ist ein uralter Weg zu intellektueller Selbsttäuschung. Sie führt zu unfruchtbarem Dogmatismus, geistiger Selbstzufriedenheit und unerschütterlicher Überzeugung von der eigenen Überlegenheit. Wir müssen stets bereit sein, unseren sicheren Standpunkt aufzugeben, wenn ein zeitloses Symbol aus den Tiefen unserer Bilderwelt emporsteigt und sich dadurch eine neue Vorstellung- sanft oder gewaltsam- aufdrängt, sonst betrügen wir uns selbst um die Frucht einer Begegnung mit der Weisheit von Jahrtausenden".
Der Tarot spricht zu uns in der Sprache der Symbolik des Unbewussten, nähern wir uns ihm in der richtigen Art und Weise öffnet er uns die Tore zu den geheimen Kammern unserer Seele. Die Karten selbst können niemals ganz verstanden werden aber gerade deshalb eröffnen sie dem Suchenden neue und ursprüngliche Einsichten. Die Karten sind Ausdrucksmittel kosmischer Kräfte des Lebens, die ja auf jeden einwirken und somit ein Zugang zu den archetypischen Inhalten unseres Unbewussten.
Man sollte die Karten meditativ betrachten dann regen sie die kreativen Kräfte unserer Psyche an und können zu einer inneren Erweiterung unseres Bewusstseins führen. Sie geben uns die Möglichkeit die verborgenen Fähigkeiten unseres Unbewussten zu aktivieren und somit Teil eines kosmischen Spiels zu werden. Der Tarot eröffnet uns bisher unerschlossene Gebiete unseres Geistes indem sie die alltägliche Welt mit der Welt des Geistes verbindet. Das ganze System des Tarot wurde im Verlauf der Jahrhunderte verschiedentlich gedeutet, wie es auch zu seiner Herkunft viele Spekulationen gibt, ich persönlich, kann mich am besten mit der Deutung von Heinrich Zimmer identifizieren dieser schrieb: "...außer den vier Farben...enthält dieses Spiel eine höhere Serie von 22 Spielkarten. Eine von ihnen "der Narr" trägt keine Nummer; er ist vermutlich der Vorläufer des heutigen Jokers. Die anderen 21 waren nummeriert, um eine fortlaufende Serie zu bezeichnen. Nach meiner Überzeugung stellt die Bilderschrift dieser Karten die Stufen eines esoterischen Initiationsordens dar, der zwar vorwiegend christliche Zeichen benutzt, aber nur um die Formen der Gnostik zu bemänteln, einer ketzerischen Lehre, die in Südfrankreich bis ins 15.Jahrhundert weit verbreitet war. Der Initiant gelangte, nachdem er zwanzig Grade der allmählich zunehmende Erleuchtung durchschritten und ebenso vielen charakteristischen Versuchungen widerstanden hatte, schließlich zur Stufe der mystischen Vereinigung mit der heiligen Dreieinigkeit. Das wurde durch die höchste Karte der Serie versinnbildlicht: den tanzenden Hermaphroditen. Die Seele war die Braut des Herrn; in der Gestalt des Hermaphroditen waren beide eins."

hukwa

Gnosis

"Nur wirkliche Gefühle besitzen die Macht, sich auf unbelebte Materie zu übertragen", schrieb die französische Philosophin Simone Weil. Sie – die Gebürtige Jüdin, näherte sich in ihrem Leben immer mehr dem Christentum zu. Aber- sie wollte eine freie, undogmatische Auslegung des christlichen Glaubens. Sie wusste sehr gut dass wenn sie dem Christentum ein Existenzrecht zusprach, so musste sie auch die Existenz der Mythen anerkennen. In ihrer Schrift "Entscheidung zur Distanz", schreibt sie: "Nichts verbietet die Annahme einer Verbindung zwischen Melchisedek und den antiken Mysterien. Es besteht eine Verwandtschaft zwischen dem Brot und Demeter, dem Wein und Dionysos...Jedenfalls wissen wir nicht, ob es nicht schon vor Jesus Inkarnationen des Logos gegeben hat und ob nicht Osiris in Ägypten, Krisna in Indien dazu zählen... Damit das Christentum sich wahrhaft inkarniere, damit der christliche Geist das ganze Leben durchtränke, bedarf es zuvor der Anerkennung dessen, das geschichtlich gesehen, unsere weltliche Kultur ihren Ausgang von einem religiösen Geist genommen hat, welcher der Zeitrechnung nach zwar vorchristlich, seinem Wesen nach jedoch christlich war..."
Dies nenne ich eine objektive, undogmatische, christlich – mythologische Betrachtungsweise der "Sache Jesu". Sie ist sehr gnostisch, daher kann ich mit dieser Vorstellung sympathisieren.
Um sich ein Gesamtbild des Menschen Jesu zu machen, darf man nicht nur die Evangelien als alleiniges Studium ansehen, man muss auch die gnostischen Texte und die Apokryphen "befragen".
Mythologie und katholischer Glaube miteinander zu verbinden, zumindest spirituelle Anklänge auszudrücken zu versuchen, gelang Tolkien in seinem großartigen Doppelwerk "das Silmarillon" und "der Herr der Ringe". In einem Brief bezeichnete Tolkien den "Herr der Ringe" wörtlich als "durchaus religiöses und katholisches Werk, zumindest im Rückblick". Zwar sind in der vorchristlich, heidnischen Welt von "Mittelerde" Gott und Religion nicht vertreten, doch werden im Spiegel der Sage metaphysische Fragen aufgeworfen, so auch nach Tod und Unsterblichkeit. Im "Herr der Ringe" finden wir einige christliche Motive vor, vor allem katholische, wie das Elbenbrot aus Lorien uns beweist. Es war aus "Mehl gemacht, dass außen beim Backen leicht braun geworden war, aber innen die Farbe von Sahne hatte". In der Elbensprache nennt man dieses Brot "lembas", was "Wegbrot" oder "Wegzehrung" bedeutet. In der Hochelbensprache heißt das Gebäck "Lebensbrot" (coimas). Dem Katholiken sind beide Namen vertraut als Bezeichnung, für die Kommunion. In seinem Aufsatz "über das Märchen", schreibt Tolkien: "Das Evangelium hat die Legenden nicht abgeschafft, es hat sie geheiligt". In diesem Sinne ist Tolkien ein Gnostiker.
Gnosis bedeutet ja nicht anderes als Erkenntnis, und zwar ist dabei nicht nur ein gedankliches Erfassen im Sinne einer Erkenntnistheorie gemeint, sondern darüber hinaus ein Schauen und ein Einswerden des Erkennenden mit dem Gegenstand der Erkenntnis. Dieser Gegenstand der Erkenntnis ist Gott, und die Erkenntnis Gottes bedeutet zugleich ein Erkennen der von Gott ausgehenden oder mit Gott identischen Zwecke und Gesetze der Welt, der Geschichte und des menschlichen Lebens. Die Gnostiker bedienten sich einst der zusammengebrochenen, sie umgebenden heidnischen Welt, sie fügten den Trümmern des Heidentums, ihre eigene Versionen des Christentums bei.
Die Gnosis als Sammlung verschiedener Schriften ist somit ein theologisch-philosophisch eklektisches System. In der Gnosis verbinden sich Mythologie und christliche Legende. Das Christentum ist nur eine Folgereligion aus weitaus älteren Religionen und Mythologien. Ein
"Gnostischer Christus" ist heute vielen Menschen sympathischer als ein dogmatisch – kirchlicher Christus; denn Jesus steht in einer langen Reihe von Gestalten, in denen sich Gott immer wieder zu erkennen gab, z.B. in Krisna und Apollo.
Zu Beginn des Hebräerbriefes heißt es: "Zu verschiedenen Zeiten und auf mannigfache Weisen hat Gott von altershehr durch die Propheten zu den Vätern gesprochen: am Ende dieser Tage sprach er zu uns durch seinen Sohn." Wenn man also in einer gnostischen Auslegung auch die großen Gestalten des Mythos zu den Propheten zählt, die den Völkern Weisungen gegeben haben, dann drang auch durch sie Gottes Stimme und Herakles war dann nichts anderes als ein Vorgänger Jesus. Nach der Kreuzigung stieg Christus zur Hölle ab. Diese Phase seiner Mission ist prägfiguriert im Leben verschiedener Götter, Halbgötter und Helden der Antike. Osiris, Horus, Isis, Ischtar, Demeter, Herkules, Theseus, Orpheus.
Im Nassenehrpsalm sagt Christus: "Alle Welten werde ich durchwandern, alle Mysterien aufschließen". Im mandäischen "Ginza" sagt der Erlöser: "Ich habe alle Welten und Generationen durchwandert." Der Weise Silvanus spricht in seinen "Lehren" von den vielen Gestalten, die Christus bei seinem Abstieg durch die Sphären jeweils der Situation entsprechend annahm. Den "Pseudo-Klementinen" zufolge, "durcheilt der wahre Bote, in dem er seine Gestalten mit seinem Namen ändert, vom Anbeginn der Welt an die Zeitalter, bis seine Zeit erfüllt ist und er, von Gottes Gnade für seine Taten gesalbt, zur ewigen Ruhe gelangt".
Hätte eine offizielle Vermählung zwischen Christus und der Demeter stattgefunden wäre die religiöse Entwicklung der Menschheit weitaus undogmatischer verlaufen.

hukwa