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Foto©UteKW |
Platon
kannte vier Kardinalstugenden- die Weisheit, die Tapferkeit, die
Besonnenheit und die Gerechtigkeit. Über ihnen scheint die Sonne des
Schönen. Platons Ethik die eine politische Ethik ist, dehnte er auf
das gesamte menschlische Sein und Leben aus. Das Ideal ist die
Vollkommenheit der Gattung, nicht der Einzelnen.
Im
„Phaidros“ spricht Platon vom staunenden Erschrecken, wenn die
richtigen Ideen auftauchen in dem sich die Seele an etwas
zurückerinnert was sie unbewusst schon immer besessen hat. Er nannte
solche Momente Anamnesis – Wiedererinnerung: die menschliche Seele
hat im Zustand der Präexistenz in der übersinnlichen Welt die Ideen
geschaut und erinnert sich jetzt beim Anblick der einzelnen
Erscheinungen an ihre einst geschauten Urbilder, die Ideen. Alles
Lernen ist also letztendlich Wiedererinnern. Auch der Gedanke an das
Schöne ist eine Wiedererinnerung. Der Neuplatoniker Plotin sagte in
diesem Sinne: „Die Schönheit ist das Durchleuchten des
ewigen Glanzes des Einen, durch die materiellle Erscheinung.“
Das
Denken über das Schöne ist dass Abweisen des Bösen. Denn das
Schöne ist eine Kraft die in uns einstrahlt und wieder ausstrahlt.
Eine Macht die verdeckt immer in uns vorhanden ist. Diese „Macht
des Schönen“ gilt es aus dem Eingesperrtsein unserer subjektiven
Enge zu befreien und Scheinen zu lassen.
Das
Schöne ist in uns allen als auch außerhalb von uns, als etwas das
die empirische Welt überstrahlt und vom Einzelnen erkannt werden
will und ist somit eine Transzendenerfahrung. Eine Erfahrung die uns
einen Zugang zum Sein eröffnet.
Durch
ihre ganze Geschichte hindurch hat die Menschheit immer wieder
versucht was sie als „schön“ betrachtet, als eine Kraft zu
empfinden.
Das
Sonnenvergleichnis in der Politeia Platons vergleicht die Fähigkeit
zu erkennen mit der zu sehen. Beide bedürfen des Menschen als
Medium: Wie die Sonne dem Sehenden, so hilft die Idee des Guten dem
Erkennenden. Nur unter dem Gesichtspunkt des Guten (Schönen) gewinnt
die Erkenntnis der Welt für ihn einen Wert. So sagt Platon:
„...Ebenso nun sage
auch, dass dem Erkennbaren nicht nur das Erkanntwerden von dem Guten
komme, sondern auch das Sein und Wesen habe es von ihm, obwohl das
Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an Würde
und Kraft hinausragt.“
(Platon-Politeia).
Ein
Sonnenuntergang ist in erster Linie kein Augenblick sondern ein
Ideal, wenn ich ihn betrachte eröffnet sich mir der Zugang zum
Schönen. Somit erhält das Schöne einen existentiellen Charakter,
wird Teil einer intelligiblen Weltsicht.
Für
Platon ist das Schöne über alles Vergängliche erhaben. Im
„Symposion“ wird gesagt: wenn es ein Moment gibt, das dem Leben
Wert verleiht, so ist es die Betrachtung des an sich Schönen.
Nicht
jeder kann das Schöne erkennen oder will es erkennen. Im „Alcibiades
Maior“ muss Alkibiades zugeben, dasss er das Wesen des Schönen
nicht kennt. Im „Hippias Minor“ sucht Sokrates dem Sophisten
Hippias eine Formulierung des Schönen abzulocken, wobei dieser
versagt.
Dass
Schöne will eben erkannt sein.
hukwa