Montag, 31. August 2009

Wanderung in den Altweibersommer

Wenn in Trippstadt die Vorbereitungen für das Kohlenbrennerfest beginnen, liegt schon ein "Ahnen" von Altweibersommer in der Luft. Wer nun am frühen Morgen durch die umliegenden Wiesen und Wälder streift, spürt dies sehr bald. Ja, man kann es sehen!
Früh am Morgen funkeln Abertausende von silbrig glänzenden Spinnweben in Gräsern, Büschen und Bäumen. Dick und fruchtig glühen nun die roten Früchte der Ebereschen. Dazwischen blinken romantisch die schwarzen Trauben des Holunders.

Jetzt da sich der Sommer seinem Ende zuneigt bricht in der Regel noch einmal mit voller Wucht "die fünfte Jahreszeit", wie wir den Altweibersommer in der Pfalz gerne nennen, über uns herein. An den Feldrainen laden verwilderte Apfel und Birnbäume den Wanderer zu einer kurzen Rast ein. Die Luft ist in dieser Jahreszeit besonders klar und rein und über den vielen Wiesen kann man nun oft den gleitenden Flug des Bussards und Habichts beobachten. Bald röhren im innern des tieferen Pfälzerwaldes die Hirsche und die Heckenrose, die im Frühjahr die Landschaft mit ihren rosa und weißen Blüten verzauberte präsentiert sich im Frühherbst zum zweiten Mal in voller Schönheit, nämlich mit ihren satten, dicken, roten Früchten.
Früh am Morgen sollte der Wanderer nun aufbrechen und sich hineinbegeben in das grüne Herz des Pfälzerwaldes.
Die "fünfte Jahreszeit" bezeichnet einen Zeitabschnitt im Jahreskreislauf, oft im September, welcher sich durch ein Hochdruckgebiet, stabiles Wetter und ein warmes Ausklingen des Sommers auszeichnet, eben der sogenannte Altweibersommer. Dieser Name leitet sich von den Spinnweben her, mit denen junge Baldachinspinnen durch die Luft segeln. Gemeint ist mit dem Wort jedoch kein schönes Wetter für ältere Frauen, sondern der Begriff führt uns tief in die Mythologie unserer Vorfahren, der Germanen zurück. Die wunderschön glitzernden Fäden der Baldachinspinnen funkeln im Sonnenlicht wie lange silbergraue Haare.

In alten Sagen und Überlieferungen heißt es, dass "alte Weiber", (was damals noch kein Schimpfwort war) diese "Haare" beim Kämmen verloren hätten und dass dies das Wirken der "Nornen", der alten Schicksalsgöttinnen, die die Lebensfäden der Menschen spinnen,war. Alten Menschen, an denen solche Spinnfäden hängen bleiben, sollten sie Glück bringen. Spätere – im Christentum entstandene Legenden wiederum wissen zu berichten, dass die Silberfäden des Altweibersommers aus dem Mantel Marias stammen, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug. Im Volksmund heißen deshalb diese Spinnfäden auch "Marienfäden", "Marienseide", "Marienhaar".
Es gibt Meteorologen die fest behaupten der Altweibersommer sei der einzige Sommer auf den man sich verlassen kann. In Wetterstatistiken ist diese schön Wetterperiode tatsächlich seit ca. 200 Jahre nachweisbar und in Bauernregeln sogar seit vielen Jahrhunderten. Ursache ist ein Festlandshoch über Osteuropa das trocken-kontinentale Luft nach Mitteleuropa einströmen lässt.

Es ist die Zeit sich aufzumachen zu einer schönen Wanderung, denn Herbstzeit ist Wanderzeit und auch die Zeit der Pilzsammler, die nun überall im Pfälzerwald aus dem Boden "schießen". Nun, da die Laubfärbung der Bäume beginnt, die Zugvögel unruhig ihr Gefieder spannen, wohl wissend das es bald auf große Reise geht, ist es im Wald am schönsten. Dem Wanderer um Trippstadt erscheint es als plätscherten die vielen Waldbrunnen, heller und klarer als im Sommer und die vielen idyllischen Waldschluchten und verwunschene Winkel laden zu Entdeckungsreisen geradezu ein. Ob zu alten Burgruinen, efeuumwachsenen Altbäumen, ob zu einem romantischen Turm, wie wir ihn auf dem schönen Aschbacherhof finden, oder zu einsamen Waldwoogen - in Trippstadt findet jeder etwas.
Die Tourist Information Trippstadt gibt dem Wanderer gerne Auskunft zu den besonderen Plätzen.
hukwa

Trippstadter Kohlenbrennerfest - 5. und 6. September 2009


Abende am Meiler

Der Altmeister der pfälzischen Heimatkunde Theodor Zink war es, der den Satz prägte: „dass jedes pfälzische Dorf sei es auch noch so klein, sein eigenes Fest begehe und wenn es auch nur eine Kirchweih ist“.


Im Jahresablauf der Trippstadter Feierlichkeiten stechen zwei größere Feste heraus. Es sind dies im Juli die "Trippstadter Kerwe" mit dem traditionellen Schubkarrenrennen und am ersten Wochenende im September das inzwischen schon zur Tradition gewordene Kohlenbrennerfest, in Verbindung mit dem weit über die Grenzen des Pfälzerlandes bekanntem Schmiedefest.

Die Ausrichtung des Kohlenbrennerfestes, das in diesem Jahr am 5. und 6. September gefeiert wird, obliegt im Regelfall den Trippstadter Vereinen und örtlichen Wirten. In der letzten Augustwoche herrscht eine allgemeine "Unruhe" im Dorf. Am Meilerplatz, jener Stelle wo jedes Jahr der Kohlenmeiler qualmt, sind fleißige Helfer dabei den traditionellen Meiler zu errichten. Die Köhlerhütte wird aufgebaut und in der alten Schmiede am Eisenhüttenmuseum sind die Schmiede dabei ihre Vorbereitungen zu treffen, damit am ersten Septemberwochenende die Hämmer der "schwarzen Männer" erklingen können. Hier zeigen dann zwei Tage lang Schmiede aus ganz Deutschland, Luxemburg und Holland ihr fachliches Können.
Es ist eine besondere Atmosphäre die in den Tagen vor, während und nach dem Fest über ganz Trippstadt zu liegen scheint, die man nicht nur sehen sondern auch riechen und hören kann. Vor allem am Samstag und Sonntag wenn sich der Geruch des frisch gezündeten Meilers mit dem metallischen Schlag der Schmiedehämmer verbindet.

An den Ständen und den Zelten werden Pfälzer Gerichte angeboten und die örtlichen Vereine sorgen für die musikalische Umrahmung. Das Kohlenbrennerfest ist das eigentliche Trippstadter Dorffest und inzwischen schon fester Bestandteil der Brauchtumslandschaft des Pfälzerwaldes. Ein solches Fest steht und fällt mit dem Engagement seiner freiwilligen Helfer.
In diesem Jahr nun feiert die Gemeinde Trippstadt ihr 30. Köhlerfest und viele der ehrenamtlichen Helfer sind heute noch mit der gleichen Begeisterung bei der Sache wie 1980, als das erste Fest begann. Dies zeugt zweifelsohne auch von einer gesunden und festen Dorfgemeinschaft, denn ohne solche wäre es nicht möglich dieses Fest Jahr für Jahr wieder aufleben zu lassen.

Etwa zwölf Tage wird der Meiler nach dem Fest noch vor sich hin qualmen, dann wird die "neue Ernte" eingebracht. Trippstadter Holzkohle ist sehr energiereich, garantiert schadstofffrei und damit zum Grillen bestens geeignet. Durch die alleinige Verwendung von Buchenholz aus dem Pfälzerwald bekommen Bratwürste und Steaks ein ganz besonderes Aroma. Kaufen kann man die Holzkohle in der Tourist Information in Trippstadt.

Während des Prozesses der Holzkohle Herstellung muss der Köhler darauf achten, durch ordentliche Regelung des Windzuges den Meiler weder zu erlöschen noch in helle Flammen aufgehen zu lassen. Er regelt dies, indem er kleine Löcher am Meiler anbringt und diese auch wieder verschließt. Während des Glühprozesses herrscht im Innern des Meilers eine Temperatur von ca. 600 Grad Celsius. Nach der Festivität beginnen die Abende am Meiler. So lange der Meiler noch raucht wird für jede Nacht eine Wache bestimmt, diese wird von den örtlichen Vereinen durchgeführt. Es sind Tage des gemütlichen Zusammenseins und des Gespräches. Man schwelgt zu recht in den Erinnerungen an viele vergangene Köhlerfeste, aber auch in den uralten Erinnerungen an die Köhlerei, die in Trippstadt einst ein grundlegender Wirtschaftsfaktor war, als wichtiger Energielieferant bei der Verhüttung von Eisen.

Das jährlich wiederkehrende Fest zeugt auch davon, dass in Trippstadt weniger Auflösungstendenzen an überliefertem Brauchtum vorhanden sind, wie dies heut zu Tage in vielen Ortschaften leider der Fall ist.
hukwa

Dienstag, 11. August 2009

Schauplätze in Trippstadt aus dem Märchen: Das Ritterfräulein und der junge Schäfer







Über das pfälzische Märchen
von Hans Wagner Trippstadt

"Wenn in einer klaren Mondnacht die Wolken ziehen und abwechselnd Licht und Schatten auf das Land fällt, scheint die alte Riesenwelt der Sage neu entstanden." So schrieb im Jahre 1857 August Becker in "die Pfalz und die Pfälzer."
Wenn man das Reich des Märchens und der Sage betritt, hält man Einkehr ins Land des Wunderbaren, man begegnet einer Welt des Traumhaften und der Unwirklichkeiten wie es auf den ersten Blick scheint. Dennoch ist jenes Reich des Märchens, als auch der Sage nicht nur folkloristische Erzählung, sondern dadurch das Märchen Jahrhunderte lang mündlich im Volk weitergegeben wurden auch unmittelbare Erfahrung der Menschen einer Region. Über das Märchen und die Sage versuchten in alter Zeit die Menschen ihre Umgebung zu deuten, sie zu benennen, ja sie zu erforschen. Da das einfache Volk des Schreibens nicht kundig war, blieb ihm zur Aufbewahrung von Geschichte nur die mündliche Überlieferung. Durch psychologische, phantastische, historische und soziale Einflüsse entstanden im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden die Märchen und Sagen der Menschheit. Durch neue Ereignisse, durch Vermischung mit fremden Mythen kennen wir sie in ihrem jetzigen Gewand. 1893 bereits kannte man 344 Versionen des Rotkäppchen Stoffes. Die Märchenforschung stellt seit jeher die Frage nach einer Urform des Märchens, doch was man findet sind letztendlich nur "Vorformen", die sich in unsere zeit hinüber gerettet haben.
Die Grundmuster des Volksmärchens sind auf der ganzen Welt so ziemlich die gleichen. Für die Gebrüder Grimm war das europäische Sagen und Märchengut tief verankert im germanischen Glauben, sie sahen in ihm ein Zersetzungsprodukt der altgermanischen Mythen.
Im pfälzischen Märchen finden wir eine Menge Einzelheiten die der keltischen Sagenwelt entnommen sind. So der Bezug zu Bäumen und Höhlen, das Schwert, der Hirtenstab und vieles mehr. Die Pfalz ist sehr Burgenreich, etwa um das zehnte jahrhundert setzte die große Zeit der umherziehenden Sänger, Spielleute und Possenreißer ein und im zwölften Jahrhundert hatte der Ritterroman seine Blütezeit, aus ihm wiederum flossen Teile in die bereits vorhandenen Märchen der verschiedenen Regionen. In den abgelegenen Burgen und Schlössern des Pfälzerwaldes, waren wohl fahrende Sänger und Märchenerzähler stets eine willkommene Abwechslung, mit ihnen erhielt auch das pfälzische Märchen seine heutige Form. Trotzdem kann man davon ausgehen das ein wahrer Geschichtskern im Märchen immer gegeben ist, vor allem im pfälzischen Märchen, wo Sage und Märchen oftmals ineinander fließen. Das also das "Urmärchen" auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht.
oder das immer wieder neue Handlungen hineingedichtet wurden. Ohne in gefahr zu laufen sich in äußerste Abstraktionen zu verirren, dürfte es auch als erwiesen gelten, das viele Märchen ihren Ursprung in den frühen ackerbauenden Gesellschaften haben, also bis ins Neolitikum reichen. Vor allem jene Überlieferungen wo es um weiße Frauen und Hexen geht. Wohl werden mit jeder neuen Geschichtsepoche, ja mit jeder neuen Generation, dem jeweiligen Märchen, neue Inhalte mitgegeben, so das dass Märchen wie wir es heute kennen nicht nur die Erzählung eines einzelnen Volksstammes ist, sondern das sich im Märchen und Sage regelrecht Geschichten der Geschichte ansammeln.



Das Ritterfräulein und der junge Schäfer
von Hans Wagner Trippstadt

Vor langer Zeit wohnte auf dem Wilensteiner Schloss ein schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof mit seinen Schafen unterhalb der Burg. er war ein hübscher junger Mann und nach seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein. Das junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als er erwachte und die Jungfrau erblickte verliebten sich beide ineinander. Von nun an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu seiner Burg zurück im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.
Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf die Burg, so das sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie das sein Vorgänger nicht mehr am Leben sei, den vor Gram sei ihm das Herz gebrochen.
Unglücklich lief das Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach begraben. In einem Stein am Turm ließ, er zum Andenken an beide eine Flöte und einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:
dis kreitz bekundt vom willenstein
dem burgher wel gott gnad verleihn
umb seines töchterleins fruen tod
hie in der flut aus selennot.
zu aschbach iz und gleich im grab
rhut rittersbraut bei hirtenknab.
der klausner wult es gar verhüten
hät t basz gefruchtet sein fürbitten.
die büszer, wandrer, gott befehl
gleich sunst all ellent, pilgersel.



Blondel, der treue Sänger
von Hans Wagner Trippstadt

In der zeit die man das eiserne Mittelalter nannte zog ein kleiner Reitertrupp, kreuz und quer durch das deutsche Reich und suchte alle großen Trutzburgen auf, aber auch die kleineren Burgen und Schlösser ließen sie nicht aus. Sie kamen von weit her, jenseits des Meeres wie man damals sagte und waren auf der Suche nach ihrem König Richard Löwenherz.
Allen voran ritt ein blond gelockter Junger Mann, der Sänger Blondel.
Der Trupp näherte sich dem Trifels, der alten Reichsfeste im Pfälzerwald. Nirgends hatten sie bisher Richard finden können, ihn auf dieser Trutzburg zu finden war ihre letzte Hoffnung. Blondel macht sich allein den steilen Weg hinauf zur Burg, die anderen verstecken sich mit ihren Pferden im Wald. An der Wehrmauer, dort wo er das Gefängnis vermutet, beginnt er sein wundersames Lied, das nur er und Richard Löwenherz kennen. Der Troubadour singt die erste Strophe des Lieds in der Hoffnung auf eine Antwort. Dann ganz sachte und fein dringt aus dem Verlies, die zweite Strophe des königlichen Liedes. Tränen rinnen dem Freund über die Wangen und sein Herz ist seit langem das erste mal wieder fröhlich gestimmt. Endlich am Ziel, die lange Sucherei hat ein Ende gefunden. Noch in der gleichen Nacht, der Vollmond stand groß über der trutzigen Reichsfeste, befreien Blondel und seine Mannen, König Richard Löwenherz und kehren gemeinsam nach Hause. Noch Heute soll in manchen Vollmondnächten über dem Trifels manchmal das alte Lied der beiden Freunde erklingen.

Die Legende der Befreiung von Richard Löwenherz hält sich nicht an das historische Geschehen. Richard Löwenherz wurde gegen ein Lösegeld ausgetauscht. Das erste mal wurde die Legende etwa um 1260 im Volke erzählt, etwa 60 Jahre nach Richards Tod. Im 18. Jahrhundert wurde sie durch die 0per Richard Coeur de Lion von Grety sehr bekannt.
Bevor man Richard Löwenherz auf den Trifels brachte, hielt man ihn in Österreich auf der Burg Dünnstein gefangen, wo eine ähnliche Legende über seine Befreiung existiert. Auch dürften die Haftbedingungen von Richard Löwenherz nicht besonders hart gewesen sein, er war als gefangener viel zu wertvoll, als das der deutsche Kaiser, der ihn gefangen nahm schlecht behandelte. Der Historiker Theodor Toeche stellte aus Richards Briefen und zeitgenössischen Berichten folgendes zusammen:
"Er durfte sich, von deutschen Rittern gefolgt, frei bewegen. Der Verkehr mit seinen Freunden und Landsleuten, die von England herüberkamen, ihm zu huldigen oder zu raten, wurde nicht gehindert. Nur des Nachts musste er allein sein. Der Frohsinn verließ den König auch hier nicht; wer ihn sah, fand ihn launig und heiter. Die größte Belustigung gewährte ihm, mit den Wächtern sein Spiel zu treiben, sie im Ringkampf mit meisterlicher Gewandtheit zu bewältigen oder im Zechgelage sie sämtlich trunken zu machen und allein obenauf zu bleiben."



Das Holz kehrt immer wieder
von Hans Wagner Trippstadt

Zu Leimen im Pfälzerwald stand in früheren Zeiten eine kleine Kapelle die gerne von Wallfahrern aufgesucht wurde, besonders gehbehinderte sollten hier Genesung gefunden haben wie eine Anzahl von Krücken die an den Wänden hingen bezeugten.
Doch der Zahn der Zeit nagte so fest an dem kleinen Kirchlein, das es immer mehr zerfiel. So beschlossen die Bewohner von Leimen eine neue Kapelle zu errichten. Der Graf dem die umliegende Wälder gehörten, gab jedoch kein Holz zum Neubau frei, so das die Leimener gezwungen waren mit dem alten Holz der Kapelle den neuen Bau zu errichten. Die neue Kirche sollte an einem anderen Platz stehen, also brachte man das gebrauchte Holz dorthin.
Als nun der Abriss begann geschah ,es das am nächsten Morgen das Holz der alten Kapelle das man am neuen Bauplatz gelagert hatte wie durch Zauberei wieder an der alten Stelle lag.
Dies passierte mehrmals. Ein Zimmermann wollte dem Geheimnis auf die Spur kommen und ließ sich des Abends an einem Balken festbinden. Am nächsten Morgen fand man ihn mit dem Holz an der alten Stelle, wie er dort hinkam, konnte er weder sagen noch begreifen.



Des Johannis Kreuz
eine Sage um Johanniskreuz nacherzählt von Hans Wagner

Der Ritter Reinhard III. von Hohenecken war nicht nur ein reicher sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Ausgestattet mit dem Titel eines Reichschultheiß verwaltete er die Kaiserburg zu Lautern und die Reichsodien auf dem Trifels. Er besaß das Wegrecht an den wichtigsten Strassen die die damalige Pfalz durchzogen. Da die Zeiten recht unsicher waren und sich allerlei Raubgesindel umhertrieb traute man sich gerne dem Schutze seines Trosses an und zahlte ohne Murren das Weggeld.
Als mächtiger Mann der er war wusste er wohl um seine wichtige Stellung und war daher nicht zimperlich, wenn es darum ging etwas durchzusetzen. So ließ er an der Grenze seiner Wälder Steine setzen und sein Wappen hineinmeißeln. Dort, wo die alte Hochstrasse durch den Pfälzerwald führt und sich mit vielen anderen Wegen kreuzte, wo fremder Besitz an seinen heranreichte, ließ er ein Kreuz errichten mit seinem Wappen darin. Von einem Steinhauer aus Lautern ließ er dieses fertigen und von dort aus den weiten und langen Weg zu jener Stelle bringen die heute Johanniskreuz heißt. Er war selbst dabei als das Kreuz dort errichtet wurde.
Irgendwann sein Nachbar Johannes von Willenstein an dem neu errichteten Kreuz vorbei und war sehr verärgert über die Handlung des Ritters Reinhard. Er gab den Auftrag aus dem harten Buntsandstein des Pfälzerwaldes ein noch größeres Kreuz anzufertigen. In der Mitte von diesem Kreuz und auf jedem Querarm ließ er sein Wappen hineinschlagen. Er ließ dieses Kreuz ebenfalls dort anbringen. Die Menschen die an dieser Stelle vorbeikamen, trieben ihren Spott darüber, wenn sie sagten: "Schau des Johanniskreuz"! Mit der Zeit entstanden auf der Waldlichtung kleine Karten, Gehöfte und Rasthäuser und es dauerte nicht lange da nannte man diese kleine Siedlung Johannis Kreuz.



Die Schätze zu Willenstein ein Trippstadter Märchen
nacherzählt von Hans Wagner

Bei der Burgruine Willenstein im Karlstal bei Trippstadt zeigt sich manchmal den dort spielenden Kindern eine Schlangenkönigin mit einer wunderschönen goldenen Krone auf ihrem Haupte. Es heißt in den unterirdischen verschütteten Gewölben der uralten Burg, steht eine vermoderte Kiste in der wertvolle Schätze aufbewahrt sind. Ein Hund mit feurig glühenden Augen sitzt auf der Truhe und hält den Schlüssel in seinem Rachen. Ein Knecht vom nahen Willensteinerhof unternahm einmal den Versuch die Schätze zu heben. Aber vor lauter Angst vor der Bestie flüchtete er und betrat die Burgruine nie wieder. Manchmal lässt sich in Vollmondnächten statt des Hundes auch ein schwarzer Mann in den uralten Ruinen sehen. Die seit vielen Jahrhunderten verschütteten Kellergewölben sollen auch einen besonders kostbaren Wein bergen, der in seiner eigenen Haut liegt.
PS.
Dieses bekannte Trippstadter Märchen spielt auf der Burgruine Willenstein erbaut im 12.Jahrhundert.

Die Schlangenkönigin vom Vogelwoog und das Hütterer Mädchen
ein Märchen nacherzählt von Hans Wagner

An einem heißen August Tage ging ein Hütterer Mädchen an den Vogelwoog um Heilkräuter zu sammeln. Ihr Mieder und ihr buntes Kopftuch legte sie auf der Wiese nieder, damit sie geschickter arbeiten konnte. Eine Schlangenkönigin die seit vielen Jahre im umgrenzenden Wald, des romantischen Waldweihers wohnte, schlängelte sich auf den Woog zu um ein Bad zu nehmen. Ihre Krone legte sie auf dem Kopftuch des Mädchens ab und Gleittete dann in das Wasser. Das junge Mädchen sah die Krone auf dem Tuch liegen, packte es rasch zusammen und eilte schnell den Bergrücken hoch, ihrem Dorfe zu. Als sie ihre Kate erreicht hatte, schloss sie schnell die Tür ihrer einfachen Behausung. Die Schlangenkönigin die alsbald den Raub ihrer Krone bemerkt hatte, folgte dem Mädchen gleich und als sie zu der ärmlichen Hütte kam, sprang sie fest gegen die Tür. Von der Wucht des Anpralls, zerbarst die Tür in viele Stücke aber auch die Schlangenkönigin überlebte den Aufprall nicht. Das Hütterer Mädchen aber war gerettet und die Krone blieb lebenslang ihr eigen.


PS.
Diese Geschichte spielt auf Erzhütten – Wiesentalerhof dem ältesten Stadtteil von Kaiserslautern. In meiner Schulzeit stand dieses Märchen auch in unserem Heimatkundebuch. es ist in einigen Pfälzer Märchensammlungen enthalten.


Die überführte Hexe
von Hans Wagner Trippstadt

In Waldgrehweiler verdächtigte man vor langer Zeit eine alte Frau, dass sie sich auf die Schwarzkünste verstünde. Aber man konnte ihr lange nichts nachweisen, bis eines Tages der Metzger des Ortes, dem immer wieder Fleisch gestohlen wurde, diese überführte. Eines Nachts legte er sich mit einem großen Messer auf die lauer den Dieb abzupassen.
Es war Mitternacht, als die Tür sich leise öffnete und eine große schwarze Katze hereinschlich. Sie sprang hoch, riss sich ein großes Stück Fleisch vom Haken und wollte sofort damit verschwinden. Der Metzger warf das Messer nach ihr und verwischte sie am Bein. Am nächsten Tag wurde im Ort bekannt das die alte Frau, die sich auf Hexerei verstand mit einer Stichwunde im Bette Niederliege.


Die Wildfrau von Kusel
von Hans Wagner Trippstadt

Attila, der Hunnenkönig, musste nach der verlorenen Schlacht auf den Katalaunischen Feldern im Jahr 451 wieder über den Rhein zurück, überall hinterließ mer mit seinem kriegerischen Heer eine wüste Spur. In einer Höhle auf der Steinalb zwischen Kusel und Ratsweiler blieb damals ein Hunnenweib von ungewöhnlicher Größe und schrecklicher Wildheit zurück, im Westrich die "Wildfrau" genannt. Ein gezackter, krummer Hunnendolch und eine eichene Keule waren ihre Waffen. Wenn sie Menschen sah, fletschte sie ihr furchtbares Gebiss und ihre schwarzen, glühenden Augen machten auch dem mutigsten Manne Angst. Langes schwarzes Haar und rohe Fellumhänge erhöhten noch ihr wildes aussehen. Beeren, Wurzeln, Kräuter und das rohe Fleisch erlegter Rehe, das sie an den Steinen mürbe klopfte waren ihre Nahrung. Nachts streifte sie durch die Dörfer am Glan, stieg durch die Kamine in die Häuser und raubte was nicht Niet und Nagelfest war. Wurde sie ertappt, stieß sie einen fürchterlichen Schrei aus: "Ho, Ho, die Wildfrau is do!"
Man schrieb ihr sämtliche Unglücksfälle zu: Kam ein Weidetier von der Herde ab und wurde von den Wölfen gerissen, oder raubten diese Bestien ein Kind, so war die Wildfrau die Räuberin und Menschenfresserin. Sie hauste in der Wildfrauenhöhle. Doch selbst wenn sich alle Männer zusammen getan hätten, wäre es nicht möglich gewesen sie zu überrumpeln, denn sie verschloss ihre Höhle mit einem riesigen Stein, den auch vereinte Kräfte nicht wegrollen konnten. Noch heute sollen in Kusel manche Männer glauben, dass ihre Frauen von dieser Wildfrau abstammen.


In der Sage der Wildfrau von Kusel verbergen sich Reststücke und Erinnerungen an vorgeschichtlich und an germanisch, keltisch und römische Zeiten. Der Glaube an eine
"Wilde Frau", wie wir sie aus vielen Märchen und Sagen kennen, ist oftmals sehr einseitig. Taucht sie als Schreckgestalt auf wie hier in Kusel, ist sie meist hässlich und böse, sie kann aber auch schön und verführerisch sein. Ursprünglich war die "wilde Frau" eine Priesterin der großen Muttergöttin. Ihr Verhalten ist meist ambivalent, oft heilend und helfend, dann wieder böse und hinterhältig. Der Glaube an Frauen die Zauberkräfte besitzen, kehrt in vielen Sagen und Märchen immer wieder. Meist treiben sie ihr Unwesen bei Brunnen, Felsen oder Bäumen.
Schon in den Beschlüssen des Konzils von Ancyra in der Mitte des fünften Jahrhunderts wird von "Weibern" gesprochen, "welche sich einbilden des nachts wie Diana und Herodies auf allerlei Tieren in der Luft umherzureiten." Sie betreiben dämonische Zauberein und verwandeln sich gerne in Katzen, Raben oder Eulen. Vgl. das Waldgrehweilerer Märchen: Die überführte Hexe.



Sickingens Würfel – eine Sage um Franz von Sickingen
von Hans Wagner Trippstadt

Seit alter Zeit erzählt man sich Franz von Sickingen sei mit magischen Kräften begabt gewesen. Diese hätte er von dem Magister Faust gelernt.
Auf dem Marktplatz zu Landstuhl liegen drei mächtige Steine, die das Volk die Sickinger Würfel nennen. Es geht nun folgende Sage: Es geschah am Vorabend der großen Belagerung der Burg Nanstein. Da saß Franz von Sickingen am Fenster und schaute hinab ins Tal. Was wir ihm dieser Tag wohl bringen, zog es durch seine Gedanken? Von jeher den Weissagungen und geheimen Künsten zugetan, griff er zum Würfelbecher. Der Tisch war eine riesige Buntsandstein Felsplatte und Quadersteine die Würfel, welche er mit voller Wucht wie Nüsse umherwarf. "Kein Glück" – rief der Ritter missmutig aus – "wieder nicht! – auch nicht zum dritten und letzten Male!" Und in grimmiger Wut ergriff er die Würfel und schleuderte sie hinunter ins Tal, wo man sie heute noch mit Staunen betrachtet.

Das älteste Dokument, das wir vom historischen Faust haben (er lebte von etwa 1480 bis 1539) stammt von dem Würzburger Abt Trithemius. Dieser berichtet am 20.August 1507,
(Der lateinische Originaltext ist abgedruckt bei Karl Engel Bibliotheca Faustiana Oldenburg 1885, Nachdruck, Hildesheim 1963, S. 1-4) Faust sei unter anderem auch in Kreuznach gewesen, habe sich hier der umfangreichsten Kenntnisse in der Alchimie gerühmt, die es je gab, und behauptet, er könne alles, was man von ihm verlangte; durch Vermittlung Franz von Sickingens sei er Rektor am Gymnasium geworden, habe aber schließlich heimlich aus der Stadt fliehen müssen wegen seiner Schwarzkünste.