Montag, 26. Januar 2009

Kunst als Lebensform

von Hans Wagner

Durch die vielen Zeichnungen und Malereien die in den letzten zwanzig Jahren entstanden
- deutlicher: erschaffen wurden; kehrt ein zeichnerisches Symbol immer wieder: es sind dies die "Immerwiederkehrenden" ! Wie ein roter Faden – ja, wie der Faden der Ariadne – verbinden sie mein schöpferisches Werk.
Was anfangs wohl noch etwas von realistischen Schauen an sich hatte, Vermantelte sich im Kreislauf der Jahre zu jenen Symbolen – Immerwiederkehrende genannt, die Heute allen meinen zeichnerischen und malerischen Arbeiten regelrecht inhärent sind.
Wahrscheinlich leben diese gestalten in einer eigenen Welt, die dennoch der Innenwelt des aktiven Künstlers zugehörig ist. Ich bringe diese kreativen Formen hervor, also sind sie auch Teil meiner täglich praktizierten Lebensform. In diesem Sinne ist mir Kunst Lebensform, Lebensphilosophie. Die Ausrichtung meines Geistes auf praktische künstlerische Tätigkeit, also des Ener – geia – des am Werk sein, bedeutet mir auch, von den Infamitäten des Lebens, nicht ganz verschlungen zu werden. Durch die Zeichnung und die Malerei ist eine Teilhabe an anderen Welten gegeben. Ganz in dem Sinne wie dies auch von Antonie Tapies und John Cage ausgesprochen wurde:

" Wie kann man etwas Lehren, von dem man noch nicht weiß ob es existiert? Der Künstler ist ein Mensch des Labors. Es gibt kein Propagandabüro das man beauftragen könnte, Vorschriften herauszugeben. Der Künstler arbeitet und denkt auf eigene Rechnung, und die einzige Intervention, die ich anerkenne, dass man diese Freiheit schützt und fördert. Einzig durch seine einsame Forschungsarbeit, die der Arbeit des Wissenschaftlers gleicht, kommt der Künstler zu positiven Ergebnissen, und ausschließlich das tägliche Experiment und eine ständige Wachsamkeit bringen in dem Augenblick, da man es am wenigsten erwartet, das Wunder zustande: eine an und für sich stumpfe und träge Materie beginnt mit einer unvergleichlichen Ausdruckskraft zu sprechen. Tritt dies ein, so hat der Künstler die übereinstimmung von Inhalt und Form erreicht. Alles andere bedeutet für mich auf Kredit leben." Antonio Tapies

John Cage schrieb folgt über Kunst als Lebensform:
"Nun (...) sei gesagt, dass Kunst kein Geschäft ist; ist sie dies, ist sie eine "Schweinerei" (ich zitiere Antonin Artaud) und sonst nichts. Kunst ist eine Lebensform. Sie ist durchaus mit dergleichen wie einen Bus nehmen, Blumen pflücken, Lieben, den Boden kehren, von einem Affengebissen werden usw. ad infinitum vergleichbar...
Wenn das Leben gelebt wird, ist es nichts anderes als Gegenwart, der "Jetzt Moment"
(ich zitiere Meister Eckhart); es ist daher Unmöglich, von seiner Zeit voraus zu sein oder von historischer Entwicklung zu sprechen. Wen das Leben gelebt wird, ist jeder das" gelehrteste aller Lebewesen" (ich zitiere Buddha); lebt in der "besten aller möglichen Welten",
(ich zitiere Voltaire); und wenn dies geschieht gibt es "keine Dummheit" (ich zitiere Xenia Cage, meine ehemalige Frau). Kunst wen sie Kunst ist, wie Satie sie gelebt hat und gemacht hat, ist nicht vom Leben isoliert." John Cage