Sonntag, 22. März 2009

Die alte Fichte.../ The Old Spruce...




Der Wald – ewige Auferstehung



Gedanken nach einem Spaziergang
von Hukwa

...Umzuschaffen das geschaffene.
Damit sich’s nicht zum Starren waffne,
wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht wahr, nun will es werden
zu reinen Sonnen, farbigen erden:
In keinem Falle darf es Ruhn.
Johann Wolfgang von Goethe

"Einst gab es eine Zeit, in der das Schicksal der Menschen durch ein so enges und starkes Band mit dem der Bäume verknüpft war, dass man sich Heute fragen muss, wie es einer Menschheit ergehen wird, die dieses Band brutal zerrissen hat. Es ist an der Zeit wieder jenes herzustellen, was wir zerstört haben: die Nabelschnur Mensch – Baum und somit wieder eine Weltordnung aufbauen in der Mensch und Natur eine harmonische Einheit bilden." (J.Brosse)
Unsere seit Jahrhunderten zerrissene Verbindung zur Natur sollte uns auch nachdenklich stimmen über unsere eigene gefährdete Existenz. Die Erkrankung der Weltseele, hängt unerbittlich mit dem Verwelken unserer eigenen Seele zusammen. Der Blick auf die Bäume, auf uns verwandte Wesen aus dem Pflanzenreich – ist er nicht ein Brennspiegel, in dem wir unsere eigene gefährdete Körperlichkeit und Psyche erkennen?
Was bringt uns ein Waldspaziergang, durch einen alten Wald, durch einen romantisch verwunschenen Park? Unser wahrer Blick (wenn wir ihn noch besitzen) fällt auf wundersame in sich versunkene Wesen – Bäume in einem tiefen Märchenschlaf verfangen. In einem Zustand der ruhe, der Meditation umgeben von Stille.
Kommt es uns nicht vor wie im Märchen? Als warte die von Efeu umrankte uralte Eiche auf den erweckenden Prinzenkuss? Warten sie, die Hüter der Stille? Wir sollten sie zärtlich berühren, denn nötigen Abstand einhalten und nicht mit der Kettensäge auf sie los gehen. Gehen wir behutsam auf sie zu, erlernen wir von ihnen Ein – sichten und Aus – sichten für eine bessere würdigere Zukunft der Beziehung Mensch – Baum. Warten diese alte Baumwesen nicht auf eine Unaussprechliche Art der Erlösung? Schauen wir tief in ihr geäst, vielleicht in der Frühe wen gerade die Morgensonne aufgeht? Oder in den Nächten wenn sich die Nachtsterne wie tränende Diamanten in ihren Wipfeln und Kronen widerspiegeln? Im Herbst wen vorbeiziehende Nebel die Leiber unserer Wesensverwandten befeuchten. Zwischen den kraftstrotzenden Baumriesen, Todholz – aufgerissene Leiber, deren Scham von Farn- und Heidekraut bedeckt sind. Wucherungen und Pilze bilden einen seltsamen Kontrast. Der Geruch von Waldfäulnis und gleichzeitiger Waldfrische ist der Geruch des Lebens. Die alten verträumten Baumriesen, deren zeit langsam abläuft, Halbtod, Torsohaft sehen sie mystisch auf uns herab. Dazwischen eine bemooste Baumleiche, brachial gestürzt durch die Kettensäge, wurzellos gemacht, blutet sie immer noch, als möchte der Leib nicht aufgeben zu leben und irgendwann wächst auf dem morschen Stamm ein neues Bäumchen, neues leben entsteht aus dem alten. Reinkarnation? Es ist als rufe er mit einem letzten Lied. Der Baum spricht: "Viele Menschen sind wie Blätter im Sturm – die wenigsten sind Stamm".
Wer durch die Wälder läuft und Bäume betrachtet, wer noch einen Bezug zum Wald hat, der sieht sich mit seiner eigenen Geschichte als teil eines Ganzen, Zusammenhängendes der Erdgeschichte. Da ragen Wurzelwerk, Geäst in einen leeren Himmel wie ein letztes zeichen des Lebens im vergehen, dass alles Leben scheinbar dahinrafft. Der Mensch läuft über den Herbstfriedhof des toten Laubes, wie über einen lebendigen Teppich – Lebendig da es unter seinen Füssen wimmelt vom Leben der Mikroben und kleinen Tieren. Der Zauberteppich im Wald verwandelt sich in den Nährboden neuen, starken Lebens. Das ist der Wald, zerfall und Auferstehung umkreist von Sonne, Schnee, Regen, Kälte und Hitze ein ewiges Währendes.
hukwa