Montag, 6. April 2009

Gedanken am frühen Morgen

Zwischen Heraklit und Karma-Yoga
von HUKWA

Wenn ich wie nach diesem Wochenende, früh am Morgen meine Studienbücher aufschlage, bevorzuge ich ein Werk der östlichen Philosophie. Grund: Die letzten zwei Tage war ich bei den alten Griechen zu Besuch, vor allem bei Heraklit und Empedokles, in diesem Vorsokratischen Zeitalter habe ich gewisse Wurzeln gezogen. Dieses alte Griechenland ist mir wohl bekannt und seit Jahrzehnten geistige Heimat. Aber – wenn ich einige Zeit bei ihnen verblieben bin, muss ich einfach weiter gehen. Bei all meiner Liebe zum geistigen Ordnungssinn der Griechen, vermisse ich dann doch jenen Punkt, denn sie nie überschritten haben (mit Ausnahme von Pythagoras und Platos Andeutungen), nämlich die geistige Beschäftigung mit dem Unendlichen. Natürlich haben sich auch die griechischen Philosophen mit dieser Thematik beschäftigt – aber – sie haben nie eine ausgereifte lehre darüber verfasst. Wie von einer unsichtbaren Wand aufgehalten, sind sie bei den Gedanken über die letzten Dinge verstummt. Die Heimat der griechischen Philosophie ist eben das Anschauliche, das klar Begrenzte. Hier beginnt nun für mich das Puzzle wo ich versuche die Quelle wo östliches und westliches metaphysisches denken ihren gemeinsamen Ursprung haben. Ab diesem Punkt werden die alten Taoisten und ebenso die Inder interessant. Wenn man versucht das Wesen östlichen und westlichen Denkens gegenüber zu stellen, befindet man sich schnell auf dem Gebiet der Religionen, denn im Osten sind eben Religion und Philosophie untrennbar miteinander verbunden. Doch gerade dieses Fehlen von wissenschaftlichem Rationalismus und Skeptizismus macht mir den Osten so sympathisch. Finden wir doch hier keine Vivisekteure des menschlichen Geistes vor, keine Stadthalter einer rationalen, vertrockneten Vernunft. Das Nichtstun in der östlichen Philosophie ist immer ein positives handeln, also keine Flucht vor den Fragen des Lebens, keine politische Inaktivität wie so gerne behauptet wird, sondern Aktivität in bezug auf etwas universelles. Praktische Lebensweisheiten die an die Stelle von verklausulierter westlicher Philosophie treten. Betrachten wir kurz den Begriff des "Karmayoga" ohne gleich esoterisch zu werden: Dieser Begriff ist indischer Prägung. Eine Zusammensetzung von Wörtern aus Karma: Pflicht, Handeln, Aktivität und eben Yoga: Kontrolle Selbstbeherrschung, sich nicht ans Leben verlieren, genauer: sich nicht ans ökonomische Handeln verlieren. Symbol dieser Lebensweisheit ist die Lotusblüte: Der Lotus erblüht und vergeht im Kontakt mit der Welt und ihren schmutzigen Abwässern, dennoch bleibt er vom Schmutz der Welt unberührt auch wird er vom umgebenden Wasser nicht benetzt, dieses Gleichnis eines symbolträchtigen Bildes, war für mich immer ein Beispiel wie sich der Philosoph in der "Welt des Staubes" bewegen soll. Diese Welt des Staubes ist ein Ausdruck aus dem Taoismus, auf unsere moderne Welt übersetzt, müsste man tatsächlich von einer Welt des "Schmutzes" sprechen, von "Innenweltverschmutzung". Als Lebensphilosoph nehme ich den Karmayoga gerne in mir auf, er bietet mir mehr als heutiger philosophischer Pragmatismus und logischer Positivismus, der meines Erachtens auch in der Philosophie nichts verloren hat, da er in die Sackgasse philosophischen Denkens führt.