Sonntag, 20. Dezember 2009

Kindheit

Da war niemand der versuchte mich zu Formen
im Sommer brauchte ich keine Strümpfe
im Winter beobachtete ich jeden Morgen der Dompfaff
wie er beim Morgendämmern
aufgeplustert im kahlen Kirschbaum saß
Oft schlich die Katze um den Taubenschlag
viel Schnee fiel vom Himmel
ich freute mich auf Weihnachten
im Wald verfolgte ich die Spuren von Tieren
lange bevor ich Lesen und Schreiben lernte
konnte ich die Fährte des Fuchs von der des Dachs unterscheiden
und
wenn ich eine verhungerte Krähe fand
band ich sie in das Geäst eines Baumes
Meistens war ich allein im Wald
der gleich vor der Haustür begann
ich trug Sonnenblumenkerne und Meisenringe ins Dickicht
beobachtete so intensiv die Vögel
das ich die Zeit dabei vergaß
und manchmal sah ich noch ganz andere Dinge
der Wald hat sein Eigenleben
neben der Biologie auch eine Metaphysik
im Sommer sagte ich oft
ich schlafe heute Nacht im Wald
die alte Großmutter sagte nur
Ja und pass auf dich auf
wir brauchten keine Worte um uns zu verstehen
da war niemand der mich versuchte zu Formen
Manchmal fragten sie
was wirst du werden wenn du groß bist
ich gab darauf nie eine Antwort
doch ich dachte
Nicht so wie ihr.
hukwa