Dienstag, 15. Februar 2011

Die Kelten im Pfälzerwald


Der Reichswald im Umland von Kaiserslautern wurde schon sehr früh besiedelt. Aus der jüngeren Steinzeit (500-2000 v.Z.), der darauffolgenden Bronzezeit (2000-1200 v.Z.) und der sich ihr anschließenden Eisenzeit (1200 v.Z.) liefert die Landschaft des Reichswaldes eine beträchtliche Anzahl von Fundstücken, die im Historischen Museum der Pfalz in Speyer verwahrt werden.
Der Reichswald ist der Rest des ehemaligen Lutraforstes im Reichsland Lautern. Der keltische Stamm der hier siedelte waren die Mediomatriker, die wahrscheinlich mit den Treverern verwand waren. Die Mediomatriker bewohnten das Gebiet des heutigen Ostfrankreichs, Saarland und Rheinland-Pfalz. Aus ihrer Hauptstadt Divodorum Mediomatricum ist das heutige Metz hervorgegangen. Ihnen benachbart lebten die Leuker und die Eburonen, im Kerngebiet der La Tene – Kultur, also jener Kultur die auf die Hallstatt-Kultur folgte von 480 bis 40 v.Z. Die La Tene zeit gilt als die letzte Blütezeit der keltischen Kultur. Dieser jüngste Abschnitt der Eisenzeit, also seit ca. 450 v.Z. wird nach dem schweizerischen Fundort La Tene bezeichnet.
An der ehemaligen Landstrasse von Rodenbach nach Ramstein, sozusagen mitten im „Herz des Reichswaldes“, fand man einige keltische Fürstengräber, aus denen in den Jahren 1874 u. 1875 aufsehenerregende frühgeschichtliche Funde wie Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Gebrauchsgegenstände freigelegt werden konnten.
Berühmt ist das „Fürstengrab von Rodenbach“, in dem man unter anderem einen goldenen armreif und einen goldenen Ring fand. Dieser Armreif gilt in Fachkreisen als „Ikone der pfälzischen Frühgeschichte“. Als dieser Armreif 1874 entdeckt wurde nahm man damals an er wäre eine „Importware“ und von skythischen, griechischen oder etruskischen Kunsthandwerkern geschaffen worden, erst nach langen intensiven Untersuchungen stellten Archäologen fest, dass es sich um einen neuen keltischen Stil handelte. Repliken des goldenen Armreifs und des Rings befinden sich im Reinhard – Blauth Museum in Weilerbach im Landkreis Kaiserslautern. Am westlichen Ortsausgang von Weilerbach wurden in den Jahren zwischen 1955 und 1959 30 Einzelgräber aus der pfälzischen Frühzeit untersucht.
Otto roller schreibt in „der Pfälzerwald – Porträt einer Landschaft“: „In der Pfalz sind es zwei Bereiche, aus denen solch reich ausgestattete Gräber vorliegen. Einmal ist es der Raum von Rodenbach, nordwestlich von Kaiserslautern, zum andern…der Raum bad Dürkheim, also beides Zentren, die im Zusammenhang mit dem Pfälzerwald zu sehen sind. Im Falle der Gräber von Weilerbach und Rodenbach lässt sich ein regionales Machtzentrum über mehr als hundert Jahre erschließen, und auch bei Bad Dürkheim ergibt sich die gleiche Zeitdauer, bedingt durch den Nachweis eines späthallstattzeitlichen Fürstensitzes auf der „Heidenmauer“ über Bad Dürkheim und eines frühlatenezeitlichen Fürstengrabes“.
Die Eisenerzvorkommen in verschiedenen Teilen des Pfälzerwaldes waren für die Kelten sehr wichtig, denn damit wurden jene Waffen geschmiedet, die den Kelten für längere Zeit die militärische Überlegenheit über ihre Nachbarn sicherten und ihre Expansion ermöglichten. Beim Kaiserslauterer Stadtheil Wiesenthalerhof fand man in den 1930er Jahren Eisenbarren und Bronzestücke aus der Keltenzeit.
Auch betrieben die Kelten wohl eine intensive Schweinezucht in den Wäldern des Pfälzerwaldes durch Waldmast. Das Schwein spielt nicht nur in der keltischen Mythologie eine wichtige Rolle, es war auch das keltische Hauptnahrungsmittel.
Eine einheimische Eisenerzgewinnung der Kelten lässt sich vor allem im Gebiet des Donnersbergs nachweisen. Der Donnersberg stellt vor allem das kultische Zentrum der Kelten im Bereich des Pfälzerwaldes dar. Das Plateau des Donnersbergs wird zum Teil heute noch von einem sichtbaren Wallsystem umzogen. Es sind Reste einer Befestigungsanlage einer spätkeltischen Siedlung. Der Name dieser Siedlung ist unbekannt doch sie wurde um die Mitte des 2.Jahrhundersts v.Z. von einem keltischen Stamm bewohnt, hierbei kann es sich nur um die Mediomatriker gehandelt haben die wiederum mit dem Stamm der Treverer verwand waren. Hervorzuheben ist die Viereckschanze auf dem Donnersberg, die angeblich kultisch genutzt wurde. Die Siedlung auf dem Donnersberg, das Ostwerk, wie es genannt wird, war von einer 4m hohen, aus Bruchsteinen errichteten Trockenmauer umgeben, die durch eine Holzkonstruktion aus senkrechtstehenden und schräg nach hinten verankerten Balken stabilisiert war. Die Viereckschanze wurde viel früher als das Oppidum angelegt, woraus man, wenn auch etwas spekulativ, schließen kann das der Donnersberg lange Zeit der „heilige Berg“ jenes Keltenstammes war der im Pfälzerwald siedelte.

Der größte Fund wurde jedoch in der sogenannten „Kaiserslauterer Senke“ gemacht. Zwischen Eselsführt, Enkenbach und Hochspeyer wurde ein 3000 Jahre altes Gräberfeld mit bisher über 300 vermuteten Grabstellen entdeckt, diese Entdeckung, dürfte die uns Sicherheit darinnen geben, das sich im Landkreis Kaiserslautern, einst, das vielleicht wichtigste keltische Zentrum nördlich der Alpen befand.
Horst W. Müller schreibt am 6.10.03 in der Pfälzischen Volkszeitung:
„Seit mehr als 3000 Jahren liegen sie weitgehend ungestört auf Lauterer Land: Gräber der Kelten. Einzelne uralte Ruhestätten sind keine Seltenheit in dieser Region, die seit Urzeiten besiedelt ist. Doch das jetzt entdeckte Gräberfeld mit den Dutzenden von Hügelgräbern aus vorrömischer Zeit ist einmalig in der Pfalz- eine archäologische Sensation vor den Toren der Stadt.
Wir wissen allerdings sehr wenig über das gesellschaftliche Leben dieser „Pfalzkelten“, über ihre Religion und ihre Mythologie. Um darüber einiges in Erfahrung zu bringen, müssen wir uns anderen keltischen Stämmen nähern über die wir literarische Überlieferungen besitzen. Wir können davon ausgehen das keltische Völker in Südfrankreich, in England und vor allem in der Bretagne wohl die gleichen gesellschaftlichen und sozialen Strukturen hatten, wie ihre Verwandten im Pfälzerwald. Mit wenigen Abweichungen haben dies Ausgrabungen sowie römische und griechische Überlieferungen bestätigt.

hukwa