Montag, 28. März 2011

„Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich“

Meditatives Wandern und Geomantie

„Nur wo du zu Fuß warst, warst du auch wirklich“. Dieser Satz könnte aus einem Lehrbuch für Zen stammen, aber er ist von Johann Wolfgang von Goethe.

Wandern kommt heutzutage oft in einem recht exotischen Gewand auf uns zu. So traf ich während einer Wanderung sogar einmal eine „zertifizierte Märchenwandertherapeutin“. Nun ja, jedem das seine, ich persönlich bevorzuge die alte Märchentante oder die Großmutter die Märchen erzählt. So halte ich es auch mit dem Wandern.

Wandern hat in erster Linie etwas mit Gehen zu tun und dieses Gehen hat einen natürlichen therapeutischen Nebeneffekt. Dieser Artikel ist aber keine Anleitung zur Therapie sondern einfach eine Einführung in die Kunst bewusst und aufmerksam zu wandern.

Meine Art des Wanderns hat eher etwas mit Pilgern oder mit dem was man in der Zen- Literatur Kinshan nennt zu tun, mit einer Art schöpferischer Aufmerksamkeit während des Gehens. Ein moderner Zen – Mönch, Nhat Hanh schrieb einmal: „Das wahre Wunder besteht nicht darin, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen“.

In unserer westlichen von Rationalismus und Konsum orientierten Welt, werden wir von den Medien immer wieder belehrt das die meisten Menschen zu wenig Bewegung hätten. Ich glaube das ist nur zum teil richtig. Ich denke das wir an einem einzigen Tag mehr stehen und gehen als wir sitzen, es ist uns nur nicht bewusst weil wir eben nicht bewusst Gehen.

Bewusst gehen heißt unsere Konzentration auf den Schwerpunkt unserer Aufmerksamkeit zu richten. Ganz im „Hier und Jetzt“ zu sein. Die besten Lehrmeister für das „im Hier und Jetzt zu Sein“ sind Kinder. Wenn Kleinkinder spielen, dann spielen sie. Doch sind sie nicht, wie wir gerne sagen, „ganz ins Spiel vertieft“, nein, sie tun einfach etwas bewusst und mit Hingabe, dies ist die Stimmung die wir zum meditativen Wandern benötigen. Die Art von meditativen Wandern wie ich es übe hat also mit Aufmerksamkeit zu tun, mit der Aufmerksamkeit die ich mir entgegenbringe und mit der Aufmerksamkeit die ich der Landschaft die ich erwandere entgegenbringe. So hat meditatives Wandern auch viel mit Geomantie zu tun.

Geomantie ist ein uraltes Wissen um die feinenergetischen Bereiche der Erde. In der Geomantie geht es um die Wiederverbindung mit der Erde im seelischen, geistigen und physischen Sinne. Geomantie ist Kommunikation mit der Erde. Ein Im-Dialog-Sein mit der Landschaft. Eine Landschaft enthält mehr als dass, was wir in ihr zu erkennen glauben. Sie ist ein lebendiger Körper mit einem System von Chakren, Kraftlinien, ja, feinstofflichen Organen, die für uns die Verbindungen zwischen Kosmos und dem Planeten aufrecht erhalten. Der Platz der Geomantie liegt eigentlich zwischen der Wissenschaft und der Kunst, der chinesische Pendant der europäischen Geomantie das Feng Shui, ist in China weitaus mehr anerkannt als die Geomantie bei uns.

Meditatives Wandern ist somit auch ein ganzheitlicher Zugang zu den unsichtbaren Dimensionen unserer Landschaft.

Der Begriff Geomantie setzt sich aus den griechischen Wörtern „Geo“ (Erde) und „Mantik“ (Wahrsagung) zusammen. Geomantie ist also die Kunst das Wesen einer Landschaft zu deuten, der „Landschaftsseele“ nahe zu kommen. Die moderne Geomantie kam in den 1960er Jahren auf. Ihre Vorläufer liegen in den alten Kulturen die noch die Kunst kannten für ein Vorhaben den richtigen Ort zu finden. Diese alte Kulturen haben uns Monumente und Bauwerke hinterlassen, die auf einen ganzheitlichen Umgang mit der Landschaft hindeuten, dazu zählen unter anderem Menhire, Steinkreise, Dolmen und keltische Bauwerke aber auch die mittelalterlichen Dome und sakrale Bauwerke werden hier zu gerechnet.

Die Geomantie erfasst also die „Identität eines Ortes“. Wie beim Menschen gibt es auch in der Landschaft „Resonanzpunkte für vital-energetische Kräfte“. Solche Plätze die auf Menschen „einwirken“ gibt es seit Urzeiten. Es sind Orte in der Landschaft die uns zur Ruhe kommen lassen, wo wir eine Energie spüren, die wir vorher nicht kannten. Eben das Wissen um Kraftplätze. Im Laufe der Zeit geriet dieses Wissen um Kraftplätze in Vergessenheit- dennoch- es gibt sie noch immer.

Meditatives und geomantisches Wandern sind eine intensive Art des Wanderns das am ehesten mit Pilgern vergleichbar ist, noch genauer ausgedrückt, es handelt sich um ein spirituelles Gehen. Neben dem Erleben von Landschaft ist auch das Eintauchen in die geistige Welt wichtig, denn durch geomantische Übungen zur Verfeinerung unserer Wahrnehmung erfahren wir während der Wanderung den Geist einer Landschaft.

Neben der Vermittlung geomantischer und tiefenökologischen Grundlagen nehmen wir bei unseren Wanderungen Kontakt zu Stein- und Felsformationen, Höhlen aber auch altehrwürdigen Bäumen auf. Unsere Wanderung beginnt in einer von Menschenhand geprägten Anlage, dem Trippstadter Schlosspark und führt uns hinein in die urwüchsige Natur des Pfälzerwaldes. Das Aufsuchen der Resonanzpunkte eines Platzes und den Blick auf die ortstypische Kraft, den „Genius Loci“, zu richten, ihn zu finden, ist eines der Anliegen dieser Wanderungen.

hukwa