Montag, 12. September 2011

Heimatkunde und Geschichtsbewusstsein

„In Rom, Athen und bei den Lappen,

da spürt man jeden Winkel aus,

indes wir wie die Blinden tappen

daheim im eigenen Vaterhaus.“

Karl Simrock

Die Heimatkunde berührt durch die Erfassung der Beziehungen des Menschen zu seinem Lebensraum fast alle Wissensgebiete, nicht nur die Geschichte. Sie ist keine Einzelwissenschaft, sie fasst jedoch die einzelnen Wissensgebiete unter einer ihr eigenen Blickrichtung auf einen bestimmten Raum- und Zeitabschnitt zusammen, der allerdings je nach Beschauer wechselt. Zunächst ist es der Heimatraum selbst, dem sich der Heimatkundler zuwendet. Von ihm gehen die ersten und stärksten Impulse aus. Je eifriger ihn der Heimatkundler durchstreift, je intensiver er sich dadurch die heimatliche Landschaft erschließt, je tiefer er von seiner Mitte aus in sie eindringt, umso mehr öffnet sie sich ihm und gewährt ihm immer weitere, immer tiefere Einblicke in ihr Wesen und Werden. Ausgehend von den Geländeformen, nach denen er sich orientiert, steht er eines Tages vor der Frage, wie das wohl alles geworden ist, vor der Frage des Entstehens und Aufbaues der Landschaft seiner Heimat. Hegel schrieb einmal: „Philosophie ist ihre Zeit, in Gedanken erfasst“, nun, wir leben ja die meiste Zeit an jenem Ort den wir Heimat nennen und von diesem Ort aus bewegen wir uns in die Welt hinaus, von diesem Ort aus den wir Heimat nennen versuchen wir das Ganze zu erfassen, über die Heimatgeschichte erfassen wir also auch Weltgeschichte.

Für die meisten Menschen hat Heimatkunde oft etwas altbackenes und spießiges an sich. Nun, gewiss kann dem so sein, es kommt einfach darauf an wie wir uns der Heimatkunde nähern.

Ein Beispiel: In den vergangenen Tagen habe ich einige Artikel über alte Waldberufe im Pfälzerwald geschrieben. Diese Serie ist sehr heimatkundlich verfasst, schließlich fällt dies ja auch in das Gebiet der Heimatkunde. Es passiert mir das mir beim kritischen Überarbeiten solcher Artikel sehr schnell auffällt in welch tiefer Armut und Ausbeutung jene Menschen lebten und ihr ausgesetzt waren die Berufe wie Holzhauer, Harzbrenner, Köhler oder Holzschuhmacher ausübten. Dann bin ich ganz schnell bei der Jahreszahl 1832, nämlich in jenem Jahr als das Hambacher Fest stattfand. Zum ersten Mal wurden Fahnen in Schwarz-Rot-Gold geschwenkt und die Teilnehmer forderten die Einigung Deutschlands und sprachen sich für ein neues Europa von vereinigten und friedlichen Volkern aus. Diese Demonstration in der Pfalz steht für die Einheit Deutschlands und für die Wiege der europäischen Demokratie, deren Geist durch Pfälzer Auswanderer in die „neue Welt“ getragen wurde und somit auch die amerikanische Demokratie aufs Tiefste beeinflusste. Als Pfälzer kann ich das Hambacher Fest aus den Blickwinkeln der Heimatgeschichte als auch der Weltgeschichte betrachten. Es ist letztendlich nur eine Frage des Bewusstseins. Ein Bewusstsein das heimatliches geschehen mit dem Geschehen der Weltgeschichte verbinden kann, ist ein kosmopolitisches Bewusstsein.

Für den großen deutschen Geschichtsphilosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel, wird Weltgeschichte als „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“ begriffen.

Die Geschichte ist bei Hegel also nichts anderes als die Entwicklung der Freiheit – „ein Fortschritt den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben“.

So ist auch die Beschäftigung mit der Heimatkunde eine Beschäftigung mit der Weltgeschichte. Denn Heimatkunde beruht durch die Erfahrung des interessierten Einzelnen auf diesem Gebiet zu seinem Lebensraum die dieser als Heimat betrachtet. So schließt Heimatkunde fast alle Wissensgebiete mit ein, nicht nur Geschichte sondern auch Kunst, Religion, Philosophie und Politik. Heimatkunde ist keine Einzelwissenschaft in diesem Sinne, sondern sie zieht die Einzelwissenschaften heran um sie zu einem Ganzen zu vervollständigen, ähnlich einem Gesamtkunstwerk. Sie wendet sich der heimatlichen Umgebung zu, aus der ja für den heimatkundlich Interessierten die Impulse hervorgehen, aus denen er erkennt das Heimatgeschichte auch immer Weltgeschichte ist. Jener Ort und jene Landschaft die wir als Heimat bezeichnen und mit der wir uns heimatkundlich beschäftigen ist ja ein Teil vom Ganzen, von jenem Ganzen, das Hegel als „Weltgeist“ bezeichnete. Lassen wir uns von diesem Ausdruck „Weltgeist“, nicht befremden. Hegel meinte damit weder etwas gespensterhaftes noch esoterisches er meinte das direkte Gegenteil, nämlich – das Vernünftige. Jenes Vernunftprinzip das im Gang der Geschichte „zu sich kommt“.

Ich selbst sehe in der Beschäftigung mit der Heimatkunde diese auch als Geburtshelferin für lebendige Weltgeschichte. Heimatkunde besitzt etwas lebendiges, sie ist nicht abstrakt, denn der Heimatkundler, bewegt sich ja täglich durch diese lebendige Geschichte in dem er den Zeugnisseen dieser Geschichte täglich im Ort und der Landschaft in der er lebt gegenübertritt.

Das viele Schüler heute Geschichte als langweilig empfinden hängt zweifelsfrei auch damit zusammen das man das Schulfach Heimatkunde einfach abschaffte. Denn wie kann man den besser Kinder an ein kritisches Geschichtsbewusstsein heranführen als durch das Fach Heimatkunde?

Der heimatgeschichtlich Interessierte begegnet durch seine Beschäftigung mit der Kultur seiner Heimat, dem, was Hegel das „Ganze“ genannt hat. Nach Hegel ist ein richtiges Verständnis der „ganzen Geschichte“ nur möglich, wenn am wie oben bereits kurz erwähnt, erkennt, dass auch Kunst und Religion, Philosophie und Sozialwissenschaften kein zeitloses absolutes Reich bilden sondern sich in der (vor allem) Heimat – und Weltgeschichte entfalten und gegenseitig bedingen. Es besteht also eine Wechselwirkung von Heimatkunde und Weltgeschichte, denn alles beginnt schließlich im kleinem.

So möchte ich auch keineswegs unser heimatliches Schrifttum gegenüber historischen Büchern geschmälert sehen. Für mich steht August Becker neben einem Toynbee oder Spengler. Aber auch die Beiträge interessierter Laien und Heimatforscher, Artikel aus Tageszeitungen, Broschüren und Ortschroniken können den Geist Hegels atmen. Die „Weltgeschichte“ bildet das Hauptthema der Hegelschen Philosophie. Jeder Augenblick gewinnt sein –Sein-nur dadurch, das er das Sein des vorhergehenden in sich aufnimmt. Die volle Verwirklichung des objektiven Geistes vollzieht sich in der Weltgeschichte sagt Hegel.

Doch der Weg zur Geschichte überhaupt beginnt in der Heimatgeschichte, also in der Kunde über unsere Heimat.

Heimatkundliches Bewusstsein als Einstieg in die praktische Geomantie

Ein Versuch heimatliches Erleben und Erdenergien zu verbinden

Das Trippstadter Schloss gehört zu den wenigen guterhaltenen pfälzischen Profanbauten und wichtigeren Baudenkmälern aus der Zeit der politischen Kleinstaaterei in Deutschland vor Ausbruch der französischen Revolution.

Erbaut wurde es 1766 von dem kurpfälzischen Obristjägermeister Franz Karl Josef Freiherr von Hacke und dessen Frau, Amöna Maria Karolina, geborene Freiherrin von Sturmfeder.

Wenn man den ästhetischen Aspekt des ländlichen Raumes um Trippstadt erfasst, so steht das Schloss an einem idealen Platz. In dichter Nachbarschaft die ebenfalls von Hacke erbaute katholische Kirche und hinter dem Schloss schließt gleich der Park an.

Wenn wir am frühen Morgen an den alten efeuumrankten Schlossparkmauern unter den mächtigen Altbäumen stehen, haben wir einen wunderschönen Ausblick in Richtung Karlstal und auf den Hochwald der dieses romantische Tal in einem grünen Kranz von Wäldern umschließt.

Genau von diesem Aussichtspunkte aus wird für den Parkbesucher der emotional erlebbare Erholungswert den die Trippstadter Landschaft besitzt besonders erfahrbar.

Etwa 15 Minuten Wegstrecke ist von hier die Entfernung zur Burgruine Willenstein. Die Geschichte des Trippstadter Schlosses und des Ortes Trippstadt beruht auf derjenigen von Burg und Amt Willenstein und bildet deren neuere Fortsetzung.

Die alte Burg erscheint schon früh in alten Urkunden als Reichslehen der Grafen zu Leiningen, welche im ersten Drittel des 12.Jahrhunderts die Besitzung den Herrn von Willenstein in Afterlehen gaben. Als eigentlicher Stifter der Willensteiner Linie wird aber erst Marbod, ums Jahr 1219 genannt.

Mit dem schon 1347 erfolgten Aussterben dieser Linie fiel das Lehen wieder an die Leininger zurück. Dieselben behielten es jedoch nicht für sich, sondern gaben es, nunmehr in zwei Hälften oder Huben, wieder in Afterlehen: die vordere, daher auch Falkensteiner Hub genannt, an die Grafen von Falkenstein, die hintere oder Flörsheimer Hub an Frau Agnes von Stein.

Die Lehenhoheit über den Falkensteiner Anteil erlangte im leiningischen Erbschaftsstreit ums Jahr 1481 Kurfürst Philipp von der Pfalz. Als sich jedoch 1664 langwierige Streitigkeiten wegen dieser Hube entspannen, erhielt sie im Jahre 1716 der kurpfälzische Obristjägermeister Freiherr von Hacke zu Schwainspaint als Entschädigung für die Richterämter Salern und Saidlern zu Kurpfalz in Erblehen.

Aus dem Sichtwinkel der Geomantie enthält die Trippstadter Landschaft, ausgehend vom Schloss- und Schlosspark, alle Objekte die sie für diese Wissenschaft und Kunst interessant macht.

Kulturdenkmäler finden sich sowie Sehenswürdigkeiten, Berggipfel, Waldbesäumte Täler, Quellen und Bäche, bestimmte Vegetationsformen- und Arten, alles Koordinationspunkte die eine Landschaft prägen die für die Geomantie wichtig ist.

Mit dem anschließenden Karlstal und der höher gelegenen Amseldell befinden wir uns hier in einer der ganz individuellen, spirituellen und sakralen Landschaften des Pfälzerwaldes.

Wenn wir nun während einer Wanderung die äußere Landschaft als Erfahrung in unseren inneren Besitz nehmen, wird in uns sozusagen die „die innere Landschaft“ erweckt. Diese ist ein gedankliches Abbild unserer „Mitweltwahrnehmung“. Ich betone: Mitwelt- nicht Umwelt! Die Umwelt ist das uns umgebende- die Mitwelt aber ist die Welt in der wir leben, die wir Mit- nehmen vom außen ins Innern. Wir machen uns also ein realistisches Bild der Landschaft und Ver – Innern diese und erst jetzt können wir die Erfahrung der spirituellen Landschaft und Mitwelt machen. Platonisch gesprochen könnten wir auch sagen: all das was uns hier begegnet liegt eine metaphysische Idee, ein platonisches Urbild zu Grunde.

Geomantie ist eine Erfahrungswissenschaft. Die Erdkräfte, die Energieströme über die wir in der Geomantie sprechen will man natürlich auch spüren, in der Regel muss man lernen diese Kräfte in sich zu sammeln und zu konzentrieren.

Ich spreche von der Empfänglichkeit die wir benötigen um den Strom der Erdkräfte zu erfahren, also das auf- und abschwingen der kosmischen Energie.

Es ist eigentlich nur eine Übung sich auf diese Energieströme einzustimmen. Mit gezielten Übungen sensitivviert man sich und nimmt die Gegenwart als Energiestrom auf. Was Anfangs als verschwommen aufgenommen wird können wir bald als Erlebnis spüren.

Als nächstes werden wir spürbar erfahren dass wir in die jeweilige Landschaft hineingehören oder zumindest mit ihr verbunden sind, dass wir ein Teil von ihr sind, wir sind mit der Natur und der Geschichte der Landschaft verbunden. Das Gefühl für die uns umgebenden und in uns einfließende Energieströme wir unmissverständlich wahrgenommen. Es handelt sich um ein definitives Einströmen von kosmischer und erdenergetischer Strömung. Wir spüren sehr bewusst dieses neue Gefühl, das wir nun der uns umgebenden Landschaft entgegenbringen. Es ist der Moment wo die bisher profane Landschaft etwas sakrales erhält.

In seinem Buch „Das Geheimnis der Labyrinthe“ schreibt Nigel Pennick: „ Bei den erst in den Jahren um 1960 von einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis genommenen „Erdmysterien“, die in den siebziger Jahren zum Gegenstand eingehender Untersuchungen wurden, geht es unter anderem um überlieferte und reale Wahrnehmungen subtiler Kräfte in der Erde. Diese Kräfte wurden in den vorwissenschaftlichen und vorindustriellen Kulturen als Realität anerkannt und manifestierten sich in der Vorstellung der Menschen in der Gestalt nichtmenschlicher aber noch fühlender wesen, die man als Gnomen, Kobolde, Trolle, böse Geister und Drachen bezeichnete. Man glaubte, diese Kräfte ließen sich besonders an geweihten Orten von Menschen spüren, die besonders sensibel auf solche Dinge reagierten. Diese geheimnisvollen Erdkräfte, um die es bei den Erdmysterien geht, hat man als das subtile „fünfte“ Element bezeichnet, das allen Dingen ihre Kraft verleiht. Dieses Phänomen ist in allen vorindustriellen Kulturen eine Realität und in der ganzen Welt unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt. In keltischen Ländern hieß es „mwyvre“.“
hukwa