Dienstag, 1. November 2011

Kosmologie und Heimatkunde oder werde, der du bist

Wir müssen ins Unendliche Denken, wenn wir uns selbst finden wollen. Ich habe auch keine Probleme damit kosmisch zu denken, während ich an einem heimatkundlichen Text arbeite. Es ist mir einfach klar dass meine Heimat der Kosmos und meine jetzige irdische Umgebung ebenfalls meine Heimat ist. Das eine bedingt das andere. Wenn ich mich mit den Ursprungsmythen verschiedener Völker beschäftige, wie auch meines eigenen Volkes begebe ich mich ja ebenfalls auf heimatkundliche Suche. Mit der Aussage der Astrowissenschaft über die Unbegrenztheit und gleichzeitige Endlichkeit des Weltalls kann man begrifflich nur schwer was anfangen. Als Mensch muss ich mir einen zeitlichen Ursprung vorstellen, einen Ursprung des Lebens, einen Ursprung meiner Familie, meiner Kultur, des Lebens überhaupt. Die Beschäftigung mit meinem Ursprung, kosmisch wie heimatkundlich, ist letztendlich ein Zeitsprung. Wenn ich Ahnenforschung betreibe begebe ich mich auf eine Zeitreise und wenn ich über den Ursprung des Kosmos nachdenke bin ich ebenfalls ein Zeitreisender. Der Anfang eines solchen Denkens ist symbolisch – ich weiß es gibt ein oben und ein unten – aber eben nur symbolisch, sonst kann ich nämlich nicht in einer strukturierten Raumzeit denken. Oben und unten ist nur eine Hilfstabelle mit der ich das Zeitlabyrinth bereisen kann. Es gibt in Wirklichkeit überhaupt kein „Oben und Unten“, es gibt nur eine Art lebendiger Spirale die sich irgendwann zu einem Kreis schließt. Zur „ewigen Wiederkehr des Gleichen“, doch auch dies ist nur ein Symbol, eigentlich müsste es heißen „zum ewigen Werden“. Das Leben in seiner Gesamtheit kann nur eine Entelechie sein, „…geprägte Form, die lebend sich verwandelt“. Ich denke der Mensch ist ein Prozess und unser innerster Kern, die Seele, die Monade, das Selbst ist dem kosmischen Prozess des „Werdens“ unterworfen nämlich im Sinne Goethes: „Werde der du bist“.

Ein solches Denken überschreitet natürlich die Grenzen einer jeden empirischen Wissenschaft. Die „kritische Ökologie“ sagt uns „die Erde kann gut auch ohne den Menschen existieren“, doch damit hat sie nur zum Teil recht denn die erde kann nicht ohne das Universum existieren und nun taucht die Frage auf, kann das Universum ohne das menschliche Bewusstsein existieren? Ich möchte diese Frage Platon beantworten lassen. Im Timaios lesen wir:

„Und nun möchten wir dann auch behaupten dass unsere Erörterung über das All ihr Ziel erreicht habe; denn nachdem die Welt in der obigen Weise mit sterblichen und unsterblichen Wesen ausgerüstet und erfüllt worden ist, ist sie so selbst zu einem sichtbaren Wesen dieser Art geworden, welches alles Sichtbare umfasst, zum Abbilde des Schöpfers und zum sinnlich wahrnehmbaren Gott, und zur größten und besten, zur schönsten und Vollendesten, die es geben konnte geworden, diese eine und eingeborene Welt“.

hukwa