Samstag, 31. Dezember 2011

Die Fichte - Picea excelsa

Die kegelförmig gewachsene Fichte unterscheidet sich von der Tanne vor allem dadurch, dass ihre Zapfen im Gipfel hängen, während Tannenzapfen aufrecht stehen. Ihre vierkantigen Nadeln sitzen dicht an den Zweigen. Der bis 60m hohe Baum, der ein Alter von 600 Jahren erreichen kann, ist über die ganze nördliche Erdhalbkugel bis in 2000 m Höhe verbreitet. Fichten blühen im Mai ; im April und Mai sammelt man Nadeln, Zapfen und junge Triebe. Gereinigte Fichtenholzkohle wird als " Carbo vegetabilis " zu Heilzwecken verwendet. Nadeln und Zapfen enthalten ätherische Öle, welche hautreizend, durchblutungsfördernd, krampflösend, schweiß- und harntreibend wirken. In Inhalations – lösungen, Salben und Badezusätzen wird dieses Öl gegen Katarrhe der Atemwege, Krampfhusten, Bronchialasthma, Rheumatismus und Nervosität verwendet. Aus dem Harz gewinnt man Terpentinöl, das wegen seiner Nebenwirkungen ( Erbrechen, Nierenschädigung mit Blutharnen ) nur vom Arzt gegen Rheuma, Bronchitis, Blähungen verordnet werden darf. Fichtenholzkohle wirkt desinfizierend und absorbierend ( aufsaugend ) bei manchen Vergiftungen, Wunden und Magen – Darm – Katarrhen.
Zum Tee, der sich gegen Entzündungen der Atemwege bewährt hat, weicht man über Nacht 10 g Nadeln auf 1 Tasse Wasser ein, kocht ab und lässt 10 Minuten ziehen ; davon trinkt man täglich 2 Tassen, am besten mit Honig gesüßt. Fichtennadeltee soll nicht länger als 7 Tage ununterbrochen eingenommen werden, danach empfiehlt sich eine Pause von 1 Woche.
In Deutschland können wir uns vor lauter Fichtenwald kaum noch retten, dies wird sich in Zukunft
mit Sicherheit ändern, weiß man doch inzwischen genau wie anfällig Monokulturen für die Ganzheitlichkeit eines Waldes sind. Da die Fichte ein schnellwachsender, anspruchloser Nutzholzbaum ist und sich noch sehr rentabel in großen Plantagen anbauen lässt, war er der ideale Baum für die Forstwirtschaft. Seit nunmehr 2 Jahrhunderten herrscht diese Fichteninvasion und Euphorie in Mitteleuropa an. Das ausgehende 18. Jahrhundert, das man in älteren Forstlehrbüchern die „Geburtsstunde der eigentlichen Forstwirtschaft“ nannte, war die Sternstunde dieses anspruchlosen Baumes. Als Pionier auf Magerweiden und Waldlichtungen ist sie auf den ärmsten Böden jedem Laubbaum absolut überlegen.Auch der Weißtanne ist sie weit überlegen, weil sie im Gegensatz zu ihr, in ihrer Jugend nicht den Schutz der Altbäume benötigt.
Fichtenholz wurde schon immer im Haus-, Schiff- und Möbelbau verwendet. Das härtere, haltbare Holz alter Bergfichten wird noch heute zum Bau von Saiteninstrumenten verwendet. Schon am
„Abklopfen“ des lebenden Baumes, erkannte der Geigenbauer den späteren Klang, des Instrumentes. Es ist kein Zufall das die meisten Geigenbauer in Alpenregionen lebten, nahe beim Holz der Bergfichte.
Der botanische Name der Fichte (Picea) bezieht sich auf ihr Harz. Aus dem Harzhaltigen Stockholz oder Stubben, gemeint sind die im Boden zurückbleibenden Teile des Stammes nach dem Fällen, destillierte man einst im Kohlemeiler Holzteer, aus dem man dann Pech herstellte. Dieses kam vor allem als Schusterpech und Wagenschmiere in den Handel.
In alter Zeit wurde das Fichtenharz mit der Bezeichnung „Pix burgundica“ in Apotheken als Arznei verkauft. Als „Resina alba“ wird das Harz Heute bei der Terpentindestillation gewonnen und meist in wasserfreier Form als Kolophonium in den Handel gebracht. Bevor man begann, Vanilin synthetisch zu erzeugen, wurde es aus dem Harz der Fichte hergestellt. Frisch gesägte Fichten Wurzelstöcke verströmen an sonnigen Tagen einen leichten Vanille Geruch.
Bei den Hopi – Indianern Nordamerikas, gilt die Fichte als heiliger Baum. Ihre Stammesmythologie erzählt: In grauer Vorzeit, als die Hopi noch ein Nomadenstamm waren, brach in einem ihrer Klans ein Streit aus, woraufhin die Naturgewalten das Land verdorren ließen. Als Sühneopfer forderte der Gott des Klans, 4 Jahre Buße, was die Hopis auch taten. Die Gottheit nahm das Opfer an, schenkte dem Land wieder seine Fruchtbarkeit und offenbarte sich den Indianern in Gestalt einer Fichte.
Als Richtfestbaum, als Maibaum nutzt man die Fichte so gern als die Birke. Dieser Brauch ist uralt.
Der Maibaum war der Schutzbaum alter vorchristlicher Völker. Die immergrüne Fichte stand symbolisch für die erneuernde Kraft der Natur. Diese Maibaumfeste waren den Naturgeistern geweiht, sie sollten das Dorf oder ein einzelnes Gehöft oder Haus vor Unglück schützen, wie man es heute noch von den Richtbäumen her kennt. Susanne Fischer schreibt in ihren „Blättern von Bäumen“: Diese symbolische Bedeutung ist in einem alten Maibaumfest, dem Todaustreiben , das im 17. Jahrhundert in Böhmen gefeiert wurde, sehr deutlich zu erkennen. Die Frauen des Dorfes zogen mit Trauerschleiern angetan aus, banden eine Strohpuppe zusammen, bekleideten diese mit einem Hemd, gaben ihr Sense und Besen in die Hand und trugen sie bis an die Grenze des Dorfes. Dort zerrissen sie die Puppe. Dann hieben sie im Wald einen Baum, hingen das Hemd daran und trugen ihn unter Gesängen heim. Dort wurde der Baum mit Bändern, Eiern und Kuchen geschmückt. In manchen Dörfern sangen die Frauen beim Einzug ins Dorf folgendes Liedchen:

Den Tod tragen wir aus dem Dorf,
den Sommer tragen wir in das Dorf.

Der Brauch des Maibaumfestes verschmolz später, zusammen mit anderen Baumfesten, zum christlichen Weihnachtsfest. Auch der Weihnachtsbaum hat noch die gleiche Aussage wie die alten Baumheiligtümer, er symbolisiert den Sieg des lichten Geistes über den Tod hinaus.“
Dieser Brauch rührt wohl unter anderem auch noch von den Römern her, die den Fichtenbaum ebenfalls mit dem Tod in Verbindung brachten. Der 79 n. Chr. Beim Vesuvausbruch ums Leben gekommene römische Geschichtsschreiber Gajus Plinius Secundus schrieb in seiner „Naturalis historia“, dass die Fichte „als Trauerzeichen an den Türen angebracht und grün auf den Scheiterhaufen“ gelegt wird.
Adalbert Stifter widmete der Fichte sein Buch „der Hochwald“.


hukwa