Anscheinend tut sich etwas in Sachen
Nationalpark in Rheinland – Pfalz. Nachdem sich die Aufgeregtheit
in der Bevölkerung gegenüber dem vergangenen Jahr etwas gelegt hat,
legt nun die Landesregierung ein „Eckpunktepapier“ vor. Der Bart
der der Nationalparkdiskussion inzwischen gewachsen ist muss ja nicht
noch länger werden. Hauptsache ein solcher Park kommt, denn es gibt
gewichtige Gründe dafür. Nicht nur ökologische sondern auch
bildungspolitische und vor allem nachhaltige. Schließlich gibt es ja
auch so etwas wie einen „Bildungsauftrag Waldpädagogik“. Und wo
könnte man so etwas besser verwirklichen als in einem Nationalpark,
der ja letztendlich ein riesiges „grünes Klassenzimmer“ sein
kann. Wo lässt sich die Natur besser studieren als in einem
Waldschutzgebiet, in dem ganz anders als im Wirtschaftswald noch
wirkliche Naturzonen existieren in dem nicht nur Reife sondern auch
Zerfallsphasen zugelassen sind.
In der Zeitschrift „Nationalpark“
schrieb vor einiger Zeit Bernd Lötsch, der Direktor des
Naturhistorischen Museums in Wien über die Natur: „Ihr Wert wächst
ins unermessliche so wie sie schwindet“. Er meinte damit, dass
Nationalparks nicht nur „Biotope“ sondern vor allem „Psychotope“
sind. Wo kann sich der Mensch besser regenerieren als in der Natur?
Der Kontakt mit schöner, geheimnisvoller Natur wurde für den
Menschen in einer entzauberten, technischen Ersatzwelt zur
„unersetzlichen Seelennahrung“, zum „Vitamin für das Gemüt“.
Nationalparklandschaften trügen dazu bei, unsere „seelische
Hungersnot“ unseren „Naturverlustschock“ zu lindern. Und nach
dem Osnabrücker Professor für Landschaftsarchitektur Herbert Zucchi
ist „Wildnis heute eine Kulturaufgabe“.
Dass sich unter den Skeptikern und
Gegnern eines Nationalparks in Rheinland – Pfalz neben den
Vertretern der Holzbranche auch zahlreiche Forstleute befinden, bei
denen die Aussicht auf zu starken Nutzungsverzicht und Aufgabe von
Teilen der Waldwirtschaft heftige Abwehrreflexe hervorruft, ist
angesichts zunehmender Holzknappheit und steigender Holzpreise
nachvollziehbar. Vor allem für den „kleinen Brennholzwerber“
wird das Holz dann vielleicht knapp, was allerdings ökologisch
durchdacht werden muss. Doch für dieses Klientel des Forstes scheint
die Landesregierung in ihrem „Eckpunktepapier“ Vorsorge zu
zeigen. Anscheinend will man es mal wieder jedem Recht machen, was in
Rheinland – Pfalz allerdings höchst selten gelingt.
Im Vordergrund sollte aber vor allem
der Gedanke der Nachhaltigkeit, Biodiversität und biologischer
Vielfalt stehen. Dabei geht es um mehr als reinen Artenschutz. Es
geht dabei um einen Beitrag der Erhaltung der vielfältigen,
natürlichen und naturnahen Lebensräume. Ein solcher Erhalt wird
letztendlich auch zur Existenzfrage für uns Menschen. Daher hoffen
viele, dass der Nationalpark bald kommt.
Den Rheinland – Pfälzern dürfte der
Gedanke des Nationalparks übrigens gar nicht so fremd sein. Es war
kein geringerer als der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl der
vor langer Zeit schon schrieb:...Jahrhunderte lang war es eine Sache
des Fortschritts, das Recht des Feldes einseitig zu vertreten; jetzt
ist es dagegen auch eine Sache des Fortschritts, das Recht der
Wildnis zu vertreten“.
hukwa