Wer das Tal betritt lässt die Welt
hinter sich. Wälder, Wolken und Wind, das leise Rauschen des
Wildbachs. An seinen Ufern Pappeln, Weiden und Erlen. Im Vorfrühling
und im Spätherbst zittern die Wälder im Sturm und in den Nächten
stöhnen die Bäume unter krachenden Gewittern. Das Tal ist nicht so
breit, zu beiden Seiten bewaldete Berghänge. Schon Anfang September
knistert die rote Fackel des Herbstes im Laub. Der Abend fällt früh
und feucht. Silberner Nebel legt sich kurz vor der Dämmerung über
das Tal. Blutrot glühen die Ebereschen in dieser Zeit, funkeln wie
Blut im braunen Laub. Die Abende dann, jene Zeit zwischen Laubfall
und Schnee, sind stiller als das letzte leise Walddämmern im Sommer
war, kein Vogellaut ist zu hören. Im November trägt der Wind
oftmals schon den Geruch von Schnee mit sich. Und wenn er kommt, der
Winter, ist das Tal meist menschenleer. Den Tieren, Pflanzen und
Wassern überlassen. Den wahren Besitzern des Tals. Hart ist der
Winter im Tal, schneidend und kalt seine Winde und wie Diamanten
funkeln dann die Sterne am Himmel.
Zieht der Altweibersommer herauf,
werden die Blätter der Pappeln und Weiden unruhig, als wüssten sie,
dass sie bald fallen müssen. Millionen von Spinnen werfen ihre
silbernen Seile und früh am Morgen fangen sich die Tautropfen in
ihren Netzen; in denen sich golden die Sonne spiegelt. Stille,
Gelassenheit und Ruhe empfängt den Wanderer um diese Jahreszeit im
Tal.
Ein kurzes klatschen, verursacht durch
das Auffliegen einer Ringeltaube in den Baumwipfeln, knistern im
Dickicht, der Ruf des Schwarzspechts, das sind die frühherbstlichen
Geräusche des Tals.
Wer an solchen Tagen ins Tal eindringt
um etwas zu suchen der wird es gewiss finden. Es kann passieren das
einem an solchen Tagen ein seltsames Gefühl überkommt, dass Gefühl
einer geträumten und dennoch konkreten Wirklichkeit, einer
Wirklichkeit wie man sie nur hier im Tal findet. Atemberaubend
erscheint uns nun die Vielfalt von Pflanzen und Tieren, wenn wir nur
ein Auge dafür haben.
Und der Himmel? Wie aus Bernstein
gehauen scheint er. Doch erst der Mond, wenn er am Abend aufgeht, fast
durchsichtig verzaubert sein Licht, verwandelt das Tal in eine
Märchenlandschaft.
Wer jetzt hier wandert denkt manchmal,
er befinde sich an den Ufern der Zeit.
hukwa