Samstag, 22. September 2018

Was liegt dazwischen

Ich stehe am Fenster und
beobachte die Bewegungen auf der Strasse
neben mir auf dem Schreibtisch
der Arbeitblock
Zeichen und Malstifte
Tagebuch und Arbeitsbuch
so bin ich bereit
den Augenblick niederzuschreiben
für die Menschen da draußen
beginnt
auch dieser Sonntag
mit dem gewohnten Gang in die Kirche
man hat sich herausgeputzt
das aneinander schlagen der Kirchenglocken
klingt wie ein akustischer Beweis
Gott lebt fern jeglicher Realität
zu Scharen strömen sie in die Kirche
in Erwartung der giftigen Tröstungen
des Predigers
die ewige Hoffnung lässt sie kriechen
wie Insekten
auf dem Zahnfleisch gehend
mit betrübten Blick
in die Gegenwart
schleichen sie durch die Tür
in der Hoffnung
Eden zu finden
der Tod ist absolut
und das Leben hat eine Realität
ABER WAS LIEGT DAZWISCHEN
Stagnation Stillstand
ich schreibe eine Notiz nieder
dadurch wird mir der Tag transparent
dennoch es ist eine Gewissheit
wir haben den Zugang zur Realität vermauert
wie in einem Spinnennetz sitzen wir fest
festklebend am suggerierten Speichel unserer Bewacher
an diesem SONNTAGMORGEN
gelingt es mir für eine Weile
den mir aufgezwungenen Kokon zu verlassen
für eine kurze ZEIT erkenne ich die WIRKLICHKEIT
und für den Bruchteil eines Momentes gelingt es mir
den Rahmen jenes Gemahldes zu SPRENGEN
das mich GEFANGEN hält.
hukwa
Gedicht aus dem Jahr 1999