Freitag, 4. Januar 2019

Hungrig ist die Seele der Jugend

Jene zeit will ich Beschwören
da ich jung und Lebenshungrig war
da ich flink wie der Distelfink durch die Äste der Bäume kletterte
da die Großmutter meinen Namen rief
das Essen steht auf dem Tisch
der Hofhund bellte im Zwinger
und der Truthahn klammerte seinen Schnabel an mein Hemd
grün war das Wiesental das dem Dorf seinen Namen gab
als der Geruch des Flieders in die Stube drang
der Hahn mich am Morgen weckte
grün wie das Gras ist die Seele der Jugend
die Tage waren so wie man eben sagt
als die Erde für mich noch jung war
die Schwalben zogen ihre Kreise
das Mondlicht beleuchtete in den Nächten mein Bett 
und die Träume reisten mit dem Ruf der Kraniche
grün wie das Gras ist die Seele der Jugend
hungrig nach den Tönen der Sphärenmusik
der ich lauschte
ich spürte wie der Wurm sich in der erde krümmte
die spürbare Lust die dem Frühling innewohnt
lenkt die Gedanken heimwärts ins reich der Kindheit
weiß blühen die Schneeglöckchen im Garten
die Primmeln treiben bald
die Seele der Jugend wartet auf die Märzwinde
Demeter regt sich wollüstig im faulenden Laub
greif nach den Wolken in dieser Stunde
packe fest zu bevor sie Verdunkeln
Holunderblätter bersten schon
als ich heute lief durch Feld und Flur
die Gedanken rückwärts gewandt
die Frühlinge zu zählen die mich häuteten wie Herbsttage
noch tiefer zu denken versäume ich nicht
biegsam wie ein junger Baum schleiche ich dem Lenz entgegen
doch in die Ahnungen süßer Märzwinde Düfte
mischt sich der Lemminge Geschrei
jene Zeit will ich Beschwören 
da ich jung und Lebenshungrig war
so jung will ich die Erde sehen
Schauen was ich damals sah.
hukwa