Viele
von uns entdecken in dieser Krisenzeit die Existenz von Eigenzeit.
Das rasante Eiltempo der Wirtschaft ist unterbrochen und die Menschen
bemerken, dass zwischen ihrem beruflichen Ein – und Ausstieg etwas
sehr wichtiges liegt – ein Leben - das weitgehend von dem Diktat
der Uhr bestimmt ist. Eine Uhr die von der Wirtschaft aufgezogen wird
und die jedem Bürger Programmzeiten aufdrückt nach denen er leben
muss. Vielleicht bemerken nun auch einige, dass unsere
Hochgeschwindigkeitsgesellschaft politisch als auch privat gar nicht
so zukunftsfähig ist. Wirtschaftliche Beschleunigung heißt in
Zeiten des Turbokapitalismus ja nichts anderes als Entrhythmisierung
des Privatlebens der BürgerInnen. Tragischerweise brauchen wir
anscheinend Krisen und Krankheiten oder gar Katastrophen um aus der
Hetzjagd und den materialistischen Sachzwängen auszusteigen. Für
hunderttausende Menschen in unserem Land fallen Nachtruhe, Feiertage
und Urlaub dem Beschleunigungszwang anheim. Dabei hat es die
Evolution doch ganz anders eingerichtet: sie hat uns Grenzen gesetzt
die wir lange schon ignorieren. Aber die Symptome zeigen sich
überall, nicht nur in den täglichen Stressanforderungen die von der
Wirtschaftszeit festgelegt werden. Sollten wir diese gefährliche
weltweite Krise überwinden, dann wäre es endlich an der Zeit, dass
man den Menschen ermöglicht ihre eigene Zeitvorstellung zu leben. Es
kommt darauf an, dass jeder einzelne Mensch selbst das Tempo und den
Rhythmus seines Lebens bestimmt.
Dies
dürfte unsere Wohlstand- und Konsumgesellschaft nicht besonders
gefährden. Vielleicht hört dann endlich auch das sinnlose
produzieren um der Produktion wegen auf. Unsere PolitikerInnen
könnten sich dann auch einmal Gedanken über eine neue „Zeitpolitik“
machen. Die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung mit ihrem
Krisenhintergrund braucht besonders eines, nämlich Zeit - denn die
Gefahr steht im Weltenraum, dass diese Entwicklung tragisch
verlaufen kann. Was wir jetzt vor allem brauchen sind Haltungen und
Sinngebungen, die die Weltgemeinschaft in eine machbare Zukunft
überleiten und dazu braucht man Zeit und jetzt hätten wir die Zeit
dazu.
hukwa