Donnerstag, 27. November 2008

Energeia – Am – Werke – Sein – oder die Wirklichkeit die mich umgibt


kurze Abhandlung über meine persönliche Philosophie
von Hans Wagner

Wenn ich einen Rückblick über mein Schaffen der letzten dreißig Jahre ziehe, kann ich über eine drei Felderwirtschaft schreiben. Schriftstellerei – Kunst – Philosophie. Immer war mir der Ausdruck wichtig.
Doch am wichtigsten wohl war mir die energeia – das am – Werke – sein. Da mir dieses am Werke sein die Möglichkeit bot in den Abwässern dieser Gesellschaft nicht unter zu gehen. Am – Werk – Sein, heißt auch in einem gewissen Sinn in einer Art Aufstand, einer Aufrichtigkeit zu leben. Aufstand gegen das Genormte, Statische und vor allem Robotische zu der unsere Gesellschaft sich entwickelt hat. Das Schreiben war mir Waffe gegen die Infamitäten einer oberflächlich – konsumorientierte Gesellschaft. Sich schreibend aus dem Labyrinth zu befreien,
eben, das sich – heraus – schreiben aus Lebenssituationen.
Wir sind von vielen Wirklichkeiten umgeben, eine dieser Wirklichkeiten, ich nenne sie gern die erste, ist unsere ökonomisch, konsumorientierte Gesellschaft. Für die meisten Menschen ist diese "erste" Wirklichkeit zugleich die einzige. Der Künstler und Philosoph kennt noch andere Wirklichkeiten, andere Welten und Quellen, woher sonst kommt jene Symbolik die sein Werk interessant macht? Kreativität ist kein Vogel der uns eben mal so zufliegt, sie ist das tägliche am Werk sein.
Die Wirklichkeiten die uns umgeben bestimmen, die Inhalte unseres Denkens, dies ist ein psychologisches Gesetz,
es ist aber vor allem eine philosophische Einsicht. Vor allem die erste Wirklichkeit, mit ihren ökonomisch – gesellschaftlichen Knebel, drängt sich ja ständig an uns heran. Wehe dem Menschen der sich dagegen keinen
Katalysator erschaffen hat, er wird zum modernen Sklaven, zum Abhängigen, von den Medien gelenkten.
Dieser ersten Wirklichkeit ist die Disharmonie inhärent, sie schenkt dem Menschen nur wenige Augenblicke der Harmonie, den sie ist eine große Verführerin. Sie zieht uns in Tiefen hinunter und lässt uns in irreale Höhen schweifen. Um nicht ganz ihr Sklave zu werden muss ich versuchen sie zu benennen. Sie ist ganz Angreiferin aber in dem ich ihre infamen Angriffe erkenne und sie benenne, nehm ich ihr die Wucht des Angriffs, indem ich das Erkannte und dann Benannte aufschreibe, kann ich ordnen und reflektieren. Denn nur in dem ich ordne und hinter her reflektiere, ist mir die Möglichkeit gegeben den Dingen auf den Grund zu gehen.
Sobald sich die Wörter zu Sätzen formen, sobald sie aufgeschrieben sind und somit objektiv vor mir liegen, habe ich eine Stütze und mit der Methode des Denkens kann ich schließlich ans Werk gehen, was bedeutet: Ich arbeite damit – verarbeite!
Wenn man schreibt, schreibt man in der Regel aus Bedürfnissen heraus. Hinter her fühlt man oft eine Erleichterung, dies ist der Hauptsinn des Schreibens. Es ist dies wohl das erste was die ersten Menschen dazu trieb
ihre steinernen Wohnhöhlen zu bemalen. Wenn man diese Malereien betrachtet, spürt man intuitiv es sind gemalte
Ängste und Hoffnungen, gebannte Geister und Dämonen, die sie an den Wänden verewigten.
Durch diese drei Felderwirtschaft von Kunst – Literatur – Philosophie war es mir oft möglich nicht von Situationen verschlungen zu werden sondern über die Situation einen Standort zu finden und von hier aus meinen Standpunkt zu Verteidigen. Der Standort ist wie ein persönliches Gericht, am Standort seinen Standpunkt einzunehmen, bedeutet ein Urteil über die Welt zu fällen. Ich entscheide mich! Ich bin nicht mehr der Situation ausgeliefert, dadurch das ich mich entschieden habe, bin ich zur Einsicht gelangt und aus dieser Einsicht , weiß ich das ich mich verteidigen werde.