Dienstag, 25. November 2008

Gott ist ein Naturgesetz

Über Benedictus Baruch de Spinoza
von Hans Wagner

De natura Rationis est res sub quadam aeternitatis specie percipere -
Es liegt in der Natur der Vernunft, die Dinge unter einem Gesichtspunkt der Ewigkeit zu erfassen.
Baruch Spinoza



Spinoza wurde 1632 in Amsterdam geboren. Er entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Früh überwarf er sich mit seiner jüdischen Kultusgemeinde, geriet auch in Schwierigkeiten mit dem Magistrat seiner Heimatstadt.
Man bezeichnete ihn noch lange nach seinem Tod als Atheisten. Bereits in seiner Jugend hat er dieses schon zu spüren bekommen, ja noch schlimmeres, man hat auf ihn wegen seiner "Irrlehre" sogar einen Mordanschlag verübt.
Bereits mit 24 Jahren wurde er exkommuniziert und mit dem Bannfluch seiner Gemeinde belegt, was sich folgt anhört: "Nach dem Urteil der Engel und der aussage der heiligen, verbannen, verfluchen, verwünschen und verdammen wir Baruch de Espinoza (...). Er sei verflucht bei Tag und verflucht bei Nacht, verflucht sein Hinlegen und verflucht sein aufstehen, verflucht sein gehen und verflucht sein kommen; nimmer möge der Herr ihm vergeben und fortan der Zorn des Herrn und der Eifer Gottes über diesen Menschen kommen und ihn mit allen Flüchen beladen, geschrieben in diesem Buch des Gesetzes (...) Hütet euch: dass niemand mündlich noch schriftlich mit ihm verkehre, niemand ihm die geringste Gunst erweise, niemand unter einem Dach mit ihm wohne,
niemand ihm sich auf vier Ellen nähere, niemand eine von ihm gemachte oder geschriebene Schrift lese."
Nun der Eifer Gottes kam tatsächlich über Spinoza, wenn auch in einem anderen Sinn als seine kleinkarierten, dogmatischen Verfolger sich dies wünschten. Man sollte sich auch einmal vor Augen halten was ein solcher fluch für den jungen Mann in einem Zeitalter des absoluten Glaubens bedeutete. Spinoza war fort an ein Ausgestoßener.
Ausgestoßen wurde er weil er schon sehr früh in seinem Leben die jüdische Glaubensauffassung, ebenso auch die christliche abgelehnt hatte. Nach seiner Verbannung lebte Spinoza sehr zurückgezogen an verschiedenen Orten in Holland. Da die philosophischen Persönlichkeiten schon früh auf ihn aufmerksam wurden, bekam er jedoch öfters besuch von großen Persönlichkeiten des Geistesleben unter anderem von Leibnitz. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich zum Teil durch das Schleifen von Brillengläsern. Er lebte ein stilles, ganz zurückgezogenes leben, ganz der Philosophie hingegeben und lehnte sogar eine Berufung an die Heidelberger Universität ab . Sein System
seiner Ethik besitzt heute noch in der Geisteswelt eine sehr hohe Bedeutung.
"Die kurze Abhandlung von Gott, dem Menschen und seinem Glück" von 1658 gilt als sein Frühwerk. Es folgen "die Abhandlungen über die Verbesserung des Verstandes", die "Abhandlung vom Staat" sowie der "Theologisch-
politische Traktat". Sein Hauptwerk aber ist die "Ethik". Die "Ethik" ist ein schwer zu lesendes Buch doch hat man sich einmal in sie hineingelesen ist sie wahrlich ein Wunderbuch, eines der schönsten und interessantesten Bücher der ganzen Philosophiegeschichte. Spinozas Gotteslehre ist der Pantheismus (pan, alles; theos, Gott; vgl. hierzu den Lehrsatz 15. der Ethik in Buch I "Alles, was ist, ist in Gott, und nichts kann ohne Gott sein, noch begriffen werden.") Im Gegensatz zu den dogmatisch jüdisch – christlichen Gottesbegriff und Lehre ist für ihn Gott und Natur eins, daher sagt er manchmal Gott, manchmal Natur meint aber die eine Ursubstanz. Für Spinoza ist alles Sein in Gott und in allen Dingen regiert die Notwendigkeit der göttlichen All-Natur . Dem entspricht der zweite wichtige Schritt Spinozas , das er die zwei Grundgegebenheiten der Welt, nämlich das körperliche Sein der Dinge, er nennt dies das "Ausgedehnte", und das Denken, mit Gott gleichsetzt. Ausgedehntes und Denken sind die Eigenschaften, er nennt dies "Attribute", oder Daseinsformen (modi) der göttlichen All – Natur. Spinoza war auch davon überzeugt das die menschlichen Leidenschaften z.B. uns daran hindern ein harmonisches Leben zu führen.
Aber wenn wir erkennen können das alles aus Notwendigkeit der Natur, also des Gottes geschieht können wir ein intuitives erkennen über die Natur und ihre, als auch unsere Ganzheit erlangen. Spinoza geht mit seinem Pantheismus so weit das er sagt, das die Natur sich nicht nur in uns befindet uns bewegt, sie denkt uns sogar!
Auch dem "Ewigkeitsgedanken" widmete Spinoza viel Platz in seinen Büchern. "Weil wir um die Ewigkeit wissen, müssen wir auch ewig sein", meint er. Unser Geist ist ewig , weil er schon vor unserer geburt existierte.
"Der menschliche Geist kann mit dem Körper nicht absolut zerstört werden, sondern es bleibt von ihm etwas übrig was ewig ist" (V,23). Spinoza bezieht sich diesbezüglich auf ein "intuitives Wissen" zu dem der Mensch gelangen kann, weil es in jedem Menschen zu Hause ist.
Spinoza war ein großer Gottsucher und wer ihn mit Gefühl liest, der ist irgendwann davon überzeugt das dieser große Philosoph Gott auch gefunden hat.
"Je mehr Vollkommenheit ein Ding hat, desto mehr handelt es, und desto weniger leidet es; und umgekehrt, je mehr es handelt, desto vollkommener ist es".