Montag, 24. November 2008

Von der Seele

von Hans Wagner

Ganz am Anfang wandelten die Seelen durch das Universum. Diese feinstofflichen Elemente wurden magnetisch von der Erde angezogen. In dem sich die Seelen der Erde nähern, werden sie grobstofflicher, ihr feinstofflicher Körper, der sich ja zum Großteil von der ALLSEELE trennt, umhüllt sich mit einem irdischen Mantel, so dass sie im Materiellen gefangen sitzt. Bei ganz wenigen nur, bleibt eine leichte Verbindung zur ALLSEELE bestehen. Diese Verbindjung "ahnen" wir nur. Es ist ein AHNEN von unserer "metaphysischen Urheimat", ganz im Sinne des Wortes "Ahnen", wir ahnen die Urheimat von der wir ja ein Teil sind. Den die vielen Einzelseelen sind teil der ALLSEELE. Beide bedingen einander. Das eine kann unmöglich ohne das andere existieren. Die ganze Verstofflichung der Seele im Irdischen ist eine Erfahrung, die die feinstoffliche Seele machen muss, um ihren Platz in der Hierarchie, jener Wesen, die wiederum die ALLSEELE bilden, zu finden. Je weniger wir nun von der Grobstofflichkeit befallen sind, je höher ist unsere Stellung bei der Rückkehr zur ALLSEELE. Im Materialismus verkarstete Seelen, müssen Hunderte von Erdenleben führen, bis sie wieder jenen feinstofflichen Körper erreichen, den sie einst besaßen. Bekommt die feinstoffliche Seele, während ihrer Umschlingung im Irdischen Mantel, nicht genügend geistige Nahrung, vertrocknet sie und ein erblühen wird immer schwieriger.
Wenn wir an unsere Seele "denken" , ist da nichts, wenn wir versuchen sie zu fühlen, ist da oft ein Gefühl von Mangel, von Unwissenheit, doch diese Unwissenheit ist eine An – Deutung, dass die Seele in uns existiert. Die Quelle in uns bleibt verborgen, doch dem Strom können wir lauschen.
Emerson schrieb über die Seele folgendes: "Alles läuft darauf hinaus zu zeigen, dass die Seele im Menschen kein Organ ist, sondern alle Organe bewegt und in Bewegung hält; das sie keine Funktion ist wie die Gabe der Erinnerung, des Rechnens, des Abwägens, sondern diese als Hände und Füße gebraucht; dass sie keine Fähigkeit sondern ein Licht ist; dass sie nicht der Intellekt oder der Wille ist, sondern Herr über Intellekt und Willen;, dass sie der Hintergrund unseres Daseins ist; in dem all diese ruhen – eine Unermesslichkeit, die nicht im Besitz ist und auch nicht Besitz sein kann. Von innen heraus oder von hinten scheint ein Licht durch uns hindurch auf die Dinge und macht uns bewusst, dass wir nicht sind, dass aber das Licht alles ist".

Es soll sich regend, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln,
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muss in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.
Goethe

Goethe, Emerson und so viele andere, wussten wenn sie über die Seele sprachen, redeten sie über ein URWISSEN der Menschheit. Dieses URWISSEN ist ein instinktives, archetypisches, dennoch natürliches Wissen über die in uns wohnende Seele. In ihr sind auch die moralischen und ethischen Gesetze zu Hause. Kant nannte dies einen "moralischen Imperativ" und prägte den Satz: "Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir". Wenn wir von den Naturrechten oder den ewigen und unveräußerlichen Menschenrechten, dem moralischen Gesetz in uns sprechen berufen wir uns auf diese Seelengesetz.
Je, stärker ein Mensch ins materielle Dasein verflochten ist, desto entfernter ist sein Abstand zur Seele und somit auch zu Ethik und Moral. Diese Entfernung führt den Menschen in die Verrohung und oft bis zum Verbrechen hin. Viele Probleme in der unsere Gesellschaft heute gefangen ist werden unter diesem Aspekt verständlicher.
Niemand wird daran zweifeln, wenn man sagt das ganze Wesen eines Kindes, gleicht einem Tempel. Das Kind erscheint uns "Seelenhaft", im Laufe der Jahre wird das Reine im Kind durch Erziehung und Gesellschaft, jedoch so verkarstet, das aus dem einst so lieblichen Kind, ein roher Erwachsener wird. Wir erziehen dem Kind seine vorhandenen ideellen Werte ab und ersetzen sie durch materielle Werte und brüsten uns als Eltern damit welch großartige erzieherische Tat wir geleistet haben. Wir zerstören die Verbindjung zur Seele im Kind. Jenes, was die Dichter das "ewige Kind" im Menschen nennen, ist einfach unsere Seele.
Giordana Bruno schrieb folgendes: "Hier werden wir den wahren Weg zur wahren Sittlichkeit finden, werden lernen, hochherzige Verächter aller Dinge zu sein, welche kindisches Dasein hochschätzt und werden größer sein als selbst jene, die der blinde Pöbel als Götter verehrt, als wahrhafte Forscher der Geschichte der Natur, die in uns selber geschrieben steht, und als gehorsame Befolger der göttlichen Gesetze, welche dem Zentrum unseres Herzens eingemeißelt sind".
Die schauende Seele, der geläuterte Mensch also, kann durch seine Seelenschau mit der Gottheit in Verbindung treten. Die Gottheit offenbart sich uns auch in der Natur. Wer lebendig mit der Natur in Verbindung steht, ist der Gottheit nahe. Denn dem der mit der Seele schaut ist der ganze Kosmos ein vielgestaltiger Lebensakkord, eine große Sinfonie mit allen Harmonien und Dissonanzen. Die ewig schauende Seele findet in der gegebenen Natur, die Wirklichkeit des göttlichen. Der kleinste Kiesel, der aus einem großen Sandstein schimmert, trägt das Geheimnis der Gottheit in sich. Es sind nicht die großen Dinge, in denen wir das göttliche suchen sollen, es sind die kleinen, das Lied des Rotkehlchens, die schwere Arbeit des Regenwurms, das Wunder des Ameisenhaufens, hier inkarniert sich das göttliche.
Je mehr Natur versiegelt wird, je stärker sich Städte und Strassen in die Wälder fressen, desto schwieriger wird für viele Menschen die Rückverbindung zu ihrer Seele.
Simone Weil drückte es so aus: "Man sollte sich immer mit dem Universum selbst identifizieren. Alles, was weniger als das Universum ist, ist Leiden unterworfen".
In frühen Erdentagen, muss es wohl so gewesen sein, dass jeder Mensch mit schauender Seele begabt war. Mit der stetig zunehmenden Hinwendung an das materialistische, kapselte der Mensch sich in eine verdichtende Materie ein. Dies bedeutet Gottesferne und Verlust der Seligkeit – also Verlust der Wahrnehmung seiner in ihm wohnenden Seele. Vor diesem Verlust war der Mensch wohl sogar Mittler, zwischen dem Geisterreich und dem Naturreich, vielleicht war er zum Teil mit göttlichen Kräften ausgestattet, woher sonst sollen die Fragmente eines "Goldenen Zeitalters" herstammen. Kräfte die zwar schon in starker Verblassung in einem Platon noch vorhanden waren. Wir wissen ja wie dieser seinem Lehrer Sokrates im Phaidon sprechen lässt. Auch heute noch ist es möglich durch Schulung und Läuterung, zu solch einem Zustand zurückzukehren.
Mit dem platonischen Modell liegt vor uns nicht nur ein Menschen – Modell – ein Staats – Modell – Platon hat ein universelles Modell geschaffen. Ein Modell das im Sinne platonischen Denkens nicht befolgt sein will, sondern fortentwickelt sein will, das uns nicht bindet, sondern ent- bindet. Eine Ent – Bindung, die zur weiteren Ausgestaltung auffordert, ja zur weiteren geistigen Geburt. Also eine Aufforderung, ja Anforderung an den menschlichen Geist: denn wahren Weg einer höheren Lebensführung einzuschlagen, kein nachdenklicher Spaziergang durch die Philosophie, sondern eine Bewusstseinserweiternde, spirituelle Wanderung. Eine Wanderung in Klarheit des Denkens, auf der Suche die Urvorgänge menschlichen Seins aus ihren verwickelten Prozessen zu ergründen und wenn möglich plastisch zu schauen: Zu schauen im Bewusstsein des Metaphysisch Ewigen.


Dieses metaphysisch Ewige, soll der Kompass für unsere Wanderung sein. Denn im Gegensatz zum Positivismus und seinen relativistischen Richtungen, entscheiden wir uns für die Einzigartigkeit der menschlichen Individualität, fern jeglichem Nützlichkeitsprinzip, denn wir sind auf der Suche nach einer geistig – beseelten Welt.
Ob wir vom Modell des Platon oder von der Entelechie eines Aristoteles ausgehen, es bestehen Verbindungen zwischen der Individualität und der Geisteswelt. Das geformte Ich und durch diese Formung das gereifte höhere Selbst, existieren nicht Inselhaft, in der Welt des Bewusstseins, sondern sind durch ihre Struktur, mit der Welt verbunden. Durch diese Verbundenheit mit unserer metaphysischen Heimat, wirken wir mit ethischer Gestaltung auf unsere irdische Existenz ein.
Wir sind geformt von den Urvorgängen, die in uns ihre Wirkung entfalten möchten. Und alles Neue das wir entdecken, sind die erweiternden Elemente dieses Urvorgangs, mit dem unsere Existenz auf ewig verbunden ist. Dieser Urvorgang ist identisch mit dem unbewegten Beweger im aristotelischen Sinne, ebenso wie mit dem Einen des Plotin.
Der URVORGANG wirkt im Menschen als URSTREBEN weiter. Was Aristoteles als unbewegten Beweger bezeichnet, ist ein Modell des Eudoxos von Knidos, des großen Weltdenkers der Antike. Er ging von einem kosmischen Ausblick auf alle Erscheinungen des Lebendigen aus. Er sah, das alles lebendige, in all seinen unterschiedlichen Stufungen und Schichten, von der kleinsten Pflanze bis zum Planeten, lebendiges Wesen inne hat. Alle diese "Dinge", streben nach dem Angenehmen, der Lust, der Freude, der Seeligkeit.
Dieses UR – STREBEN vitaler Kräfte durchwaltet die gesamte Welt, in allen ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Es ist das Herz der Welt, das durch sein Pochen alles bewegt und am Leben hält, von der Amöbe über die Qualle, das Säugetier und den Menschen und natürlich über diesen hinaus. Es hat ein einziges Ziel: die Seligkeit, des "leichtlebenden Gottes", den Gott in seinem Wesen, ist nach Eudoxos eben Freude, höchste Lust und Seligkeit. In dieser Seligkeit ruht er, in sich selbst unbewegt, und bewegt durch das auf ihn und seine Seligkeit gerichtete Streben in allen Geschöpfen ihre Seele.

Die Eschatologie befasst sich mit dem Tod und dem Leben danach. Die eschatologische Haltung ist daher etwas Zu – Künftiges, den sie befasst sich mit jenen "Vorleistungen", die wir erbringen müssen um in der Zukunft belohnt zu werden. Die "Eintrittskarte" ins Jenseits, bekommen wir sozusagen, bei unserer irdischen Geburt mitgeliefert. Der Platz, der Ort, denn wir in einer jenseitigen Welt einnehmen, hängt aber von unserer Lebensführung im Diesseits ab.
Diese Eintrittskarte nennen die Taoisten "spirituelles Bewusstsein". Diese spirituelle Bewusstsein besteht schon vor unserer Geburt. Nach der Geburt eines Menschen wird es zunächst verdeckt vom "Jedermannsbewusstsein". Dieses Jedermannsbewusstsein, ist identisch mit dem "Mantel der die Seele" bedeckt. Das Jedermannsbewusstsein ist also der Erfolg einer materialistischen Erziehung. Durch Meditation legen die Taoisten ihr spirituelles Bewusstsein wieder frei und schalten somit das Jedermannsbewusstsein aus.
Das spirituelle Bewusstsein ist ein Teil jener Kraft, die das gesamte Universum durchdringt, es trägt in sich schon den Samen des kosmischen Bewusstseins, durch Übung ist es möglich kosmisches Bewusstsein zu erreichen. Das kosmische Bewusstsein steht in Verbindung mit der Anima Mundi dem Weltgeist.
Wie die menschliche Vernunft ihren Sitz in der Seele des Menschen hat, so gibt es eine "Vernunft der Welt", die ihren Sitz in der "Weltseele", der Anima Mundi hat. Oberflächlich gesehen ist die Anima Mundi ein philosophisches Konzept, das für die Lebenskraft des Universums steht. Plato verteilte die Anima Mundi auf die gesamte Natur. Die Weltseele ist die "Bewegerin der Welt", also vergleichbar mit dem unbeweglichen Beweger. Sie enthält alle "Dinge der Welt" in sich. Sie erkennt alles. Ihr Sinn ist unter anderem die Bewegung als ein Organisierendes und Wirkendes. Die Stoiker gingen davon aus das sie die einzige Kraft ist die dass Universum am Leben hält. Eine Vorstellung von Weltseele wirkt noch bei Hegel in seiner Lehre vom Weltgeist fort. Hegel entwickelte eine Phänomenologie des Geistes und fasst die Denkgeschichte dialektisch als einen geschichtlichen Prozess der Entwicklung des Weltgeistes auf. Diese wir begriffen als die Rückwendung des Absoluten aus seinem Anderssein, der Natur zu sich selbst. Sie konkretisiert sich in drei Erscheinungsformen des menschlichen Geistes: im subjektiven Geist des einzelnen Menschen, im objektiven Geist der menschlichen Gemeinschaftsformen, und im absoluten Geist der Philosophie. Für Hegel hat der Weltgeist etwas veränderliches, er entwickelt sich in einer Art von Evolution. Der Weltgeist von dem Plato spricht ist der selbe wie der von Hegel, aber als Hegel über den Weltgeist nachdachte hatte sich dieser schon weiterentwickelt, was auch heißen soll, auch der Weltgeist zieht sich einen "Mantel" über.
Jeder neue Gedanke, basiert auf einem früheren Gedanken, dieser frühere Gedanke lässt sich
auf spirituelle weise zurückverfolgen bis zum URGEDANKEN, dieser Urgedanke, erreicht uns in seiner neuen, zeitlichen Form, über den Weltgeist. Der Weltgeist wiederum steht in Verbindung, mit einer Art URCHRONIK, auch Akasha – Chronik genannt.



ANNÄHERUNGEN :

Der eigentliche Wesenskern (Selbst – Seele) des Menschen steht im Gegensatz zu dieser Welt des Materiellen und damit auch im Gegensatz zum menschlichen Körper. Dennoch muss auf geistiger Ebene eine Art von Interaktion von Leib und Seele stattfinden. Diese Interaktion ist jedoch nicht körperlich zu orten.
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Das Selbst des Menschen, sein personaler Wesenskern, dieser "Urmensch" in ihm verborgen, ist in der materiellen Welt gefangen, seine Heimat jedoch ist jenseitig. Da nun aber der Mensch diesen personalen Wesenskern besitzt, ist er Kraft dieses Besitzes in der Lage seine Blicke jenseitig zu richten. Dieser "Blick" müsste dann das sein was man bereits in frühesten Zeiten als "geistiges Auge" bezeichnet hat.

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Da nun der personale Wesenskern des Menschen mit dem Jenseitigen in einer Identität steht, ist ja eine Verbindung vorhanden, was heißt, es muss auch Kommunikation möglich sein.
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So gesehen harrt der Mensch auf Erlösung, diese bekommt er durch Erkenntnis mit dem Jenseitigen auf einer Basis des Erahnens – Ahnens – er-ahnt - . Logisch genommen ist also das Selbst, der personale Wesenskern, ein zu Erlösender der zugleich sein eigener Erlöser ist, weil er nicht nur Erkenntnis braucht sondern diese auch aus der jenseitigen Welt empfangen kann.
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Augustinus unterscheidet zwischen Geist und Seele. Er fasst den Geist als eine an der
Vernunft teilhabende Substanz auf, die zur Leitung des Körpers bestimmt ist. Dem Geist kommen wesensmäßig Vernunft (ratio) und Einsicht (intelligentia) zu. Er wird durch die Laster (ritium) geschwächt und muss um seiner Erkenntnisaufgabe gerecht zu werden, durch den Glauben (fides) gereinigt werden.
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Augustinus beschreibt den menschlichen Geist als "Auge der Seele" (geistiges Auge). Diesem ist die Erkenntnis ewiger Wahrheiten durch das "unveränderliche Licht" (lumen incommutabilis) des göttlichen Geistes möglich, das es und das ihr begegnende seiende erleuchtet. Dieses Licht stellt das Innerste des Menschen dar. Die "Wendung" (conversio) des Menschen zu diesem Innersten hin ist für Augustinus – Selbstvollzug des Geistes – und bedeutet die Rückkehr zu seinem eigentlichen Ursprung.
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Dieser augustinische Ursprung ist identisch mit dem was hier als Jenseitig bezeichnet wird. Der Gefangene (im Körper) personale Wesenskern des Menschen sehnt sich nach seiner Heimat, seinem Ursprung. Dieses unbewusste Sehnen des Menschen kann bei ihm zu psychosomatischen Störungen und Depressionen führen, den es haust etwas in ihm das erledigt sein möchte. Was nun Augustinus durch Glauben reinigen will, kann man auch durch das Streben nach Erkenntnis reinigen.
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Aristoteles hat an einer berühmten Stelle seiner Nikomachischen Ethik es so gefasst: es solle der Mensch sein Denken nicht auf das nur menschliche und sterbliche, sondern nach Möglichkeit auf das Unsterbliche richten, weil er in der Vernunft, im Geist ein göttliches, unsterbliches in sich trage, dass an Umfang nur gering sei, an Kraft und Wert aber über alles hinausrage und als unser eigenstes wahres Selbst, in dem der Mensch am meisten Mensch sei, ihm auch die höchste Selbstverwirklichung verbürge.
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Platon und Aristoteles fassen – im Gegensatz zu vielen Vorsokratikern – die Tätigkeit des nous (Geist – Denken) als einen nicht körperlichen Vorgang auf. Dieser kommt nur dem Menschen zu. Zudem unterscheidet Platon explizid auch sinnlich wahrnehmbares von Intelligiblem und vertritt in der Tradition von Parmenides von Elea – sehr deutlich die These, das Wissen nur gegen die sinnliche Wahrnehmung und den Körper möglich sei. Aristoteles definiert nous als "das womit die Seele denkt und Annahmen macht". Er vergleicht den nous, mit einer leeren Schreibtafel aus Wachs. Er ist unaffiziert, unbestimmt, ein passives Vermögen, dessen Natur darin besteht im Aufnehmen der Formen, das aktuell werden zu lassen was er denkt. Er ist auch nicht einem bestimmten Organ zugeordnet sondern körperlos.

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C.G.Jung schreibt: Der Intellekt ist tatsächlich dann ein Schädiger der Seele, wenn er sich vermisst, das Erbe des Geistes antreten zu wollen, wozu er in keiner Hinsicht befähigt ist, denn Geist ist etwas höheres als Intellekt, indem er nicht nur diesen, sondern auch das Gemüt umfasst. Er ist eine Richtung und ein Prinzip des Lebens, das nach übermenschlichen lichten Höhen strebt. C. G. Jung in R. Wilhelm – die goldene Blüte
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Der Intellekt ist etwas ausgebildetes, der Geist etwas das schon immer vorhanden war.
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Es wäre nun also so: Seele zu erfahren, ist nur möglich, als ein tiefes inneres Gefühl, eine unmittelbare Reflektion metaphysischer Erkenntnis, die nicht verbalisiert, dennoch folgenschwer in ihrem Wirken ist.
Es ist unmöglich sie genau zu definieren, denn sie entzieht sich dem Denken. Was wir genaueres über die Seele wissen, ist Echo jener inneren Welten von Mystikern, wie meister Eckhart, die uns gleichzeitig darauf hinweisen das "Seele" nicht beschreibbar ist.
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Philosophische Erkenntnis kann uns einen weg zur Seele weisen, Seele aber erkennen und Fühlen, ist ein Weg der Mystik. Der Neuplatonismus ist eine Methode in der Philosophie und Mystik einander sich nähern im Sinne des "Einen".
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Wenn der Mensch seinen Bezug zur Seele verliert, hört er auf als Mensch zu existieren, er lebt sozusagen ein leben aus zweiter Hand. Er verliert sämtliche humanistische Ideale. Denn das Wesen des Menschseins ist die Erkenntnis des geistigen hinter der Erscheinung. Allein die Seele nicht der psychosomatische Organismus des Menschen kommt der Existenz des geistigen und seelischen nahe, bis hin zur Identität.
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Philosophische Erkenntnis, kann uns einen Weg zur Seele weisen, Seele aber, Erkennen und Fühlen, wird letztendlich immer ein Weg der Mystik bleiben. Der Neuplatonismus hat es fertiggebracht, die Verschmelzung zwischen Philosophie und Mystik, als Methode das
"Eine" zu suchen. ---