Donnerstag, 21. Mai 2009

Kreislauf der Bewusstlosigkeiten...

Kreislauf der Bewusstlosigkeiten
von Hans Wagner
Aus meinem philosophischen Tagebuch

"Echte Bildung ist Unterwegssein im Unendlichen,
ein Mitschwingen im Universum, ein Mitleben
im Zeitlosen... Sie hilft uns, unserem Leben einen
Sinn zu geben, die Vergangenheit zu deuten, der
Zukunft in furchtloser Bereitschaft offenzustehen."
Hermann Hesse

Ich gehe abends vor den Hühnern schlafen und in der Frühe des Morgens erwache ich noch vor ihnen. Schon lange gibt es in der gesamten Nachbarschaft keine Hühner mehr. Sie sind aus dem Dorfbild verschwunden wie alles das zu einem einfachen, guten und meditativen Leben gehört.
Das seit Jahrzehnten gelenkte "Zwangsbewusstsein", das "übergestülpte Bewusstsein", hat alles was einfach und einst schön war, alles was zur Harmonie des Menschen beitrug, verschwinden lassen. Die Menschen sind Sklaven ihrer geliebten
Konsumsüchte. Ist einmal Stille eingekehrt, verdrängt man diese durch Lärm. Einkehr in sich selbst, dies haben die Menschen verlernt. Und die Jugend fürchtet anscheinend nichts mehr als Stille, sobald diese auch nur ein wenig einkehrt steckt man sich den Stöpsel ins Ohr und lässt sich zudröhnen, klares Denken hat hier keine Chancen mehr. Stille steht heute an vorderster Stelle der "bedrohten Bewusstseinsarten." Das einfache, meditative Leben, gibt es für solche Menschen nicht mehr. Beim Spaziergang einmal innehalten, die Musterungen eines Steines, einer Baumrinde betrachtend, das sich bewegen der Grashalme und Äste im Wind, wer achtet noch darauf.
Die Städte sind bevölkert mit Zombies und Robotern, in den Dörfern träumt man von
einer Romantik mit Großstadtmentalität. Man schaltet sich ständig ein in den Kreislauf der Bewusstlosigkeiten. Sich nur nicht mit dem eigenen Sein beschäftigen, dies ist ökonomisch nicht Sinnvoll, man bevorzugt ein Leben ohne kritisches Denken.
Zu solchem Denken gehört nun einmal eine gewisse Stille, wie sonst wollen wir unsere innere Stimme erkennen und hören, wenn nicht in der Stille, die ja so etwas ist wie ein absolutes. Yehudi Menuhin schrieb über diese Stille: "Warum eigentlich fürchten wir die Stille? Weil wir den Spiegel, den sie uns vorhält, nicht ertragen können, weil wir verlernt haben, wirklich tief ehrlich zu sein – mit anderen und auch mit uns selbst. Die innere Stimme hat uns auch heute, in diesem tönenden, lauten, ja ich möchte sagen, gewalttätigen Leben nicht verlassen, sie ist auch nicht leiser geworden, nur wir sind lauter geworden und stellen uns taub aus Angst vor der Konsequenz, aus Angst, einfach zu leben und zu denken. Wir müssen erneut Mut und Vertrauen erlernen, den Mut, auf unsere eigene innere Stimme zu hören, und das Vertrauen, ihr zu folgen, denn alles laute Betäuben oder gar Abtöten ist nur ein zielloser Ausweg, der in einer Sackgasse, anstatt in der Weite der echten Freiheit enden muss."
hukwa