Dienstag, 23. Juni 2009

Tagebuchnotiz

Gestern abend bin ich entgegen meines gewohnten Tagesablaufs erst um 24. Uhr zu Bett. Dies war 2.Stunden zu spät gegenüber meinen sonstigen Gewohnheiten. Da brauche ich am Morgen eine halbe Stunde länger um mit dem Arbeiten beginnen zu können. Etwa eine halbe Stunde nach Aufstehen, beginnt in der Regel der Fluss der Literatur zu fließen. Gestern morgen habe ich den zweiten Teil der Erzählung – Begegnung im Wald – niedergeschrieben.
Es handelt sich um einen Hymnus auf die Natur und ihren geistig, seelischen läuternden Einfluss auf den Menschen: eine Apotheose des Kindes, das dem Weltgeheimnis näher steht als der Erwachsene. Natürlich sind in diesen Verherrlichungen von Kindheit, gewisse Parallelen zur deutschen Romantik vorhanden. Bewusst aber nur in sofern, das für mich Romantik, Prozess bedeutet. Als Schriftsteller sehe ich die Literaturgeschichte, wie auch die Geschichte der Philosophie so das sie einfach in mein Werk eindringt, den als schaffender Literat, bin ich ja immer mit ihr verbunden.
Noch einen dritten Teil und diese kleine Erzählung wir fertiggestellt sein. Es ist eine märchenhaft biographisch gefärbte Erzählung, die in meine Kindheit hinein handelt. Ich schreibe aus der Sicht des Erwachsenen, mit dem Versuch die Gefühle, die ich als Kind in mir spürte, wieder zurück in mein Bewusstsein fließen zu lassen. Also, ein Stück Erinnerungsarbeit. Die Erinnerung ist ein wohlgefüllter Tank, ein so gut gefülltes Reservoir von Erlebnissen, die sich so schnell nicht leeren und werden sie mal etwas versiegen, hilft Nachdenken das sie sich wieder füllen. Auch entstand am gestrigen Morgen noch ein philosophischer Artikel. Ganz in der Art wie ich diese seit vielen Wochen aufzeichne. So lebe ich in dem Versuch täglich, einen solchen niederzuschreiben, was mir in der Regel auch gelingt. Dieser ständige Prozess des Denkens und Schreibens, hat bis heute ein recht ordentliches Manuskript anwachsen lassen, dem ich den Titel: "Philosophisch – mystische Schriften und dichterische Freiheiten" geben werde. Ich schreibe von sechs Uhr Morgens bis 13. Uhr am Mittag. Danach Überarbeitung von Texten. gegen 15. Uhr beginne ich mit meinen hermeneutischen Studien, meistens alte Schriften z.B. Platon, mittelalterliche Philosophen und Mystiker, aber auch viele mythologische Texte, ebenso Homer und die römischen Eklektiker. Dante, Shakespeare und die englischen Romantiker ziehe ich auch gerne aus dem Bücherregal. Diese Vertiefungen in die Hermeneutik sind doch meine größten Musestunden, für nichts möchte ich diese missen. In solchen Momenten während des Studiums eines Bandes von Lessing oder Hölderlins, fühle ich mich ganz als "Zeitreisender". Jener muffige Dunst, der mir aus alten zerflederten Büchern entgegenweht, ist mir der Odem wahren Lebens, ja die Schriftzeichen sind mir keine Druckerschwärze, sondern warm wie der Lebenssaft Blut. Gestern habe ich in einem dicken Buch das die Briefe und Gedichte Michelangelos enthält, gelesen. Es kommt dann der Moment wo, ich regelrecht die Anwesenheit des Verfassers spüre, ja manchmal Angst bekomme, er entsteige seinem Buch.
Bei einigen dieser alten Weisen spüre ich dies ganz besonders stark. Zu erwähnen wären hier Platon, Meister Eckhart aber auch Kepler oder Wordsworth. Ich möchte diese Stunden nicht missen. Nach zwei Stunden des Studierens begebe ich mich auf meinen Rundgang durch den Park. Oft weilen meine Gedanken während ich hier meine Runden drehe beim alten Kant oder bei Goethe, allein bin ich nie. Zwischen 18. und 19. Uhr lasse ich die Schmutzwasser der Welt in mein metaphysisches reich eindringen: Ich seh mir die Nachrichten an. Mein Mittel mich von diesen Infamitäten, der sich manchmal auch in einem Ekel a la Sartre breit macht, wieder zu reinigen, ist die meditative Zeit bis ca. 21.30 Uhr, wo ich mich dem philosophischen Denken und meditativen Reflexionen hingebe. Um 10. Uhr gehe ich zu Bett, immer mit einer Lektüre. Meist lese ich einen philosophischen Band, oft auch ein Werk über Geschichte. Denn um vier Uhr früh beginnt der neue Tag.
hukwa