Sonntag, 15. November 2009

Die Notwendigkeit ontologischer Erkenntnis

"Wenn die Brücke fließt und nicht das Wasser, ist Satori erreicht."
Suzuki

"...dann verbirgt sich der berg Sumeru selbst in einer der unzähligen Poren der Haut. Ich hebe einen Finger, und er bedeckt das ganze Weltall."
Suzuki

Wie kann man einen Ausspruch...der Berg Sumeru verbirgt sich in einer der unzähligen Poren der Haut, auffassen oder gar zu verstehen zu versuchen? Nun, es kann nur um die Einheit von Körper und Seele gehen. Beide sind eins. Es gibt keine Trennung, nur Ausdehnung! Körper und Seele sind Modi von zwei Attributen der einen Substanz. Der Körper ist ein Modus der Ausdehnung, die Seele ein Modus des Geistes, beide gehören zu einer Substanz, zur Ursubstanz, zur Urmonade. Es herrscht immer ein Parallelismus vor zwischen dem was im Körper geschieht und dem was in der Seele geschieht, weil ja alles letztendlich in derselben Substanz geschieht. So wie unser Körper eine Ausdehnung unserer Seele ist, so ist unsere Seele eine Ausdehnung des göttlichen Prinzips. Mit Leibnitz und Spinoza gesprochen: Die individuelle Monade ist eine Ausdehnung der Urmonade, den Körper und Seele sind ontologisch eins, Sein und Ursprung des menschlichen Lebens ist die Urmonade, sie ist das kosmisch Unbewusste. Somit wird verständlich was Suzuki damit meint wenn er sagt:"Das Unbewusste des Satori ist bei Gott selbst noch vor seiner Schöpfung:" Das Leben des Menschen, sein physisches Leben, ist auf die Notwendigkeit der ontologischen Erkenntnis aufgebaut. Verpasst er in diesem Leben die ontologische Erkenntnis, kehrt er immer wieder in den Kreislauf der Geburten zurück, ganz im Sinne Schopenhauers wenn dieser schreibt:"Selbst Selbstmord ist zwecklos, die Seele inkarniert sich sofort wieder." Die Notwendigkeit ontologischer Erkenntnis ist ein kosmisches Gesetz. Nach Schopenhauer ist also ein Leben ohne ontologisches Streben, ohne Beschäftigung mit der Seins und Sinnfrage, ein vollkommen sinnloses Leben. Hinduismus, Zen-Budhismus, Budhismus fast alle Religionen, weisen in ihrer religions-philosophischen Lehre immer wieder daraufhin wie wichtig es ist sich "aus den Bändern der Täuschungen zu befreien". Ontologische Erkenntnis ist diese Befreiung. In ihrem Essay "wo sind wir wenn wir denken?" schrieb Hannah Arendt:" Das denkende ich, das sich unter Universalien, unter unsichtbaren Essentien bewegt, ist streng genommen, nirgends; es ist heimatlos in einem ganz nachdrücklichen Sinne- was die frühe Entstehung eines kosmopolitischen Geistes bei den Philosophen erklären könnte." Man könnte auch sagen, die wahre Heimat des philosophischen Menschen ist das kosmisch Unbewusste. H.Arendt meint noch:"Der einzig mir bekannte große Denker, der diese Heimatlosigkeit ausdrücklich als etwas für das Denken Natürliches bezeichnet hat, ist Aristoteles- vielleicht weil er den Unterschiedzwischen Handeln und Denken (...) so genau gekannt und so genau ausgesprochen hat (...). Er hat die Heimatlosigkeit zu den großen Vorzügen der philosophischen Lebensweise gezählt... weil diese Lebensweise "weder eine Ausrüstung noch bestimmte Orte zur Ausübung verlangt", wo immer auf Erden jemand sich dem Denken widmet, da wird er die Wahrheit erlangen, als wäre sie dort anwesend." Diese angestrebte Unabhängigkeit hat ihren Grund darin das der philosophische Mensch immer auf der Suche nach dem ontologischen Sinn ist, nach der Daseinsfrage. Die Philosophin spricht in ihrem Essay von einem "denkenden-Ich", das zuletzt Irgendwo im Nirgendwo ankommt, genauer in der Ewigkeit des Nichts. Hier ist eine Verwandtschaft mit der Sprache Heideggers vorhanden. Wir werden hier mit dem Problem der abendländischen Metaphysik konfrontiert, nämlich mit dem "Wo man nicht weiter denken kann beginnt das nichts",in den Worten Wittgensteins:"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen?" Wittgenstein war Logiker doch seine Einsicht ist die Einsicht der Mystik, denn diese spricht, bei den uralten Schriften der Inder angefangen, über Meister Eckhart bis zu Suzuki dasselbe aus, nämlich das die Sprache untauglich ist um das eigentliche und wesentliche auszusagen. Das soll heißen- das wir keine sprachlichen Mitteln besitzen um zu erkennen und zu bezeichnen was die "die Dinge" das heißt die Welt und wir, an und für sich wirklich sind. Dieser Essay beginnt mit Suzukis Rätsel "wenn die Brücke fließt und nicht das Wasser... Allein der Versuch einen solchen Satz zu verstehen, setzt voraus, das es etwas geben könnte was unser rationales Bewusstsein und unser intellektuelles Denken übersteigt. Es setzt die Bereitschaft voraus des "bis hierhin und nicht weiter" zu überwinden. Dieser Versuch der Überwindung führt uns auf den Weg des absoluten Bewussteins.
hukwa