Mittwoch, 2. März 2011

Das Karlstal als sakrales Landschaftszentrum

Wenn man die Geschichte der Beziehung zu einer Landschaft, die in sich viele geomantisch – sakrale Landschaftspotenziale enthält, mythisch und geschichtlich nachvollziehen, begreifen wir unsere heutige Kultur als das Ergebnis einer Entwicklung in der auch erdmythische und geomantische Aspekte eine herausragende Bedeutung haben.

Geomantie hat viel mit Bewusstsein und Wahrnehmung zu tun. Das ein Großteil der Menschen heute Landschaft nur noch über die rationale Ebene des Bewusstseins wahrnehmen kann zeigt sich ja sehr deutlich in der Verknechtung und Zerstörung unserer Mit- und Umwelt. Es gab Zeiten in denen der Mensch die Landschaft auch aus der Dimension des sakralen wahrgenommen hat, weil eben die Beziehung zu der Landschaft in der er lebt nicht rein rational und materialistisch empfunden wurde, sondern sie wurde vor allem von der emotionalen und geistig- seelischen Ebene empfunden.

Wir können die Landschaft heute nicht mehr wahrnehmen wie sie die Menschen der alten vorchristlichen Zeit wahrgenommen haben. Dennoch sind die uralten Aspekte und Symboliken der sakralen Wahrnehmung von Landschaft im kollektiven Unbewussten der Menschen gespeichert. In archaischen Kulturen nahmen die Menschen die Zusammenhänge von innerer und äußerer Natur in einer Art magischen Schau wahr. Der Kulturphilosoph Jean Gebser nannte diese Zeitepoche das „magische Zeitalter“, ein Zeitalter dass noch nicht unter der absoluten Herrschaft des Intellekts gestanden hatte. Aber auch heute noch im Zeitalter des Massentourismus passiert es noch recht oft, das der Mensch der „Magie einer Landschaft“ verfällt. Selbst der Oberflächen Urlauber und Tourist kann von solch einer „Landschaftsmagie“ verzaubert werden.

Eine solch magische Landschaft ist das Karlstal und seine Umgebung bei Trippstadt im Pfälzerwald. Hier begegnet man einer Vielzahl landschaftlicher Motiven und natürlicher Landschaftsformationen und einer äußerst vielseitigen Flora und Fauna.

Eine Landschaft ist auch verbunden mit den Märchen, Mythen und Legenden die in dem Landstrich entstanden sind. Diese erzählen uns schon einen Teil der Geschichte der jeweiligen Landschaft. Aber auch Orts- und Flurnamen teilen uns viel über die Landschaft und ihre besonderen Plätze mit. In den Waldlandschaften die das Karlstal umgeben finden sich zahlreiche Felsplateaus, verwunschene, sonderbar geheimnisvoll geformte Felsen und Steine, grüne Waldschluchten, romantisch- einsam gelegene Waldwoge und versteckte Quellen und uralte Brunnen. Schöpferische Kraft und die Geheimnisse der Natur in ihren ursprünglichen Tiefen öffnen sich uns in solchen Landschaften. So können sakrale Landschaften uns wieder zu unseren kosmischen Wurzeln führen. Der bekannte Philosoph und Naturwissenschaftler Ervin Laszlo schrieb in „das dritte Jahrtausend- eine Zukunftsvision“: „Leben ist ein enges Beziehungsgeflecht, das sich selbst fortentwickelt und dabei seine unzähligen Elemente miteinander koppelt und integriert. Die Biosphäre wurde aus dem Schoß des Universums geboren, Geist und Bewusstsein aus dem Schoß der Biosphäre. Unser Körper als Teil der Biosphäre befindet sich im Einklang mit dem übrigen Leben auf dem Erdball. Unser Bewusstsein ist Teil unseres Körpers und steht mit dem Bewusstsein anderer sowie mit der Biosphäre in Verbindung“.

Der Taoist Zhuangzi sprach das so aus: „Himmel, Erde und ich leben zusammen, und alle Dinge und ich bilden eine untrennbare Einheit“. William James gebrauchte eine einfache Formel für das Zusammenleben aller Wesen und Dinge: „wir sind wie Inseln im Meer – auf der Oberfläche getrennt, aber in der Tiefe miteinander verbunden.“

Durch die Beschäftigung mit der Geomantie erreichen wir jene Bewusstseinsstufe die uns eine Landschaft so erscheinen lässt wie sie wirklich ist, als ein Zusammenspiel aller Wesenheiten die dort vereinigt sind. Wir werden erfahren das Ort und Landschaft ihr eigenes „Ortsgedächtnis“ haben. Wir dringen ein in die Geist – Seele eines Landstriches, erfahren das jeder Berg, jedes Tal, jeder Baum und jeder See seine eigene Vita hat.

Geomantie hat vor allem eine metaphysische Dimension, der Einstieg in diese Wissenschaft ist zu aller erst eine Entwicklung unserer Wahrnehmung für die nichtsichtbare Dimensionen eines Platzes, Ortes oder einer Landschaft. Die Qualitäten einer Landschaft erkenen wir auch an dem nicht – sichtbaren – Schatten den sie wirft.

hukwa