Freitag, 8. April 2011

Gedanken eines Wildpflanzengärtners

Im Osten geht die Sonne auf. Ich schaue über die Pflanzenbeete, um zu erkennen was sich über Nacht in meinem Garten alles verändert hat. Jeden Morgen schenkt mir der Garten, die Freude und Energie, die ich für mein Tagwerk benötige, so dass ich mich manchmal frage:Besitzt der Garten mich oder besitze ich den Garten? Beides ist wohl der Fall und es ist gut so. Mein Blick streift über die vielen Töpfe, bepflanzt mit hunderten von Wildpflanzen. Aus dem warmen Hügelbeet in dem die ersten Datura und Bilsenkrautsamen keimen, steigt feuchter Nebel hoch. In der Hand halte ich ein altes abgebrochenes Hirschgeweihstück, das ich seit über dreißig Jahren als Pflanzstock nutze. Ich habe viele Gärten in meinem Leben bearbeitet, sie sorgten für meinen Lebensunterhalt. Ich setze mich für einen Moment in den selbst gebauten Weidenwildholzstuhl dieser hat Wurzeln gezogen und grünt nun. Mein Auge streift die Bäume die ich vor Jahren pflanzte, kehrt zum Wasserbecken und bleibt am Kalmus haften, ein alter Freund der mich seit langer Zeit begleitet. Der Grünspecht ruft. Ich entferne die Schnecken von den Pflanzen und beginne mit dem bepflanzen, beobachtet von unseren Katzen. Als sie im Haus verschwinden kommt das Rotkehlchen angeflogen, jeden Gartenmorgen kommt es mich besuchen. Ich wühle in der schwarzen Erde, fühle den Austausch zwischen mir und der alten Mutter Gaia. Die Beschäftigung mit der Erde lässt mich die Verbindung zu meinen Vorfahren spüren. Es ist die alte Graswurzelphilosophie die nun in mir wirkt. Die Stille des Gartens ist ähnlich der Stille tiefer Wälder, sie bringt mir das Eine näher.
Die Treue und Liebe zum Garten ist die Treue und Beständigkeit zum Planeten. Das System des Gartens ist Harmonie, während das System ausserhalb der Gärten immer mehr ausser Kontrolle gerät. Ein Garten könnte der ideale Lernort für die Roßtäuscher der Politik sein.
hukwa