Samstag, 4. Februar 2012

Der Regenbogenkletterer - Eine hermetisch-surrealistische Erzählung

Ich begegnete Ussak Dorat das erste Mal vor etwa drei Jahren in einem Traum der gefüllt war mit Bruchstückhaften Erlebnissen aus meiner Kindheit. Ich hielt mich damals in der Gasse mit den dunklen Fenstern auf, jener kleinen Strasse in der ich einige Jahre meiner Kindheit verbrachte. Ussak trat aus einem der dunklen Häuser heraus und stellte sich mir in den Weg. Er war ein Mann mittleren Alters nicht besonders groß und mit mongolischen Gesichtszügen, sein graues Haar fiel im leicht auf die Schultern. Bei genauerem hinschauen merkte ich das er anscheinend doch etwas älter war als ich ihn erst eingeschätzt hatte. Vielleicht war er schon siebzig, doch seine Körperhaltung und seine Bewegungen wirkten sehr jugendhaft. Er sprach mit einem unbekannten Akzent, war sehr freundlich und sagte ich solle ihm doch bitte folgen, was ich auch tat. Es herrschte tiefe Nacht und wir liefen etwa eine Stunde durch einen großen Wald, der vom grünen Mondlicht gerade so leicht erhellt wurde, das wir den Pfad der durch den Wald führte noch recht gut erkennen konnten. Dieser Wald war sehr alt, uralt anscheinend. Mit seinen ineinander verfilzten Zweigen, den dusteren Farnen und feuchten Moosen deren Geruch ich wahrnahm, den Brombeerbüschen und Hecken die sich an meine Beine hefteten und vor allem den seltsamen exotischen Stimmen die aus dem Dickicht drangen, erschien dieser Wald sehr Märchenhaft. Er wirkte wie eine große Mauer deren Aufgabe es war die Traumwelt gegen die Alltagswelt abzuschirmen. Mir war dieser Wald sehr sympathisch, schützte er doch das Refugium der Traumwelt gegen das Chaos der Außenwelt. Manchmal huschten hier seltsame Tieren und Wesen an uns vorbei, die anderswo längst schon verschwunden waren. Faune, Sylvane, elfen und Einhörner schienen sich hier sehr wohl zu fühlen. Irgendwann tat sich vor uns eine Lichtung auf, das grünliche Mondlicht ließ diesen Platz sehr mystisch und romantisch erscheinen.

Auf der Lichtung stand eine Jurte und in einer kleinen Koppel grasten mehrere Einhörner. Ihre rotglühenden Augen standen in einem seltsamen Kontrast zu grünen Lichtschein des Mondes.

Ussak betrat die Jurte und machte durch eine Handbewegung deutlich das ich ihm folgen sollte. Ein eiserner Ofen, dessen Tür offen stand verbreitete eine angenehme Wärme und brachte ein wenig Licht in das Zelt. Im Dämmerlicht konnte ich sieben Personen, Männer und Frauen, erkennen. Ussak stellte sie mir als meine Ahnengeister vor, einige kannte ich, sie empfingen mich freundlich. Alle Anwesenden waren mir sehr sympathisch und auch von mir schienen sie recht angetan zu sein. Ich setzte mich in den Kreis zu meinen Ahnengeistern. Ussak nahm direkt mir gegenüber Platz. Er sagte mir es sei an der Zeit das ich endlich jene Geister kennen lernen müsste von denen ich bisher nur eine vage Ahnung hatte, aber leider kein Wissen darüber dass sie wirklich existierten. Diese würden schließlich eine große Macht auf mich ausüben und mein Leben in der Alltagswelt immer wieder in ein Chaos stürzen. Ich freute mich sehr darüber mit meinen Ahnengeistern sprechen zu können und somit auch mehr aus meinen früheren Leben zu erfahren, worüber ich doch nur sehr vage Erinnerungen besaß. Meine letzten drei Existenzen waren mir noch in recht guter Erinnerung, aber danach begannen schon die Lücken in meinem Erinnerungsvermögen. Ussak meinte er würde jetzt eine Seance zelebrieren und ich sollte sehr Aufmerksam sein. Ich war gespannt was jetzt geschehen würde. Gleich neben Ussak lag eine runde leichte Trommel auf einem Gestänge aus Ästen. Er griff nach ihr und begann sehr Monoton die Trommel zu schlagen. Die Schläge wurden immer schneller bis seine Hände wie Blitze über der Trommel zuckten. Ich spürte das ich bald erwachen könnte und somit meinen Traum verlasen würde, ich kämpfte dagegen an. Ich sah meinen schlafenden Körper in der Außenwelt und dachte nur Schlaf weiter da draußen, es gelang mir wieder in den Tieftraum zurückzukehren. Ussak schaute mich an und warf mir plötzlich die Trommel zu die ich auch geschickt auffing und sofort mit dem weiter trommeln begann.

Während des Trommelns spürte ich deutlich wie sich etwas aus meinem Traumkörper löste und einfach davon schwebte. Ich spürte sehr deutlich das ich schwebte, ja, das ich fliegen konnte wie ein Vogel und als ich zurückschaute erschrak ich überhaupt nicht, als ich mich in der Jurte trommeln sah und gleichzeitig meinen Körper ruhig schlafend in der materiellen Welt beobachtete. Mir wurde mit einem Mal bewusst das ich dabei war in die Träume von träumenden Menschen einzudringen.

hukwa