Dienstag, 16. Dezember 2008

Aus meinem Metaphysischen Tagebuch




Wenn der Geist mit Geistern verkehrt.
von Hans Wagner

In dieser vorweihnachtlichen Zeit spüre ich wieder sehr deutlich den Kokon der sich über mich legt. Er ummantelt mein Sein und hält alles profane von mir fern. Diese Jahreszeit ist mir seit meiner Kindheit eine vergeistigte Zeit. Vergeistigt im Sinne das mein Geist mit Geistern verkehren tut. Wenn ich am philosophischen Schreiben bin spüre ich sehr schnell wie ich mit dem was ich schreibe verschmelze. Es ist die Spiritualität der Wörter und Sätze die mich in ihren Bann zieht. Dieses "in der Sache Leben, eben das Verschmelzen mit ihr" ist bei mir dann zeitweilig so stark, das es passieren kann, das sich mein Geist, ganz plötzlich in einem anderen Jahrhundert aufhalten kann. Es ist nicht leicht dies zu erklären dennoch will ich es versuchen. Der gestrige Nachmittag brachte eine solche Situation wie ich sie oft schon erlebt habe, mal wieder ganz klar in mein Bewusstsein. Ab einem gewissen Moment war dann die Intensität des erlebten so stark, das ich zeitlich mit meinem Bewusstsein "jenseits meines Denkens" war und ich mich ganz in der Epoche des Mittelalters befand.
Seit einigen Tagen beschäftige ich mich mit der Philosophie und dem Naturwissenschaftlichen Schaffen von Johannes Kepler. Am gestrigen Nachmittag ich war allein in meinem Arbeitszimmer, befand ich mich plötzlich in Keplers Oratorium oder Arbeitsraum. Ich stand neben ihm und beobachtete ihn wie er aus dem Fenster schaute und den nächtlichen Sternenhimmel betrachtete. Von Zeit zu Zeit ging er an den großen Tisch in der Mitte des Raumes und machte sich Notizen in ein dickes in Leder gebundenes Schreibbuch. Ich erkannte deutlich die scharfen Gesichtszüge von ihm, seine Augen hatten etwas stechendes und Katzenhaftes zugleich. Manchmal neigte er den Kopf zur Seite, dann waren die Augen zu Schlitzen zusammengezogen und mir schien er lausche einer Musik die nur er wahrnahm. Kepler war ja wie Pythagoras davon überzeugt das die Planeten eine Art von Sphärenmusik erzeugten.
Die Versunkenheit von mir mochte etwa eine viertel Stunde angehalten haben, an diese zeit kann ich mich auch nicht erinnern das ich irgendetwas getan habe, ich erinnere mich nur an den Aufenthalt in Keplers Oratorium. Dann befand ich mich wieder im Hier und Jetzt!
Ich ging zum Bücherregal, zog einige Bücher und machte mir Notizen über Keplers Leben.
Es passierte mir schon einige Male, dass wenn ich mich mit einer großen Persönlichkeit der Geschichte beschäftigte, ich plötzlich in deren Leben für Momente eintrat. Da der Mensch ja Teil dieser Geschichte ist, wenn auch ähnlich wie der kleine Tropfen im Ozean schließlich das Meer bildet, muss er von dieser Geschichte "Ge – schichtet" sein. In den Schichten seines Unbewussten sind wohl wie geistig – Seelenhafte Ablagerungen Personen gespeichert, mit denen er in Verbindjung treten kann. Vielleicht ist es eine art magische Tür die sich im Unbewussten befindet und die verschiedene Menschen einfach öffnen können um in die "Welten" einzutreten. Dies hat nichts mit früheren gelebten Leben zu tun, sondern einfach damit das unser Bewusstsein schon immer existiert und mit gewissen Zeitepochen und ihren Personen in einer Verbindung steht.



Es kommt darauf an den einen Gedanken zu finden,
der das Gebäude der Welt aufschließt. ( Heraklit.)
von Hans Wagner

Du sei ein Mensch –
Dein eigen Menschsein du verehr.
Denn das allein ist Geistes Leben,
Wach auf,
Steh auf,
zu geistgem Streben.
William Blake

Bevor ich gestern Abend zu Bett ging, habe ich noch wie jeden Abend, die sieben Uhr nachrichten angesehen. Ich schaue nie fernsehen, nur die Nachrichten. Gestern Abend brachten sie eine kurze Einblendung wie der Urknall gewesen sein könnte. Eben dieses typische Bild wie es jeder kennt, Explosion, Entstehung der Planeten u.s.w. Ich nahm dies nur oberflächlich wahr und ging früh zu Bett, da für mich um halb vier in der Frühe der Tag beginnt. In der Nacht hatte ich zwei Träume an die ich mich erinnern kann. Das eine war ein Albtraum das andere ein Traum sehr symbolischer Natur. Er ist schnell skizziert: Ich erlebte eine starke Explosion, befand mich in einem gleißenden Licht und flog mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch das Universum. Ich fühlte mich vollkommen körperlos und erwachte weil es mir Übel wurde von der Geschwindigkeit, mit der ich durch das Universum raste.
Ich sah auf die Uhr neben meinem Bett es war zwanzig nach drei Uhr. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen und versuchte diese Traumerinnerung zu verarbeiten, was mir allerdings erst am Kaffe Tisch gelang. In meinem Traum wurde ich wohl zeuge des Urknalls dachte ich bei mir vielleicht war es auch eine Erinnerung meines Bewusstseins an diesen Urknall. Eine Erinnerung die vielleicht im Menschen gespeichert ist, weil er eben dieses Urchaos möglicherweise miterlebt hat. Nun fragte ich mich wie kann ich solches miterlebt haben?
Ich bekam den Gedanken nicht mehr los, bis ich mir zumindest eine kleine These, eigentlich eher eine Spekulation zurecht gelegt hatte: Das menschliche Bewusstein war schon dem Urchaos inhärent, durch den Urknall wurde dieses ins gesamte Universum verstreut und begann nun seine Evolutionen und Verkörperungen. An diesem Punkt angekommen fiel mir der Satz des Parmenides ein: EX NIHILO NIHIL – "aus Nichts wird Nichts". Wenn man Heute von der Theorie des Urknalls spricht, steckt da nicht die gleiche Ansicht dahinter wie sie Parmenides vertrat? Er meinte das dass Seiende schon immer vorhanden war und trug diese Meinung in einem Lehrgedicht vor, das er als göttliche Eingebung empfand. In diesem uns bruchstückhaft Überlieferten Lehrgedicht werden Wahrheit und Wissen einerseits, Schein und bloße Meinung anderseits gegenübergestellt. Wahres Wissen wird erlangt durch reine Vernunfterkenntnis. Diese lehrt das es nur ein Sein, aber nicht ein Nichtsein geben kann.
"Nur das Seiende ist, das Nichtseiende ist nicht und kann nicht gedacht werden". (Parmenides).
Unter Seiendem ist dabei Raumerfülltes zu verstehen, es gibt also keinen leeren Raum. Die Annahme einer Bewegung setzt immer Nichtseiendes voraus – denn damit sich ein Körper an einen bestimmten Ort bewegen kann, muss vorher dort leerer Raum, also Nichts gewesen sein.
Parmenides Schüler Zeno sagte einmal: "Wo es Raum gibt müssen wir auch Räume annehmen". Wir wissen Heute das unser Universum aus unzähligen räumen besteht.
Die Griechen wussten dieses vor 2500 Jahren schon. Was wir durch die moderne Technologie erfahren haben, bekamen die Griechen als eine göttliche Eingebung mitgeteilt. Eine Art Über – Vernunft die sich manchmal in Form von Träumen in uns inkarniert und wenn wir darüber philosophieren, ergibt sich manchmal eine recht vernünftige Erkenntnis.
14. 12. 08



Das An – nehmen in der östlichen und westlichen Philosophie
von Hans Wagner

Je intensiver der Winter näher rückt, desto deutlicher spüre ich wieder den Ruf des Ostens. War ich in den letzten Wochen fast nur in den philosophischen Gefilden des Abendlandes zu Hause, spüre ich nun deutlich wie ich mich wieder nach der Beschäftigung mit den östlichen Weisheitslehren sehne. Es ist nun einmal das Schicksal vieler westlicher Denker, das sie sehr oft "zerstückeln" tun. Eine gewisse Ebene der Alltagsrealität behindert sie daran ins wirkliche Sein einzutreten. In der östlichen Philosophie, ich spreche hier vor allem vom Taoismus und Zen – Buddhismus, ist das "Ann – Nehmen", des Seins viel selbstverständlicher und vor allem praktischer. Wohl auch weil die Philosophie des Ostens, das kritische Denken zeitweise einfach ausblendet, im Wissen um eine höhere Eingebung. Sobald die westliche Philosophie sich mit der Spiritualität des Seins beschäftigt, kommen wir meistens an jenen Punkt des
"nicht weiter gehen", irgendetwas blockiert in uns und als einziges bleibt uns die Alternative der Mystik. Doch Mystik ist keine Philosophie! Etwas das sich im philosophischen Taoismus als auch in der Philosophie des Zen nicht findet. Das gesamte Spektrum der Spiritualität bedarf hier keiner besonderen Erwähnung, es wird einfach voraus gesetzt. Taoismus und Zen – Buddhismus in Verbindung mit den großen europäischen Metaphysikern, das ist für mich eine Zukunft der westlichen Philosophie.
15. 12. 08