Sonntag, 22. November 2009

Landschaftserfahrung

Sich mit einer Landschaft auseinandersetzen beginnt mit der Begehung der Landschaft. In dem ich sie erwandere löst sie in mir einen Bewusstseinsprozess aus. Bewusstes begehen einer Landschaft kann zu einer Wanderung durch Zeit und Raum werden. Eine Wanderung die sinnlich als auch metaphysisch ist.
Landschaften unterliegen Veränderungen. Sie verändern sich durch die Metamorphose der Natur, kurzfristig durch Jahreszeiten, vor allem aber durch Raubbau und Ausbeutung des Menschen. Landschaft zeigt uns eben auch Grenzen - hier hört die Naturlandschaft auf, geht vielleicht in eine Kulturlandschaft über um sich schließlich in einer trostlosen Stadtlandschaft zu verlieren.
Landschaftserfahrung ist am Anfang immer Sinneserfahrung, erst wenn ich damit beginne mich mit ihr zu identifizieren, wenn ich bereit bin die metaphysischen Aspekte einer Landschaft zu ergründen, trete ich mit ihr in Kommunikation, sie beginnt zu mir zu sprechen. Es ist eine magisch-poetische Sprache voller Mythen die hier zu hören ist.
Ich lebe in einem Dorf inmitten des Herzen des Pfälzerwaldes, wenige Minuten benötige ich um mich in den Wald zu begeben. Manchmal muss ich mich auch der nächsten Stadt nähern, die etwa zwölf Kilometer von meinem Heimatort entfernt ist. Der Wald zieht sich bis vor die Stadt, kurz vor der Stadtgrenze erzählen die Bäume in einer anderen Sprache als in der Tiefe des Waldes. Verloren, Verlassen in den Wipfeln zersaust, von giftigen Gasen zerfressen, stehen sie hier als stille Mahner. Apokalyptisch ist hier hier aussehen den hinter ihnen beginnt das Reich des gefrässigen Leviathans Großstadt. Immer auf der Lauer, gierig nach jedem Stück Idylle zu schnappen und es mit seinem gefrässigen Maul zu Verschlingen. Jedesmal wenn ich die großen stillen Mahner wieder sehe, weiß ich was sie mir mitteilen möchten - jetzt beginnt die Landschaft die seelen auffrißt.
hukwa