Donnerstag, 5. Mai 2011

Alte Waldberufe – Flößerei und Trift

Wenn ich eine Gegend erwandere bewege ich mich auch in ihre Geschichte hinein. Ja, beim Wandern begegnet man der Geschichte einer Landschaft ja förmlich.

In der waldreichen Umgebung von Trippstadt werden wir beim Wandern immer wieder Stellen finden, wo einst die Kohlenmeiler glühten und beim Wandern im Pfälzerwald finden sich an Bächen und Flüssen auch heute noch Plätze, wo einst Holz geflößt und getriftet wurde.

Schon im Jahre 1403 stellte König Rupprecht der Stadt Neustadt ein Privileg zum Flößen von Hölzern auf dem Speyerbach aus. Im größeren Stil wurde die Flößerei und das Triften von Holz allerdings erst im 18. Jahrhundert betrieben.

Im Laufe der Zeit unterschied man genauer zwischen „flößen“ für zusammen-gebundene Holzstämme (Floß) und „triften“ für loses Kurz- oder Schichtholz. (Hier ist noch zu bemerken, dass man in alter Zeit festgelegte und erlaubte Wege zum Eintreiben von Waldweidevieh in die Waldweide, die damals wegen knapper Grünfütterung sehr wichtig war, „Triftwege“ nannte. Solche Vermerke finden sich heute noch in älteren Flurkarten.)

Geeignete Bäche wurden, wie man damals sagte, „gerade gestochen“. Reichte das verfügbare Wasser nicht aus, bildete man durch den Einbau von Wehren Stauabschnitte.

Im Pfälzerwald wurde überwiegend getriftet.

„Wenn es Frühling wurde“ berichtet uns Walter Eitelmann, der Verfasser von „Rittersteine im Pfälzerwald“ „.....und die Quellschüttung am stärksten war, vertauschten die Holzmacher ihre Axt mit den langen Flößerstangen. Der Winterholzeinschlag war beendet, die Hölzer waren unter Mühen und Gefahren an den sogenannten Holzriesen (Rutschen) ins Tal hinabgerieselt und an den Holzplätzen gestapelt worden.“

Nun konnte das Triftgeschäft beginnen. Das Holz wurde ins Wasser gestoßen und nahm seinen Weg.

Die Oberleitung für die Trift im Pfälzerwald hatte das Triftamt in Neustadt, mit Triftmeisterstellen in Elmstein und Annweiler. Die Trift endete in der Regel am Georgitag (22. April).

Besonders viel Holz wurde im Bereich Kaiserslautern getriftet, da die Lauter hierzu ideale Vorraussetzungen bot. Im südlichen Bereich von Kaiserslautern waren der Schwarzbach und die Moosalb zum Triften geeignet. Bei der Moosalb musste mit Rücksicht auf die Hütten- und Eisenwerke im Karlstal bei Trippstadt, auf den oberen Teil des Bachlaufs verzichtet werden. Da dieser Industriebetrieb selbst größere Mengen Holz zur Gewinnung von Holzkohle verbrauchte, konnte der Triftbetrieb vermutlich erst aufgenommen werden, nachdem die Eisenverhüt-tung und Verarbeitung eingestellt war. Für den Transport von Holz aus den großen Wäldern beiderseits des Schwarzbachtales – Gräfensteinerwald und Horn-bachwald – war der lange wasserreiche Weg sehr vorteilhaft. Ein Triftwoog war wohl der Pferdsbrunnenweiher, der aus Zuflüssen von der Burgalbspring bei Johanniskreuz und der Pferdsbrunnenquelle gespeist wurde und wird.

Letztmals wurde 1902 von Speyerbrunn und Elmstein aus Holz getriftet. Die zum Zwecke der Flößerei befestigten Wooge und Bachläufe sind noch erhalten geblieben, die Wooge wurden nach dem Ende der Flößerei für die Fischzucht abgegeben.

Geblieben sind auch viele Flurnamen die mit dem Triften und Flößen zusammenhängen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kamen viele Holländer in den Pfälzerwald, um besonders gut gewachsene Bäume für den Schiffsbau zu kaufen. So entstanden Namen wie Holländerschlag, Holländerbäume, Holländerholz, Holländerweg, Holländerstein u.s.w.

Besonders stark gewütet haben die Franzosen im Pfälzerwald. So wissen wir, dass wertvolle Hölzer aus dem Kaiserslauterer Reichs- und Stiftswald auf Weisung von Napoleon ab 1804 über die Lauter, den Glan und die Nahe, nach Bingen geflößt und von dort im großen Verbund über den Rhein nach Rotterdam/Holland zum Schiffsbau gelangten.

Die Eisenbahn sorgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für einen schnelleren Transport des Holzes und setzte somit dem Flößerhandwerk ein Ende.

Bei Wanderungen im Pfälzerwald kann man noch an vielen Bachläufen die Kanalisierung und die kunsthandwerklich ausgeführten Wasserbauten der alten Triften bewundern. Sie sind heute steinerne Zeugen einer lang vergangenen Wald- und Forstgeschichte. Aber vor allem sind es die romantischen, einsam gelegenen Waldweiher, die der Wanderer im Pfälzerwald findet, die uns an diese alte Zeit erinnern.

hukwa

Lit. Hinweise:

Walter Eitelmann – Rittersteine im Pfälzerwald

Roland Paul – Von alten Berufen im Pfälzerwald; Der Pfälzerwald Porträt einer Landschaft

Walter Frenzel – Vom Triften im Raum Kaiserslautern