Montag, 13. Juni 2011

Die Energetik in der formlosen Zeichnung

Dem einen als auch dem anderen mögen formlose Zeichnungen mehr als Gekritzel denn als künstlerische Arbeiten erscheinen. Ist dem so? Malen wir den berühmtesten aller abstrakten Zeichner und Maler, nämlich Kandinsky in den Zeugenstand und lesen was Herbert Read der berühmte Kunstkritiker darüber aussagt: „Kandinsky erklärte, dass der letzte Zweck des Kunstwerks eine durchaus bewusste, durch die geduldige Ausarbeitung plastischer Formen bestimmte Konstruktion sei, die einem langsam „verwirklichtem inneren Gefühl“ entspreche.“ Dies ist die Energetik in der Kunst! Jedes scheinbar zufällige Gekritzel, jeder Pinselstrich in einer Komposition von Kandinsky sind willkürlich erfunden; viele Stunden pflegte er damit zu verbringen, diese scheinbar formlose Details zu Zeichnen und immer wieder zu Zeichnen, und erst wenn sie Symbole geworden waren, die genau etwas ausdrückten, übertrug er sie in seine Komposition.

Das verstand Kandinsky unter bewusstem Schaffen; es ist mit Strawinskys „Prinzip des spekulativen Wollens“ identisch, und darf nicht mit jener „formlosen Kunst“ verwechselt werden die später Tachismus genannt wurde. Auch nicht mit den modernen Arbeiten moderner Künstler, die direkt auf Leinwand malen, also die arbeiten ohne den manchmal auch sehr mühevollen Prozess der Zeichnung. Was Kandinsky von anderen abstrakten Malern unterscheidet ist sein bestehen auf bewusster Kontrolle der konstituierenden Elemente von Farbe und Form, Kandinsky war eingebunden in den „großen künstlerischen Prozess“.

hukwa