Wir alle befinden uns immer am gleichen spirituellen Ort. In der Mitte unseres eigenen Mandala. In ewiger Gegenwart durchdringt unser Bewusstsein unser körperliches Dasein. So können wir wenn wir nur wollen uns der Nadelspitze des ewigen Jetzt bewusst werden. Die Vergangenheit und die Zukunft sind nur auf das Nichtsehbare, Nichtfassbare und das Ewige zurückzuführen. Wir befinden uns ständig im Mittelpunkt unseres eigenen Kompasses unseres Selbst.
Dieses Selbst erkennen wir erst wenn wir unser Karma erkennen. Wir müssen zwangsläufig durch die mineralischen,pflanzlichen, tierischen und menschlichen Stufen hindurch und wir können als Menschen sicher sein dass diese Evolution in Gefilden begonnen hat die Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt sind.
hukwa
LandArt - Schriftstellerei - Malerei - Philosophie - Lyrik und Gedichte
Sonntag, 30. September 2012
Über meine hermetischen Erzählungen
Meine hermetischen Erzählungen und Kurzgeschichten sind zwar immer einzelne Geschichten dennoch haben sie einen Zusammenhang. Versammelt in einem Buch ergeben sie ein Ganzes und man kann sie wie eine Erzählung lesen. Ähnlich einem Roman der in einzelne Kapitel gesplittert ist. Sie entspringen der Phantasie des Unbewussten, sie sind mehr poetischer als schriftstellerischer Prozess. Es sind magische Suggestionen, poetische Magie mit mythologischen Hintergründen. Das phantastische ist die höhere Heimat des Dichters.
hukwa
hukwa
Donnerstag, 27. September 2012
Hoch zogen heute die Kraniche
Hoch zogen heute die Kraniche
aus Herbstgebüsch
der wehmütige Ton des Rotkehlchens
vermauert ist der Weg zurück
es spricht die Rinde der alten Eiche
mit dem Stein auf der Anhöhe
Schlief ich in den Wäldern den
Tempelschlaf
Jahrtausende fern
der Strassen die in das
gefrässige Maul des
Leviathan führen
Dein Himmel so grau das du die Flugzeuge nicht erkennst
aus Mauern von Beton
das traurige Gurren der Stadtauben.
hukwa
aus Herbstgebüsch
der wehmütige Ton des Rotkehlchens
vermauert ist der Weg zurück
es spricht die Rinde der alten Eiche
mit dem Stein auf der Anhöhe
Schlief ich in den Wäldern den
Tempelschlaf
Jahrtausende fern
der Strassen die in das
gefrässige Maul des
Leviathan führen
Dein Himmel so grau das du die Flugzeuge nicht erkennst
aus Mauern von Beton
das traurige Gurren der Stadtauben.
hukwa
Mittwoch, 26. September 2012
Magische Sprachkräfte
Der Dichter ist ein Priester im Heiligtum der Kunst. Die hermetische Poesie beschwört Worte aus dem Unbewussten, die der Alltagssprache fremd sind. Was in der hermetischen Dichtung seine Wirkung entfaltet sind magische Sprachkräfte.
hukwa
hukwa
Jetzt
Das letzte Licht
getragen von einem jungen Wind
bringt dir die Offenbarungen der Poesie
wenn das grüne Einhorn seinen Winterschlaf beginnt
sprudelt wieder die lyrische Quelle
Jetzt
fülle den Kelch.
hukwa
getragen von einem jungen Wind
bringt dir die Offenbarungen der Poesie
wenn das grüne Einhorn seinen Winterschlaf beginnt
sprudelt wieder die lyrische Quelle
Jetzt
fülle den Kelch.
hukwa
Dienstag, 25. September 2012
Dämmerungszustand der Poesie
Das hermetische Gedicht unterliegt dem Diktat des Unbewussten. Es ist Traumpoesie und entspringt einem somnambulen Dämmerungzustand.
hukwa
hukwa
Montag, 24. September 2012
Der Ort
Als Ort bezeichne ich den Platz an dem ich lebe. In meiner
Kindheit und Jugend war dies mein Heimatort. Ein kleines Walddorf ohne Zweifel
prägte mich dieser Ort gewaltig.
Jeder kannte jeden, jeder zweite war miteinander verwandt.
Der Ort zog mich an und stieß mich ab. Ich liebte ihn und ich hasste ihn. Erst
viel später begriff ich das Wort Heimat.
Mir wurde klar das es ein sehr vielschichtiges Wort ist, vor
allem ein Begriff der ständig in Entwicklung ist. In den 70 zigern las ich in
einem Buch von Allan Watts den mir bedeutsamen Satz : Egal wo du bist, du bist immer am gleichen Platz !
Mit 26. Jahren verließ ich meinen Heimatort und habe nie
wieder die Plätze meiner Kindheit und
Jugend seither aufgesucht. Warum weiß ich nicht, der ort hat sich
seither natürlich stark
verändert. In meiner Erinnerung trage ich ihn aber immer
noch als meinen kleinen Heimatort
mit mir herum. Mit vielen orten und Landschaften ging es mir
so. Ich glaube das ist wie ein geistiges Relikt. Ich bin ein Mensch der
Relikten und Ritualen. So brauche ich z.B. keine
große Stereoanlage, ich habe einen kleinen Recorder, denn
nenne ich meinen 78 ziger
Cassettenrecorder. Für mich funktioniert er wie ein Zauberstab
: Wenn ich eine Casette einlege, also mal Jefferson Airpaine mache ich eine
Zeitreise. Ich bin also mit meinem Gefühl in einer anderen Zeit. Zünde ich mir
dann noch ein Räucherstäbchen an, stelle meinen kleinen
Buddha daneben und lese ein paar Gedichte von Ginsberg,
befinde ich mich in einer ganz anderen Dimension.
Mit solchen Zeitmaschinen, ich nenne sie auch
Ausdrucksaltare, bin ich oft unterwegs wenn ich meine Orte aufsuche. Ich habe
im meinem Leben viele Orte erfahren. Viele haben mich geprägt mir Kraft
gegeben. Einen solchen Kraftort fand ich vor vielen Jahren im Hunsrück.
Mitte der siebziger hielt ich mich längere Zeit in
Christianna auf. Dies war ein Stadtteil in Kopenhagen der ganz in der Hand der
Alternativszene war. Was also in Amsterdam über die ganze Stadt verbreitet war,
fand sich hier gebündelt in einem Stadtteil. Ein Dorf in der Großstadt. Als ich
damals Kopenhagen verließ war ich müde und gestresst.
Wieder zu Hause saß ich einige Tage später an einem
Sonntagmorgen mit einem Freund
auf einer Bank in meinem Heimatort.
Irgendwann setzten wir uns in sein Auto und fuhren einfach
los. Wir hatten kein Ziel vor Augen, wollten einfach irgendwohin. Wir landeten
im Hunsrück. Wir fuhren eine Landstrasse entlang. Irgendwann sagte ich zu
meinem Begleiter, er möge doch den nächsten Waldweg mal rechts reinfahren. Das
tat er auch. Wir kamen in ein wunderschönes Waldtal. Mit einem verwunschenen
Wasserlauf, einer Burgruine auf einem kleinen Berg und einem uralten Bauernhof
mit einer kleinen Wohnzimmer Kneipe. Man spürte das hier fast nie Menschen
vorbeikamen. Wir tranken in dem kleinen Gasthaus einen Wein, der aus dem
Wingert stammte, der den Betreibern ( alte Menschen ) des Hofes gehörte. Der
Wein schmeckte so herb wie die Landschaft des Hunsrücks. Nachher gingen wir in
der Umgebung umher.
Ich wusste sofort hierher, würde ich öfters zurückkehren.
Ich hatte von diesem Ort Besitz ergriffen, oder hatte der
Ort von mir Besitz ergriffen. Es erübrigt sich dadurch die Frage wer hier wenn
Besitzt. Einige Wochen später, packte ich meinen Rucksack, mein kleines Zelt
und fuhr in den Hunsrück. Von dem Dorf aus, wo ich den Zug verließ war es noch
eine halbe Stunde Fußmarsch in das kleine Waldtal.
Auf der Wiese neben dem Bachlauf schlug ich das Zelt auf. Am
Morgen begrüßte mich immer ein Bussard der Majestätisch über der Ruine seine
Kreise zog. Nachts begleitete
ein Waldkauz der in der alten Burg wohnte, mit seinem
mystischen Ruf meinen Schlaf.
Ich war Menschenseelen allein. Nur an den Mittagen ging ich
zur Kneipe und nahm ein einfaches Mahl zu mir.
Es war einer der schönsten Plätze die ich in meinem Leben
kennen gelernt hatte.
Von nun ab fuhr ich zwölf Jahre lang, jedes Jahr wieder an
diesen Platz, wo ich mich erholen konnte. Wo ich wie fast an keinem anderen
Platz Kraft tanken konnte. Was genau die Magie dieses Ortes ausmacht kann ich
nicht sagen. Ich kann nur sagen das er voller Magie ist.
Das ich ihn nie vergessen werde und immer wieder versuchen
werde für wenigstens einige Stunden zu ihm zurückzukehren.
hukwa
Weißer Mond über dunklen Wäldern
Weiß steht der Mond über den dunklen Wäldern
Weise ist der Herbst mit seinen blauen Kometen
Wachsein um Mitternacht
Suchst Du den gläsernen Ort
Verborgen hinter den Steingärten der Illusionen
Das Blut der Phantasie tropft in den goldenen Kelch deiner Tagträume
Steinalt die Hölzer auf der Wiese
Lausche ihnen
Sie erzählen Dir ihr Sein.
hukwa
Weise ist der Herbst mit seinen blauen Kometen
Wachsein um Mitternacht
Suchst Du den gläsernen Ort
Verborgen hinter den Steingärten der Illusionen
Das Blut der Phantasie tropft in den goldenen Kelch deiner Tagträume
Steinalt die Hölzer auf der Wiese
Lausche ihnen
Sie erzählen Dir ihr Sein.
hukwa
Sonntag, 16. September 2012
Seinsweise der Poesie
Die Poesie führt uns zu jenem Punkt wo Urharmonie und Urzwiespalt zu Hause sind. Sie versucht zu vereinen, sie verbindet Eros und Psyche in uns. Durch die Poesie machen wir die Erfahrung das unser Leben halb bewusst und halb unbewusst ist.
hukwa
hukwa
Samstag, 15. September 2012
Lyrische Phänomenologie
Hermetische Lyrik kann man deuten als Aufbruch ins Irreale. Als eine Phantasie die Lichtjahre hinter dem Normalen ansetzt, als Angriff auf alles uniformierte. Poetik ist nicht nur Ontologie sonder auch Phänomenologie.
hukwa
hukwa
Blut der Phantasie
Dort wo sich Tod und Leben
wie Sterne gleichen
Dort wo die Schleier fallen
wirst du erkennen die Zeichen
Dort wo wir das Blut der Phantasie
aus goldenen Kelchen trinken
Zum reinen Leuchten unseres eigenen Seins
Hier weichen die Fesseln die dich eng umfingen
Erkennst du nun der Dinge Ewigkeiten?
hukwa
wie Sterne gleichen
Dort wo die Schleier fallen
wirst du erkennen die Zeichen
Dort wo wir das Blut der Phantasie
aus goldenen Kelchen trinken
Zum reinen Leuchten unseres eigenen Seins
Hier weichen die Fesseln die dich eng umfingen
Erkennst du nun der Dinge Ewigkeiten?
hukwa
Freitag, 14. September 2012
Unter Herbststernen
Entthrone nicht die Poesie
wandern will ich an den goldenen Ufern des Agrigent
ohne Schlaf lebst du deinen Traum
die Schwalben sind schon gezogen
unter Herbststernen wachend
ahnst du den Wandel.
hukwa
wandern will ich an den goldenen Ufern des Agrigent
ohne Schlaf lebst du deinen Traum
die Schwalben sind schon gezogen
unter Herbststernen wachend
ahnst du den Wandel.
hukwa
Mittwoch, 12. September 2012
Der Baum im deutschen Gedicht
Gedichte und Stimmen zu einem Thema
eine Betrachtung von Hans Wagner
Sag ich’s euch, geliebte Bäume ?
Die ich ahndevoll gepflanzt,
Als die wunderbarsten Träume
Morgenrötlich mich umtanzt.
Ach, ihr wisst es , wie ich liebe ,
Die so schön mich wiederliebt
Die den reinsten meiner Triebe
Mir noch reiner wiedergibt.
Wachset wie aus meinem Herzen ,
Treibet in die Luft hinein ,
Denn ich grub viel Freud und Schmerzen
Unter eure Wurzeln ein.
Bringet Schatten traget Früchte ,
Neue Freude jeden Tag :
Nur dass ich sie dichte , dichte ,
Dicht bei ihr genießen mag.
Johann
Wolfgang Goethe
Es gibt verschiedene Weisen, die Wirklichkeit zu sehen und
zu erfassen. Darin tritt
zutage, was der Mensch von seiner Umwelt erwartet , wie er
sie befragt. Die Natur
hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort bereit. Sie
begegnet dem Menschen von Heute anders als seinen Vätern. Diese sahen in ihren
großen harmonischen Ordnungen die bergende , einhüllende Schale , in deren
Mitte der Mensch einge –
bettet war. Die unendlichen Räume des Kosmos erschienen als
Himmel – und Sternenzelt , Sonne und Mond als Licht und Lampe eines friedvoll
in sich ruhenden Erdentages und die Erde als mütterlicher Boden eines
fruchtbaren Lebens , das sich im Tode immer wieder erneuert.
„ Die Baumgestalt steht sinnbildhaft für die
Menschengestalt. Ja mir will scheinen , dass ein Baum wie ein lebendiges Wesen
zu uns spricht : In mir ist ein Kern , ein Funke , ein Gedanke verborgen , ich
bin Leben vom ewigen Leben. Einmalig ist der
Versuch und Wurf , den die ewige Mutter mit mir gewagt hat ,
einmalig ist meine Gestalt und das Geäder meiner Haut , einmalig das kleinste
Blätterspiel meines Wipfels und die kleinste Narbe meiner Rinde. Mein Amt ist ,
im ausgeprägten Einmaligen das ewige zu Gestalten und zu zeigen. „ So schrieb
Hermann Hesse. Und der naturkundige Dichter Friedrich Schnack sagte : „ Das
Auge erfreut sich am
Anblick der grünen Bilder und Weltfestlichen Gestalten , an
ihren Laubflammen , den Flut und Wogenfällen der Wipfel , der entrückten
Haltung gewaltiger Baum –
leiber , den Erd und Himmelstänzen ihrer Hölzernen
Glieder... Wo Bäume wachsen,
ist die Erde gastlich. Herberge sind sie , Wirtshäuser ,
luftige Wohnungen , Stuben und Türme , grüne Burgen und Laubschlösser , Nester
für Vögel und Tiere , Verstecke für Buben. Kühle und Schatten spenden die
Wipfel. Ihr Laubdach ist das
Urbild jeden Obdachs.“
Ina Seidel klagt in ihrem Gedicht „ Versäumnis „ :
Viel zu wenig kenne ich die Bäume,
Die vor meinem Fenster stehen und rauschen.
Viel zu selten baun sich meine Träume
Nester , um die Winde zu belauschen.
Und des Himmels Silberwolkenspiele
Gehen vorüber ohne mich zu Trösten
Ganz vergessen habe ich so viele
Wunder , die mir einst das Herz erlösten.
Hier tritt der Baum als Heiler auf. Jeder Baum ist ein Baum
des Lebens. Die Ur – Alten unter ihnen sind wahre Medizinbäume. Gegen sie wirkt
ein Menschenleben kurz und bedeutungslos. Deutschlands ältester Baum ist die
berühmte Feme-Eiche
bei Bocholt im nördlichen Münsterland , die auf rund 1300
Jahre geschätzt wird.
Als Europas ältester Baum, gilt die berühmte Eibe bei
Fortingall in Schottland , die
nahezu 3000 Jahre alt sein soll. Messungen an den herrlichen
Beständen der Riesen – Mammutbäume in der kalifornischen Sierra Nevada ergaben
für einzelne der dickstämmigen Giganten ein Alter von über 3000 Jahren. Als die
ältesten heute
noch stehenden Mammutbäume aus den Samen keimten , ging in
Mitteleuropa gerade die Bronzezeit zu ende. Die ältesten , noch lebenden Bäume
der Erde sind krüppelige und verwachsene Grannen-Kiefern. Sie verdanken ihr
Alter von über 4000 Jahren ( nachgewiesenes Höchstalter 4700 Jahre )
möglicherweise der Tatsache , das sie an ihrem Hochgebirgsstandort in der
Sierra Nevada die längste Zeit des Jahres vereist bei Tiefkühltemperaturen
zubringen müssen.
Bis in den Wurzelgrund der Bäume dringt Fridolin Hofer vor ,
wenn er in seinem
Gedicht „ Baumwurzeln „ schreibt :
Sie langen tief hinab ins Land der Stille,
In das kein Lied je dringt aus Freilichtzweigen
Und das Gezirp der lauten Sommergrille
Wie tonlos tröpfelt in das große Schweigen.
Nur wann im Tag die wilden Stürme brausen
Und Stämme sich und Kronen ächzend recken ,
Geht es wie dumpfes , schütternes Erschrecken
Durch ihre nachterfüllten Bodenklausen.
Und tiefer drängt die Wurzel nur Verlangen ,
Sich einzuwühlen, in den Schoß der Erde ,
Dass ihnen alle , alle Süße werde
Wie Kinder die an Mutterbrüsten hangen.
Wie herrlich ruht es sich an glühendheißen Sommertagen im
Schatten des Buchenwaldes. Lebenden Säulen gleich steigen die glatten , grauen
Stämme empor.
Ihre dichtbeblätterten Kronen verwehren dem grellen
Himmelslicht den Zutritt zum Waldesgrund. Nur da und dort dringen durch Lücken
des Laubwerkes vereinzelt Sonnenstrahlen und rieseln über Stämme und Blätter
hernieder wie flüssiges Gold oder Tanzen als kleine Sonnen über den Waldboden
dahin. Neben den alten Bäumen streben die Stämme junger Buchen zur Höhe. Noch
ist es ihnen nicht vergönnt , mit ihren Wipfeln den blauen Himmel zu grüßen ;
dafür strecken sie ihre unteren Äste nach allen Seiten weit aus , um im
Halbdunkel so viel Licht wie möglich aufzufangen.
So lässt Theodor Däubler die Buche sprechen :
Die Buche sagt : Mein Walten bleibt das Laub.
Ich bin kein Saum mit sprechenden Gedanken ,
Mein Ausdruck wird ein Aste Überranken ,
Ich bin das Laub , die Krone überm Staub.
Dem warmen Aufruf mag ich rasch vertrauen ,
Ich fang im Frühling selig an zu reden ,
Ich wende mich in schlichter Art an jeden.
Du staunst den ich beginne rostig braun !
Mein Waldgehaben zeigt sich Sommerfroh.
Ich will , das Nebel sich um Äste legen ,
Ich mag das Nass , ich selber bin der Regen.
Die Hitze stirbt , ich grüne Lichterloh !
Die Winterspflicht erfüll ich ernst und grau.
Doch schütt ich erst den Herbst aus meinem Wesen.
Er ist noch niemals ohne mich gewesen.
Da werde ich Teppich samt rote Au.
Doch nicht nur den Buchenwald besang Theodor Däubler auch
die Fichte hatte es ihm angetan. Dunkel und duster ist der Fichtenwald. Wer in
einem Fichtenhain Zuflucht vor Stress und Hektik sucht , wird in der Regel mit
dem Lied der Amsel
belohnt.
Die Fichte von
Theodor Däubler
Der Fichte nächtlich sanftes Tagbetragen
Belebt Geschickeswürde kühn im Wald.
Kein Zweiglein kann in ihrer Waltung zagen,
Die ganze Nacht gibt ihrem Atem halt.
Es scheint ein Stern an jedem Ast zu hängen.
Des Himmels Steile wurde erst im Baum.
Wie unerklärt sich die Gestirne drängen !
Vor unserm Staunen wächst und grünt der Raum.
Ihr himmlisches Geheimnis bringt die Fichte
Den Blumen , unsern Augen fürstlich dar,
Ihr Sein erfüllte sich im Sternenlichte
Sie weiß bei uns das Friede sie gebar.
Was soll der Weltenwind im samt Geäste ?
Die Fichte weicht zurück und spendet Rast.
Ein Baum der alle Sterne an sich presste ,
Bleibt groß und segnet uns als großer Gast.
Von je sind Bäume unseren Vorfahren heilig gewesen, die
Liebe , die Beziehung zu Bäumen ging so weit das Baumfrevel mit schweren oft
grausamen Strafen gesühnt
worden ist. Einen Baum Niederschlagen konnte dem Morde an
einem Menschen
gleichgesetzt werden. So empfand auch noch der junge Goethe
, Werther , als er hörte, das die beiden hohen Nussbäume des Pfarrhofs , auf
Befehl der neuen Pfarrerin abgehauen worden waren , konnte sich nicht fassen :
„ Abgehauen „ ! Ich möchte toll werden , ich könnte den Hund ermorden , der den
ersten Hieb daran tat“... In dem leidenschaftlichen Ausbruch des jungen Goethe
klingen noch der Zorn und das Entsetzen über die Untat nach , die es für unsere
Vorväter war , wenn die Sendboten des neuen Gottes die heiligen Bäume und Haine
umschlugen. Denn wer ist nicht bei Eintritt in einen heiligen Wald von Schauer
überfallen worden ? Schon den Knaben hatte, wie Dichtung und Wahrheit erzählt ,
das heilige Geheimnis des Waldes angezogen , und als er das einem älteren
Freunde gestand , war es für ihn eine Offenbarung , zu hören , dass die
Germanen ihre Götter in Wälder wohnend gedacht , Bäume ihren Götter geweiht
hatten. „ Gewiss , es gibt keine schönere Gottesverehrung als die , zu der man,
kein Bild bedarf , die bloß aus dem Wechsel-
gespräch mit der Natur in unserem Busen entspringt. „
Ihre Furcht , die Götter durch menschenähnliche Bilder zu
entgöttern , hatte die
Germanen Wälder und Bäume als Heimstatt der Götter und
Offenbarungsmittler
ihrer Gegenwart verehren lassen. Nur so glaubten sie auch ,
die Natur in ihrer allwaltenden Kraft und ihrem Geheimnis ahnend begreifen zu
können , und es hing mit diesem ihrem Glauben zusammen , das sie sich dass
Weltall als einen immer –
grünen, mächtigen Baum vorstellten.
Eine Esche weiß ich,
heißt Ygdrasil,
ein hoher, heiliger Baum,
besprengt mit weißer Nässe.
Von dort kommt der Tau,
der in die Täler fällt.
Immergrün steht er
über dem Brunnen der Urd.
Gerade am Beispiel der Esche des Weltenbaums der Germanen
lässt sich wunderbar darstellen wie die Liebe zu den Bäumen das Weltbild der
Germanen
prägte. Die Esche ist wahrhaft mythologisch verzweigt :
DIE ESCHE Fraxinus excelsior
Baum des Jahres 2001
Legenden , Mythen eine Betrachtung
von Hans Wagner
Das Kuratorium – Baum des Jahres – in Berlin wählte die
Esche und begründete seine Entscheidung mit der Einmaligkeit der Baumart , „
die viele botanische und
ökologische Besonderheiten und Rätsel aufweist „ . Die Esche
ist ein Ölbaumge –
wächs und kann bis zu 40 m hoch werden. Sie ist vor allem an
den schwarzen , zwiebelspitzigen Knospen, ihren gefiederten Blättern und der
silbrigen bis asch –
grauen Rinde zu erkennen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt
sich über ganz Europa
bis nach Vorderasien. Wenn viele unserer einheimischen
Bäumen, schon ihr neues
Blattkleid tragen, trägt die Esche oft noch kein einziges
Blatt. Dies ist auf ihre Frost-
empfindlichkeit zurückzuführen. Sie wartet ab bis auch
tatsächlich kein Frost mehr
zu erwarten ist. Wohl deshalb schrieb die Baum – und Kräuterkundige
Hildegard v.
Bingen mit Recht : „ Sie ist ein Sinnbild der besonnenen
Einsicht „. Wenn sie dann im April oder Mai ihre schwarzen Knospen sprengt ,
hängen kleine, violette Blüten-
büschel heraus, die ihre Bestäubung dem Wind anvertrauen.
Bei der Esche gibt es
männliche, weibliche und gemischt –geschlechtliche Bäume.
Das Holz der Esche ist hart, zäh und besonders elastisch.
Schon in der Antike verwandte man es zur Herstellung von Handwaffen wie Armbrüste, Speere, Lanzen und Bögen. Der
bekannteste Eschenholzspeer ist der des Kentauren Chiron.
Diese Sagengestalt halb Mensch, halb Pferd bewohnte den
sagenumwobenen Berg
Pelion in Thessalien. Auf diesem heiligen Berg wuchsen die
berühmten Eschen und
Eichen, eine davon fällte Chiron und fertigte daraus jenen
Speer, mit dem Achilles
Hektor besiegte.
Natürlich ist die Esche auch im Keltischen Baumalalphabet ver –
treten. „ Nion „ hießen Baum und Laut. Sie war eines der
Symbole für Nacht und wasser. Was uns nicht zu wundern braucht, denn die Esche
liebt feuchte Standorte.
Die Eschen gaben den Kelten Schutz vor der zerstörerischen
Kraft der Wasser –
Dämonen. Die Druiden benutzten Eschenholz als Regenzauber.
In der germanischen Mythologie ist die Esche der wichtigste Baum – hier steigt
sie zum Weltenbaum empor. Ygdrasil-so wird die
Esche in der germanischen Mythologie genannt – ist der schönste aller
Bäume und heiligste der Germanen. Seine Zweige erstrecken sich über alle Welten
hinaus und erreichen den Himmel. Er hat drei Wurzeln die ihn aufrecht erhalten;
sie sind außergewöhnlich groß. Eine taucht in den Äsir, die Unterwelt der Asen,
der Götter hinunter, die zweite zu den Frostriesen
den Vorgängern, der Menschen, die dritte greift nach
Niflheim, dem Reich der Toten. Bei dieser letzteren Wurzel entspringt der
Brunnen Hvergelmir, die Quelle aller rauschenden Flüsse die, die Erde bewässern
und sie für den Menschen be –
wohnbar macht. Neben der zweiten Wurzel sprudelt die Quelle
von Mimir. Dem der
dort die Lippen netzt, schenkt sie Wissen und Weisheit, aber
ihr Besitzer, dessen Name „ Meditation „ bedeutet, hat es verboten, sich ihr zu
nähern; er selbst ist voll tiefsten Wissens, dass er täglich aus diesem Wasser
schöpft. Unter der ersten Wurzel, die der Überlieferung zufolge entweder die
unterirdische Behausung der Götter oder ihren himmlischen Wohnort erreicht –
die übrigens durch Bifrost, den
Regenbogen verbunden werden-gibt es eine dritte Quelle, die
heiligste von allen:
den Brunnen über den Urd die älteste der Nornen wacht. Als
Hüterinnen der Ge –
setze und alten Bräuche sind nur die Nornen in der Lage, die
Geschicke der Menschen und sogar der Götter selbst zu lenken, die nicht ewig
sind und dem Los, das alle trifft, nicht entrinnen können. Ursprünglich war
Urd, die älteste unter ihnen, deren Name Schicksal bedeutet, wahrscheinlich
allein. Möglicherweise waren die Legenden von den drei spinnenden Nornen, als
sie uns erreichten, schon
von den Moiren ( dem Personifizierten Schicksal ) und den
Parzen der griechischen
und der römischen Mythologie beeinflusst. Wie diese stellten
auch jene die drei Mondphasen-zunehmend-voll-abnehmend dar, deren Rhythmus das
Leben der Natur bestimmt und die auch den drei menschlichen Lebensaltern,
Jugend, Reife, Alter entsprechen. Jeden Tag schöpfen die Nornen aus dem Brunnen
Wasser und Schlamm und begießen damit die Esche, damit ihre Zweige weder
vertrocknen noch
verfaulen. Was immer in die Quelle fällt, wird so weiß wie
das Häutchen im Innern der Eierschale, das heißt, es kehrt zu seiner früheren
Reinheit zurück, zu seinem Vorgeburtlichem Ursprung.Dieses Makellose Weiß
kleidet auch das paar Schwäne, die die Quelle bewohnen und von denen die Vögel
dieses namens abstammen. Urds
Quelle ist also ein Jungbrunnen. Bei ihr versammeln sich die
Götter, um Rat zu halten, Streitigkeiten zu schlichten und Recht zu
sprechen.Dieser Schicksals –
brunnen verkörpert die Welt der Möglichkeiten, der Samen,
der Keime, eine nächt-
liche Welt aus Wasser und Erde , aus der alle Lebewesen
hervorgegangen sind.
wenn es Ygdrasil dank seiner Wurzeln den drei übereinandergeschichteten
Reichen
dem der Götter, dem der prähistorischen Riesen und dem der
Vorfahren des Menschen gestattet, an der Erdoberfläche zu erscheinen, so
erstreckt sich der Stamm der Esche, durch das Zwischen Himmel und Erde gelegene
mittlere Gebiet
das Midgart, wo die Menschen leben und ihr Wipfel erhebt
sich bis zu Asgard, dem
Domizil der Götter. Trotz seiner Mächtigkeit ist der
Kosmische Baum stets bedroht.
Die riesige Schlange Schlange Nioggrh nagt heimlich an der
dritten Wurzel, wird aber selbst Tag für Tag vom Adler angegriffen, der in
seinen höchsten Zweigen wohnt. Vier Hirsche kommen und gehen im Gezweige und
fressen die jungen Triebe
kaum das sie erschienen sind. Ygdrasils Laub beherbergt noch
weitere Tiere, die aber nützlich sind, so die Ziege Heidrun, die mit ihrer
Milch Odins Krieger ernährt
oder das Eichhörnchen Ratatosk, das am Stamm hinauf und
hinunterläuft und die
wechselseitigen Auseinandersätzungen zwischen Schlange und
Adler vermittelt. Letzterer weiß viele Dinge und beobachtet von seinem hohen
Standpunkt aus den
Horizont, um die Götter zu warnen, wenn ihre Uralten
Widersacher, die Riesen, sich zum Angriff anschicken.In manchen Versionen sitzt
ein goldener Hahn im Baumwipfel: er hat die selbe Aufgabe. Man könnte nicht,
bilderreicher ausdrücken
dass die Welt der
Spielball in einem unablässigen Kampf zwischen den Mächten des Lebens und deren
Zerstörung ist.
Nun ist der Kosmische Baum Heute aktueller denn je, denn
gerade Heute, da die Katastrophale Ausmaße des Waldsterbens nicht mehr zu
übersehen sind, ist es für
die Menschheit wichtig, wieder einen Bezug zu dem Wesen Baum
aufzubauen. Und
die Esche ist in diesem Sinne ein wirklicher Lebensbaum.
Die Geschichte der deutschen Lyrik ist in erster Linie ,
eine Geschichte der Natur –
dichtung , den Baum finden wir , immer wieder als
Mittelpunkt von Gedichten.
Oskar Loerke ist neben Wilhelm Lehman wohl der
sprachgewaltigste unter den deutschsprachigen „ Bukolikern „.
Die Birke von Oskar Loerke
Es decken Auge , Ringe , Striche
Wie Götzendienst
indianerhaft
Mit Grau und Schwarz den Birkenschaft
Als ob er einer Seele gliche ,
In der ein alter Weihekult
Noch nicht verdarbt sei vor dem neuen.
Das Krongrün flüstert über scheuen
Und blinden Zeichen der Geduld
Das Laub summt für die stille Schar
Was wahr gewesen ist bleibt wahr.
Die Erde leitet das Geschehen
Mit Augen die ihr Licht nicht sehen.
In der Nachfolge Oskar Loerkes und seiner Pansmusik (
erschienen 1916 ) entsteht
schon in der Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg eine neue
Naturlyrik , die nichts mehr mit herkömmlicher, gefühlsbestimmter Naturpoesie
zu tun hat , in der sich
Natur im Menschen „ Widerspiegelt „ . In dieser Dichtung
wird Natur als eine mystisch-magische Kraft , als eine dem Menschen fremde , ihn übersteigende höhere
Lebensordnung erfahren , in der der Mensch nicht mehr das Maß ist ,
sondern nur noch Kreatur neben anderen Kreaturen. Der „
Mensch wandert in die
Wesen aus „ und möchte von der Kreatur eine Bestätigung
seines Wesens erfahren:
„ Sprich mich wie den hagern Baum , singe du mich
Starenschwamm. „ Die Dichtung Wilhelm Lehmans , des aus Holsteins stammenden
Haupts dieser mehr im stillen wirkenden Naturlyrik , ist „ eine ununterbrochene
Poesie von den inneren
Anschauungsformen der Natur , die von der äußeren
Erscheinung jeweils bestätigt
werden müssen. „ So erscheinen die Worte in dem Gedicht „
Fliehender Sommer „ fast wie eine Beschwörungsformel an den Pappel Geist.
Fliehender Sommer
Marguerite , Marguerite
Weiße Frau in goldner Haube –
Erstes Heu wölbt sich zum Schaube
Kuckuck reist als er es sieht.
Pappel braust wie ein Prophet.
Aus dem vielgezüngten Munde.
Stößt sie orgelnd ihre Kunde.
Elster hüpft die sie versteckt.
Pappel , du in Weisheit grau ,
Diene ich dir erst zur Speise
Fall ich ein in eure Weise
Kuckuck , Elster , weiße Frau .
Und Günther Eich der sich später so ganz von der Naturlyrik
Entfernende hat mit seinem Gedicht „ Ende des Sommers „ einen auch für unsere
heutige Gegenwart
zutiefst bedeutenden Satz geprägt :
Wer möchte Leben ohne den Trost der Bäume !
Wie gut das sie am Sterben teilhaben !
Die Pfirsiche sind geerntet , die Pflanzen färben sich ,
während unter den Brückenbogen die Zeit rauscht.
Dem Vogelzug vertrau ich meine Verzweiflung an.
Er misst seinen Teil von Ewigkeit gelassen ab.
Seine Strecken
werden sichtbar im Blattwerk als dunkler Zwang ,
die Bewegung der Flügel färbt die Früchte.
Es heißt Geduld haben
Bald wird die Vogelschrift entsiegelt,
unter der Zunge ist der Pfennig zu schmecken.
Nach alter antiker Überlieferung ist der Pfennig das unter
die Zunge gelegte Fahrgeld über den Todenfluß; bei Eich bedeutet er den
Vorgeschmack des Todes.
Brücke, Tod und Baum findet man bei Eich auch in seinem
Gedicht Weiden :
Die Weiden verwachsene Weiber ,
gebeugt mit zottigem Kopf ,
zerlumpt sind ihre Röcke
die Läuse nisten im Kopf .
Sie recken die dürren Arme
vereint zum Himmel auf.
Zu ihren verwurzelten Füßen
stockt der Wasserlauf.
Unter der Bohlenbrücke
liegt ertrunken ein Kind
aus faulenden Weidenstrünken
seine Glieder sind.
Ich weiß das die Weiden schreien
mitten im Sonnenlicht.
Ich gehe über die Brücke
und tue als hört ich es nicht.
Auch der Lärche begegnen wir im dichterischen Werk von
Günther Eich :
Die Lärche gilbt unter den Nadelgeschwistern
sie birgt das lichte Haupt.
Die Schwermut hab ich in ihrem Gezweige
wie einen Geist zu sehen geglaubt.
Keinen Flügel hebt der Herbstwind den Samen
die Schuppen hüten ihn winterlos jung.
Im Astwerk bewahrt sie verjährte Zapfen
wie ich die taube Erinnerung.
Welcher Geist mag das Gezweige bewohnen ,
wenn es die Nacht mit Sternen belaubt ?
Unter dem vollen und schwindenden Monde
berge ich wie die Lärche das Haupt.
In seiner „ Wanderung „ schreibt Hermann Hesse : „ Bäume
sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie ,
wenn sie in Völkern und Familien leben , in Wäldern und Hainen. Und noch mehr
verehre ich sie , wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame. Nicht wie
Einsiedler , welche aus irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben ,
sondern wie große vereinsamte Menschen ,
wie Beethoven und Nietzsche . In ihren Wipfeln rauscht die
Welt , ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen ; allein sie verlieren sich nicht
darin , sondern erstreben mit aller Kraft nur das Eine : ihr eigenes , in ihnen
wohnende Gesetz zu erfüllen , ihre
eigene Gestalt auszubauen , sich selbst darzustellen. „
Von Anfang an war das Schicksal des Menschen durch ein so
enges und starkes Band mit dem der Bäume verknüpft , das man sich fragen muß ,
wie es einer Menschheit ergehen wird , die dieses Band brutal zerrissen hat.
Wir täten gut daran
wenn wir überleben wollen , das wieder herzustellen , was
wir zerstört haben.
Margarethe Hansmann wird in ihrem Gedicht , „ könnt ihr noch
Wetterbuchen liefern „ zur Anklägerin :
Aber es werden Menschen kommen
denen das zeitauf , zeitab
der Fabriken gleichgültig ist
sie wollen nicht auf Märkten einkaufen
aber sie fragen
nach dem Millionen
Jahre alten Wind
ob ihr noch Vögel
Fische
Füchse
Sumpfdotterblumen
aufgehoben habt
wenn anderswo
alle Wälder zerstückelt sind
alle Städte über die Ränder getreten
alle Täler überquellen von Müll
Könnt ihr noch Wetterbuchen liefern ?
einen unbegradigten Fluß
Mulden ohne schwelenden Abfall ?
Hänge ohne Betongeschwüre ?
Seitentäler ohne gewinn ?
Habt ihr noch immer nicht genug ?
Einkaufzentren in Wiesen gestreut
Möbelmärkte zwischen Skabiosen
nicht genug Skilifte ohne Schnee
Nachschubstraßen für Brot und Spiele
Panzerschneisen hügelentlang
Fichtenschonungen auf der Albheide
wenn ihr die Schafe Aussterben lässt
stirbt der Wachholder.
Margarethe Hansmann wird zur Anklägerin , bei ihr wird
Naturdichtung zur Ökolyrik , zum Protestgedicht . Immer mehr Stimmen werden
laut eine Natur –
lyrik im Sinne eines Wilhelm Lehmann , Martha Saalfeld oder
Johannes Bobrowski
sei heute nicht mehr angebracht. Nun mag die Naturlyrik auch
zu den bedrohten
Bewusstseinarten zählen , solange es hier und da noch einen
grünen Winkel , noch
eine Idylle gibt und sei es nur der letzte romantische Park
– so lange wird Naturlyrik auch eine Existenzberechtigung haben. Natürlich muss
Naturlyrik auch
kritischen Inhalts sein , doch wir würden verdorren ,
innerlich verdursten , würde
die Stimme der Natur , ihr orphischer Gesang verstimmen. In
dieser Betrachtung
geht es nicht rein um das „ Überleben der Natur „ , das wird
sie bestimmt , selbst
wenn die Erde einst menschenleer sein wird , hier geht es
vor allem um die Daseins-
berechtigung von Natur.
Der Naturlyriker wird im Akt der Herstellung von der „
geschöpflichen Macht des
Daseienden „ überfallen. Er gibt sein eigenes Bewusstsein
auf und geht mit seiner
Identität in die Natur über.
Hilfreich für die Betrachtung solcher Baumgedichte mag die
Unterscheidung von natura naturans und natura naturata sein; die erste ist die
schöpferische, die beseelte, die schaffende Natur, die zweite die geschaffene
Natur.
Es war Schelling der die beseelte Natur in einem Gedicht so
wunderschön und verständlich ausdrückte, wie es ihm in seinen theoretischen
Abhandlungen nie gelungen ist.
Die Natur
„muss sich unter Gesetze schmiegen
ruhig zu meinen Füßen liegen.
Steckt zwar ein Riesengeist darinnen,
ist aber versteinert mit seinen Sinnen,
kann nicht aus dem engen Panzer heraus,
noch sprengen das eiserne Kerkerhaus,
obgleich er oft die Flügel regt,
sich gewaltig dehnt und bewegt,
in toten und lebend`gen
Dingen
tut nach Bewusstsein mächtig ringen-
Allmählich lernt er im kleinen Raum gewinnen,
darinn er zuerst kommt zum Besinnen.
In einen Zwergen eingeschlossen
Von schöner Gestalt und geraden Sprossen
Heißt in der Sprache Menschenkind,
der Riesengeist sich selber find`t
Vom eisernen Schlaf, vom bangen Traum
Erwacht sich selber, erkennend kaum,
über sich gar so verwundert ist,
mit großen Augen sich grüßt und misst.
Möchte`alsbald wieder mit allen Sinnen
In die große Natur zerrinnen,
ist aber einmal losgerissen,
kann nicht wieder zurückfließen
und steht zeitlebens eng und klein
in der eigenen großen Welt allein.
Fürchtet wohl in bangen Träumen,
der Riese könnt sich ermannen und bäumen
und wie der alte Gott Satorn
seine Kinder verschlingen im Zorn.
Denkt nicht, das er es selber ist,
seiner Abkunft ganz vergisst,
tut sich mit Gespenstern plagen,
könnt`also zu sich selber sagen:
Ich bin der Gott, der sich am Busen hegt,
der Geist, der sich in allem bewegt.
Vom ersten Ringen dunkler Kräfte
Bis hin zum Erguß der ersten Lebenssäfte,
wo Kraft in Stoff und Stoff in Kraft verquillt,
die erste Blüt, die erste Knospe schwillt,
zum ersten Strahl von neugebornem Licht,
das durch die Nacht wie zweite Schöpfung bricht
und aus den tausend Augen der Welt
den Himmel so Tag und Nacht erhellt,
hinauf zu des Gedanken Jugendkraft,
wodurch Natur verjüngt und sich wieder schafft,
ist eine Kraft, ein Pulsschlag nur, ein Leben,
ein Wechselspiel von Hemmen und streben.“
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