Auszug aus einem größeren Manuskript
Meine Wanderungen durch das Reich der
Mythologie sind ja letztendlich nichts anderes als eine Fahrt durch
meine eigene Seelengeschichte. Was da aus dem Unbewussten hervor
quillt und durch Farbe und Pinsel Ausdruck bekommt, wenn manchmal
auch hinter Hadesnebeln verborgen, sind Symbole und Elemente die der
äußeren Welt und dem empirischen nicht mehr entsprechen. Es sind
Erscheinungen und Symbole meines Unbewussten, meiner Seele,
hervorgeholt durch kreative Imagination. Schon als Kind spürte ich
eine große Verbindung zum Unbekannten – das Unbewusste war mir
damals als Begriff noch nicht bekannt. Durch diese „Verbindung“
ist wohl auch jene Wurzel in mir gewachsen, die mein Leben als
Künstler bis Heute geprägt hat. Es war mir von Anfang an verstellt
ein Standbein im bürgerlichen Leben zu fassen, Künstlertum und
Bürgertum, das sind eben zwei verschiedene Welten.
Heute bin ich davon überzeugt das ich
schon damals, alle Entscheidungen die ich traf in Verbindung mit
meinem Unbewussten getroffen habe. Als ich begann in späteren Jahren
intensiv die Symbolik
Meines Unbewussten aufzuzeichnen –
aufzumalen, waren es die „Immerwiederkehrenden“ die mich hier zu
aufforderten. Hätte ich sie nicht gemalt wäre ich ganz in ihren
Bann geraten und mein Leben wäre vielleicht außer Kontrolle
geraten. In dem ich sie malte oder auch in hermetische Gedichte
fasste bannte ich meine Dämonen. Letztendlich habe ich sie ja durch
meine Beschäftigung und Verbindung zu meinem Unbewussten selbst
gerufen.
Es gibt Tage, so einer wie heute, da
renne ich regelrecht zwischen Schreibtisch und Maltisch hin und her.
Während des Malaktes ist das unbewusste besonders Energiehaft in
mir. Da kommt es vor das ich während des Malens besonders stark
fließen, dann wollen sie auch in Schreibworte gefasst sein. So
stehen in meinem Atelier das ich selbst als Oratorium bezeichne,
Schreibtisch und Maltisch eng nebeneinander. So steht mein ganzes
Gesamtkunstwerk auf dem Fundament meines Innenlebens, auch die
Bildhauerarbeiten und die Landart Projekte.
Natürlich haben mich auch andere
Künstler und Schriftsteller geprägt, dies ist im Leben eines jeden
Künstlers so. Für meine Suche waren waren C.G. Jung, Heinrich
Zimmer, Joseph Campbell und h.D. Thoreau besonders wichtig. Sie waren
mir für einige Zeit geistige Lehrer.
„Der Weg nach Innen“ war schon in
meiner Kindheit sehr ausgeprägt und was da aus meinem Innern
hervorkam, erschien mir damals als Chiffre. Ich hatte ja noch keinen
Schlüssel weder zum Unbewussten noch zur Mythologie. Denn musste ich
mir erst selbst schmieden.
Ich war als Kind und Jugendlicher kein
Einzelgänger, eher ein Einsamer. Ich konnte ja niemanden meine
tiefsten Gedanken verraten, da hätte man mich zum Psychiater
geschleppt. Also behielt ich es für mich. Als Jugendlicher entdeckte
ich dann dass man in Gedichte alles schreiben kann ohne Misstrauen zu
erregen. Also begann ich Gedichte zu schreiben, in diese verpackte
ich hermetisch verschlossen meine geheimen Gedanken. Nun hatte ich
etwas das nur mir gehörte und dessen Geheimnis nur ich kannte. Ich
war wer! Was natürlich für meine manchmal labile jugendliche
Persönlichkeit enorm wichtig war.
Ich bin fest davon überzeugt dass
Künstler werden – das Werden des Künstlers – schon in der
Kindheit des einstigen Künstlers verborgen liegt, denn – wahre
Kunst ist immer auch ein Ruf des Unbewussten. Ich möchte hier nur
Joyce und Picasso als Beispiele erwähnen. Der größte
Schriftsteller und der größte Maler des zwanzigsten Jahrhunderts
fanden ihre Worte und Bilder rein aus dem Unbewussten. Ich war immer
davon überzeugt wenn ich dem Ruf aus meinem Inneren nicht folge,
dann bleibe ich ewig ein Nachahmer. Der Weg zur Kunst begann für
mich in meiner Kindheit mit dem Erlebnis dass ich mit einem kleinen
wunderschönen Pilz hatte, dieses war sozusagen mein
Erweckungserlebnis:
Als Knabe hatte ich einmal ein
seltsames Erlebnis mit einem wunderschönen Fliegenpilz. Ich saß
unter einer großen, mächtigen Fichte, es war die Zeit des
Altweibersommers, der moosige Boden war voller Morgentau und tausende
von silbernen Spinnweben durchfunkelten mystisch den morgendlichen
Wald. Ich schwänzte mal wieder die Schule und fühlte mich so
richtig wohl, bei dem Gedanken an meine pflichtbewussten Mitschüler,
sollten die nur einmal lernen. Direkt vor mir wuchs ein herrlicher
Fliegenpilz, er gefiel mir so gut, das ich ihn ewig lange anstarrte,
plötzlich regten sich in mir Gedanken, wie ich sie nie zuvor gedacht
hatte. Ich wollte mit einem Male so sein wie dieser Pilz hier in
seiner einzigartigen Schönheit, einfach nur Tag und Nacht an diesem
platz verweilen, den Liedern der Vögel lauschen, Rehe und Hasen
beobachten, den gleitenden Flug des Bussards und Sperbers erspähen,
ja, dies war für mich etwas ganz Großartiges und dieser Gedanke hat
mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen, und oft habe ich später
dieses Gefühl in mir wiedergefunden: Dieses in der großen
Gemeinschaft mit Baum, Stein und Tier bin ich nicht alleine.
Nach diesem Erlebnis in meiner Kindheit
hatte ich Tage später einen seltsamen Traum. Mir erschien ein
Gesicht das Ähnlichkeit mit den Gesichtszügen des Buddha hatte wie
man „dessen Gesicht“ eben von Illustrationen her kennt. Die
Gesichtszüge lagen in tiefer Versenkung und Meditation. Plötzlich
wuchs aus diesem Buddhakopf ein riesiger Fliegenpilz. Viele Jahre
später hatte ich den fast gleichen Traum noch einmal, diesmal
tauchten noch zwei weitere Gesichter auf, sie hatten Ähnlichkeit mit
einem Steinrelief. Von da an nannte ich die Traumgestalt
Amanita-Buddha.
hukwa