Mittwoch, 10. Juni 2009

Genius

Schwebender Genius über der Erdkugel

Zwischen oben, zwischen unten
Schweb ich hin zu muntrer Schau,
Ich ergötze mich am Bunten,
Ich erquicke mich im Blau.

Und wenn mich am Tag die ferne
Luftiger Berge sehnlich zieht,
Nachts das Übermaß der Sterne
Prächtig mir zu Häupten glüht –

Alle Tag und alle Nächte
Rühm ich so des Menschen Los:
Denkt er ewig sich ins Rechte,
Ist er ewig schön und groß.
_

Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet!
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Über fällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt des Lichts begierig,
Bist du, Schmetterling, verbrannt.

Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Goethe





Vom Ahnen
von Hans Wagner

Wer bin ich? Wohin gehe ich? Was will ich? Woher komme ich? Letztendlich fängt jede philosophische Frage so an. Einmal am Tag sollte der philosophische Mensch sich intensiv diese Fragen stellen und für einige zeit intensiv darüber nachdenken. Man versucht den Menschen zu erfassen mit Hilfe der verschiedenen Wissenschaften wie Soziologie, Psychologie und Anthropologie. Sie alle erkennen auf ihre Art und Weise etwas am Menschen, etwas begrenztes, etwas teilhaftiges, etwas woran der Mensch Anteil hat. Doch ein Anteil ist kein Ganzes, es ist immer etwas begrenztes, den Menschen Selbst zu erkennen bleibt der Königswissenschaft, der Philosophie als Aufgabe überlassen. Den Menschen zu ergründen das kann man nicht über ein Fachgebiet, den der Mensch ist ein Ganzes, er ist mehr als nur Psychologie oder soziales Wesen. Je tiefer wir in das menschliche Wesen vordringen desto Rätselhafter wird dieser. Es kann mir passieren und es ist mir schon oft passiert, das ich am Morgen die Zeitung aufschlage und lese: Wissenschaft will beweisen es gibt keinen Gott; oder aber: Wissenschaft steht kurz vor der Entdeckung von Gott und der Seele. Wir können solche Behauptungen weder leugnen, noch können wir sie beweisen. Entdecken können wir immer nur einen Teil aber niemals das Ganze der menschlichen Existenz. Wir haben Einblick in die reale, biologische, soziologische und psychologische Struktur des Menschen, aber wir können nicht die Transzendenz des Menschen beweisen, obwohl wir wissen das die Transzendenz vorhanden ist. Sie ist vorhanden wie das Denken, aber keiner hat das Denken je gesehen und doch spüren wir das Denken in jeder Sekunde unseres Lebens – Ich denke – also bin ich! Wir wissen seit Freud sehr viel vom Unbewussten. Doch was das unbewusste tatsächlich ist das wissen wir nicht. Ist es vielleicht ein "Multi – versum?" Wir Wissen es nicht. Besitzt es schwarze Löcher wie das Universum? Wir Wissen es nicht?
Aber was wir noch nicht Wissen, ist dennoch schon in uns vorhanden, in Form eines Ahnens, ja eines bewussten realistischen Ahnens. Dieses bewusste ahnen ist aber schon ein Teil von mentaler Erkenntnis. Denn durch die Handlung des Denkens analysieren wir die Zusammensetzung eines Bewussteinsinhaltes in unserem Geist, wir verbinden das gefundene miteinander und bilden uns ein Urteil, das Urteil ist somit eine mentale Form von Erkenntnis.
Was in uns Verborgen ist, dies können wir auch entdecken, denn wenn es in uns angelegt ist, dann nur das wir es irgendwann auch Erkennen. Was wir heute erkennen, haben wir vor Jahrtausenden noch nicht mal erahnt, aber es war vorhanden, bis es aus den tiefen unseres Unteerbewusstseins in unseren Geist vorrückte. Bis es zu Licht wurde das unsere Transzendenz erhellte.
Wir ahnen also. Und das ahnen ist kein Aberglaube. Denn dieses "Ahnen" ist dem Einzelnen schon eine "gewisse Gewissheit". Es muss etwas sein, etwas muss Dasein, ein großes Sein muss es Sein, eben das DASEIN. Wenn nun einer sagt: Es gibt nichts das über unser Sein hinausgeht, dann genügt es schon, wenn ich sage: das mag vielleicht sein aber wie groß ist dein Sein? Was umfasst dein Sein? Ist dein Sein, ein begrenztes Sein oder ist es unbegrenzt, dein Dasein? Wie erfasst du dein Sein? Vor allem: Was ist dein Begriff von Sein? Glaubst du das Sein sich ausschließlich über das Denken erfassen lässt?
Es ist ein großer Fehler, wenn der Mensch das Sein über seine bürgerliche Existenz erfassen will. Dies ist als wenn ich mit einem Fernglas den Sternenhimmel beobachte und meinem Nachbar der mit dem modernsten Teleskop den gleichen Himmel beobachtet, erzähle ich würde mehr erkennen als er. Um zu Erkennen dürfen wir also nicht begrenzt sein. Mein Sein bleibt so klein wie ich selbst "klein" bin. Um Dasein zu erfassen müssen wir also in einem größeren Stil denken. Nur über transzendentes Denken lässt sich Sein erahnen. Dieses transzendente Denken ist nun die Aufgabe des philosophischen Menschen": Es ist die Aufgabe der Philosophen, gegenüber der dogmatischen Verengung und Intoleranz der Wissenschaften auf Wirklichkeitssphären zu verweisen, die diese vernachlässigen. Eine Hauptaufgabe der Philosophie ist die Kritik der Abstraktion. Eine Abstraktion liegt auch der modernen Naturwissenschaft zugrunde. Sie ruht auf einer Abblendung des unmittelbar Wirklichen. Indem sie etwas scharf sehen will, muss sie vieles andere übersehen. Das ist die "Täuschung des verstellten (verdeckten) Konkreten", welche die Philosophie aufzudecken und aufzuheben hat." (STÖRIG. Der amerikanische Philosoph William James schrieb vor etwa hundert Jahren folgend":Ich selbst lehne entschieden den Glauben ab, dass unsere menschliche Erfahrung die höchste Form der Erfahrung, die es im Weltall gibt, sein soll. Eher glaube ich, dass wir zum Ganzen der Welt in fast derselben Beziehung stehen wie unsere Lieblingshunde und- Katzen zum ganzen des menschlichen Lebens. Sie bevölkern unsere Wohnzimmer und Bibliotheken. Sie nehmen Teil an Szenen, von deren Bedeutung sie keine Ahnung haben. Sie treten in bloß vorrübergehende, Tangentenhafte Berührung mit dem gewundenen Lauf der Geschichte... ähnlich kommen wir mit dem umfassenden Leben der Dinge nur tangential in Berührung.."
Dieses "ahnende" ist uns einfach Noch-nicht-bewusst, es ist unter anderem das-noch-nicht bewusste eines Ernst Bloch. Etwas das noch nicht in unser Bewusstsein eingedrungen ist, wir müssen noch daran arbeiten. Wird es uns bewusst ist auch unsere Existenz erweitert und der Blick ins Dasein wird größer. Wenn der transzendente Blick sich vergrößert wird auch unsere Existenz heller. So erweitert die Arbeit am Noch-nicht-Bewussten und das Streben nach Existenzerhellung unsere Transzendenz.
hukwa