Dienstag, 16. Juni 2020

Qual der Natur



Der Mensch ist mit den Pflanzen und Tieren, der Erde und den Elementen aus der Naturgeschichte hervorgegangen. Unser Dasein als Mensch kann nur im Naturzusammenhang des Lebens ein ganzheitliches sein. Dies allerdings scheinen die meisten vergessen zu haben.
Diese Naturvergessenheit (Seinsvergessenheit) hat dazu geführt, dass der wissenschaftlich-technische Fortschritt sich verselbstständigt hat und sein ursprüngliches Ziel, nämlich zur Selbstverwirklichung des Menschen beizutragen, vollkommen aus den Augen verloren hat. Hinzu kommt, das produzieren und konsumieren zu einer menschlichen Bestimmung geworden sind was aber gleichzeitig zur „Qual der Natur“ wurde. Die Massenerzeugnisse unserer Zivilisation erreichen um die Weihnachtszeit ihren absoluten Höhepunkt. Vom Roberterrasenmäher bis zum Smartphone sorgen sie nicht nur für weitere Umweltverschmutzung sondern auch für die Innenweltverschmutzung vieler Menschen. Da uns die Geschenke letztendlich nicht mehr besonders überraschen können, weil Morgen schon alles wieder alt ist, müssen wir ständig neue konstruierte Objekte, neue Techniken und das neueste Modell von irgendwas erwerben um uns zu stimulieren. Der Neurobiologe Gerhard Hüther schreibt daher zu Recht: „Was die Spielwarenindustrie inzwischen global aufgebaut hat, ist die perfideste Verführungsmaschinerie, die es in der gesamten Menschheitsgeschichte bisher gab“.
Wenn man nun noch die Lebensmittelindustrie mit ihrer Abteilung Süßwaren dazurechnet mit der Unterabteilung Verpackungsindustrie, können wir noch einige hunderttausende extra Tonnen Weihnachtsmüll hinzurechnen. Wenn nun an den Feiertagen das große Fressen beginnt und die Nahrungsmittelindustrie vermehrt Fleisch anfordert, beginnt in den Wochen davor das große Schlachten.
Würden wir einen nachhaltigeren Lebensstil führen hätten wir einige Probleme weniger aber Nachhaltigkeit ist nicht ohne Verzicht zu haben. Das Karlsruher Institut für Technologie hat sich damit beschäftigt, wie weniger Konsum zum Klimaschutz beitragen könnte und kam zu folgendem Ergebnis: Wenn Deutschland sein für 2030 gestecktes Ziel erreicht, dass Einzelhandel und  Verbraucher die Lebensmittelabfälle halbieren, dann würde das den Treibhausgasaustoß in diesem Bereich um 9,5 Prozent verringern im Vergleich zu 2015.
Damit ist jeder Einzelne gefragt: Denn das setzt voraus, dass man seine Einkäufe bewusster plant und möglichst nur kauft, was nicht mehr vorrätig ist oder was sich hält. Auch der Handel sei gefordert argumentieren die Wissenschaftler vom Institut für Technologie: Er solle Anreize wie Großpackungen oder Sonderangebote streichen, um den Kunden nicht dazu zu verleiten, sich zu übernehmen.
Nun sind allerdings sämtliche Wirtschaftsunternehmen kapitalistisch orientiert was einfach heißt: Immer mehr produzieren! Was hilft es also, wenn immer mehr Bürger auf Nachhaltigkeit achten, doch die Wirtschaft treibt den Turbokapitalismus immer mehr an?
hukwa