Montag, 15. Juni 2020

Auf dem Gipfel des Parnass

Eine philosophische Meditation
In einem Brief an den Popularphilosophen Christian Garve schrieb Immanuel Kant..."ich stehe mit aller Welt in Frieden". Dennoch wusste Kant sehr gut um das "Geschmeiß" das da kriecht am Fuße des Parnasses. Wohl wusste der Philosoph, dass wenn man die Bereitschaft in sich spürt mit aller Welt in Frieden zu leben das man sich trotzdem nicht der Ilusion hingeben darf, dass man mit aller Welt in Frieden leben kann. Jeder Mensch begegnet irgendwann in seinem Leben einem solchen "Geschmeiß". Kant hatte diesen Unmenschen gegenüber eine Arznei: die Philosophie! Sie existiert als Macht der Vernunft im Menschen und will erweckt sein. In seinen Beobachtungen von 1764, hat uns Kant eine Wesensschau mitgeteilt, die man auch als Selbstporträt seines Charakters auslegen kann. Lassen wir den Weisen aus Königsberg selbst zu Wort kommen:
"...Der Mensch von melancholischer Gemütsverfassung bekümmert sich wenig darum was andere urteilen, was sie vor gut oder wahr halten, er stützt sich desfalls bloß auf seine eigene Einsicht...Gesprächigkeit ist schön, Gedankenvolle verschwiegenheit erhaben. Er ist ein guter Verwahrer seiner und anderer Geheimnisse. Wahrhaftigkeit ist erhaben und er hasset Lügen und Verstellungen. Er hat ein hohes Gefühl von der Würde der menschlichen Natur. Er schätzet sich selbst und hält Menschen vor ein Geschöpf, das die Achtung verdienet. Er duldet keine verworfene Untertänigkeit und atmet Freiheit in einem edlen Busen. Alle Ketten, von denen vergoldenen an, die man am Hofe trägt, bis zu dem schweren Eisen des Galeerensklaven sind ihm abscheulich. Er ist ein strenger Richter seiner selbst und anderer, und nicht selten seiner und der Welt überdrüssig". 
In diesen kurzen Zeilen und Sätzen kommt die erhabene vorstellung zum Ausdruck, wie sie die antiken Stoiker gedacht haben. Die Schriften von Seneca dem großen stoischen Philosophen waren eine Lieblingslektüre von Kant. Er verstand sich als ein freier Geist der von seinem eigenen Verstand Gebrauch machte. Etwas dass den meisten Menschen von Heute fehlt - sie lassen sich lieber denken.
hukwa