Dienstag, 14. Juli 2020

Hegel und der Taoismus


Der Sinn des Eindringens in die Philosophiegeschichte setzt voraus, dass man schon unter der Führung der Philosophie steht. Nur Philosophie, versteht Philosophie, die einst war und heute ist.“
Karl Jaspers 
 
Zum Philosophieren gehört in unserer Zeit immer ein transkultureller Ansatz. Hegel hatte als erster Philosoph über die Weltgeschichte philosophiert. Im Jahre 1816 las er in Heidelberg fachkundig über Taoismus, Konfuzianismus und die Philosophie des I Ging. Seine Kenntnisse stammten zwar aus zweiter Hand, nämlich von den Übersetzungen der Jesuiten, doch er war insbesondere was den Taoismus betraf sehr gut informiert. In diesen Vorlesungen tat Hegel etwas, das für die damalige Zeit und Philosophie absolut neu war. Er verglich den chinesischen Taoismus mit dem griechischen Denken.
Aus den Parallelen die er zwischen dem Taoismus Chinas und der Philosophie der Griechen zog geht hervor, dass er den Taoismus auf seine Stellung in der Geschichte der Philosophie hin überprüfte. Hegel war damit seiner Zeit weit voraus.
Wenn er damals über den Taoismus philosophierte dann sprach er über die nicht-materiellen Aspekte der Existenz, denn darum geht es im Taoismus. Erst durch die Berücksichtigung der Weltsicht anderer Kulturen und Epochen und vor allem von einem Denken das vom vorherrschenden Weltbild abweicht, wird Philosophie ganzheitlich.
In der Philosophie Hegels erscheint das „Sein“ gleichbedeutend mit dem denken. In der Phänomenologie des Geistes erklärt er die ununterbrochene Umwandlung der Begriffe dadurch, dass das Gegebene stets einen Widerspruch erzeugt, durch das was es nicht ist. In dieser Gegensätzlichkeit teilt es sich bis etwas Neues erscheint welches das vorherige integriert. In einer Art Selbstbewegung durchläuft das Denken den Geist und vollendet sich in einer alle Widersprüche umfassenden Einheit. Hier wird eine Nähe zum östlichen Denken spürbar.
Hegel erklärt, dass der Geist aus der Sphäre des Objektiven zum Subjektiven zurückkehren könne, diesen Zusammenhang nennt er den absoluten Geist. Der absolute Geist umfasst das Wissen der absoluten Idee als das der Wahrheit allen Seins.
Der Geist des Menschen versucht, wenn er philosophisch geschult ist, sich zu vereinen mit dem Absoluten, mit der allumfassenden, alle Gegensätze aufhebenden Kraft und Substanz des Daseins. Diese Vereinigung die Schelling unio mystica nannte bezeichneten die Taoisten als Tao.

Lit.Hinweise:
Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Berlin 1833. Bd.1. S.143f. 

hukwa